Kostümdesignerin über "Emily in Paris": "Sie kann eine Trendsetterin werden"
Unter Kostümdesignern ist Patricia Field spätestens seit „Sex and the City“ ein Star. Sie kleidete Carrie Bradshaw in schrullige Outfits, steckte Miranda Hobbs in klassische Hosenanzüge, wurde Charlotte Yorks bravem Mädchenimage mit Rüschen und Tüpfchen gerecht und verwandelte Samantha Jones auch äußerlich in einen Paradiesvogel. Für ihre Arbeit an „Der Teufel trägt Prada“ wurde sie für den Oscar nominiert. Die geborene New Yorkerin, deren Markenzeichen knallrote, lange Haare sind, ist mit unglaublichen 79 Jahren nach wie vor im Geschäft, derzeit mit Darren Stars neuester Serie „Emily in Paris“ (auf Netflix zu sehen).
KURIER: Lassen Sie sich vom Drehort, in diesem Fall Paris, inspirieren?
Patricia Field: Paris war für mich immer eine mythologische Modewelt. Und ich war immer überglücklich, wenn ich für eine Serie oder einen Film Kostüme dafür kreieren durfte. Wir haben ein paar „Sex and the City“-Folgen dort gedreht und einige Szenen in „Der Teufel trägt Prada“. Und jetzt freue ich mich sehr darüber, dass ich für „Emily in Paris“ Pariser Mode mit meinem eigenen Flair kombinieren kann. Ich mag auch die Verwandlung der Protagonistin sehr, das fordert mich als Kostümdesignerin. Anfangs ist sie dieses typisch amerikanische Mädel aus Chicago, jung, smart aber alles andere als chic. Sie weiß, dass die Pariser in ihrem Büro die Nase rümpfen, wenn sie sie sehen. Und sie spricht nicht Französisch. Nach und nach nimmt sie Modetipps an und verändert ihren Stil zum Besseren. Damit hatte ich besonders Spaß.
„Sex and the City“ veränderte die Art, wie Frauen sich kleiden. Die Serie machte Stile offener und erlaubte Kombinationen, die vorher verpönt waren. Hatten Sie das erwartet?
Nein, als ich an „Sex and the City“ zu arbeiten anfing, hätte ich nie gedacht, dass diese Serie zu einer Art Modedenkmal werden könnte, dass sich die Kleidung, die ich für die Charaktere zusammenstellte, plötzlich zum Riesentrend entwickeln würde und sich Modegeschäfte daran orientieren könnten. Das war eine Überraschung und eine Erfolgsgeschichte in meinem Leben, auf die ich gerne zurückblicke. Aber erwartet hätte ich das nie.
Glauben Sie, dass „Emily in Paris“ etwas Ähnliches bewirken wird?
Ich kann nicht erwarten, dass irgendetwas in meiner Karriere je an den „Sex and the City“-Erfolg herankommen wird, aber ich denke doch, dass die Figur der Emily eine Trendsetterin werden kann, denn Lily Collins ist eine so wunderbare Schauspielerin. Eine harte Arbeiterin, optimistisch, klug und weltgewandt. Das drückt sich in der Rolle aus, aber auch in ihrer Person. Könnte sie mit dieser Rolle zur Modeikone werden? Ja.
Wenn Sie an Ihre lange Karriere denken, was war die größte Herausforderung?
Mit Schauspielern zu arbeiten, erfordert, dass man eine gegenseitige Beziehung aufbaut, dass sie dir vertrauen können und dich respektieren. Die meisten meiner Erfahrungen könnten so beschrieben werden. Aber ich hatte ein paar unangenehme Zusammenarbeiten, allen voran Alec Baldwin, der überhaupt nicht kapiert hat, was ich von ihm will, warum es mich gibt, und er war nie nett zu mir. Aber die meisten sind das Gegenteil, und das ist ein Geschenk.
Wie stehen Sie zu Mode-Recycling?
Ich bin ein großer Fan davon. Wenn mich wer um Rat bittet, sage ich immer: „Such dir Kleidung aus, die klassisch ist, nicht trendy. Das wird immer in deinem Kasten Platz haben, und du wirst es nie bereuen.“ Ich schlage auch vor, dass man seine Kleidung aus dem Kasten nimmt, auf den Boden oder aufs Bett legt und komplett neu arrangiert, und zwar auf eine Art, die man selbst vorher nie erwogen hat. Völlig neue Kombinationen schaffen eine völlig neue Ausstattung, und dann muss man nicht ständig Neues kaufen. Und tauschen Sie Ihre Kleidung mit der besten Freundin! Auch das belebt und fällt unter Recycling.
Sie sind für Ihren Optimismus bekannt. Woher nehmen Sie Ihre positive Lebenseinstellung?
Ich wurde als Kind immer als etwas Besonderes angesehen. Meine Großmutter und meine Tanten haben in mir etwas gesehen, das ich damals noch gar nicht verstanden habe. Sie haben immer gesagt: „Du kannst alles werden, was du willst!“ Das war der Beginn. Und dann wurde ich Kostümdesignerin und weigerte mich, Kriegsfilme und andere deprimierende Genres zu machen. Ich war auch nicht an Vampirfilmen interessiert, obwohl es da lukrative Angebote gab. Ich tendierte zu romantischen Komödien, zur Leichtigkeit des Seins. So habe ich meine Kindheit erlebt und das wurde ein Teil meines Repertoires.
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