Teilnahme Israels am ESC: ORF-Stiftungsrat stärkt Weißmann den Rücken

ORF-Jahresabschluss 2024 positiv. Blaue Stiftungsräte sorgen wieder für Aufregung

Der ORF-Stiftungsrat stärkt Roland Weißmann den Rücken - zumindest was seine Haltung betrifft, wonach Israel am 70. Eurovision Song Contest (ESC) in Wien teilnehmen soll. Ein Großteil der Rätinnen und Räte sprach am Donnerstag bei vier Enthaltungen eine Empfehlung an den ORF-Chef aus, diese Position weiter zu vertreten. Der Antrag stammte von Alexander Zach, einem von drei den Neos zuordenbaren Stiftungsräten. Bemerkenswert: Die anderen beiden stimmten übrigens, wie zwei weitere Räte, nicht zu. „Wir sind keine Fraktion“, erklärte Zach das pinke Stimmverhalten. 

Wegen des Gaza-Kriegs will Irlands Rundfunk bei einer Israel-Teilnahme auf den Wettbewerb verzichten. Auch in Spanien wird eine Nicht-Teilnahme überlegt.

Positiver ORF-Jahresabschluss

Abseits davon segnete das oberste ORF-Gremium bei einer Sitzung auch den ORF-Jahresabschluss 2024 ab. Dieser fällt laut ORF-Aussendung positiv aus. Der Konzern erzielte 2024 einen Gewinn vor Steuern (EBT) in Höhe von 34,7 Mio. Euro (2023: 16,5 Mio. Euro). Bei der Muttergesellschaft lag er bei 4,3 Mio. Euro (2023: 4,0 Mio. Euro). Die Umsatzerlöse des ORF-Konzerns betrugen 1,13 Milliarden Euro (2023: 1,08 Milliarden Euro). Davon entfielen ca. 732 Mio. Euro auf Einnahmen aus dem ORF-Beitrag, in etwa 198 Mio. Euro auf Werbeerlöse und rund 199 Mio. Euro auf sonstige Umsatzerlöse.

Unvereinbarkeit behauptet

Der ORF-Jahresabschluss beschäftigte die Räte aber auch in anderem Zusammenhang. FPÖ-Stiftungsrat Peter Westenthaler ortete eine "klassische Unvereinbarkeit" bei Stiftungsratskollegin Andrea Schellner. Sie sei Miteigentümerin eines Wirtschaftsprüfungsunternehmens, das auch den ORF-Jahresabschluss 2024 kontrolliert habe. Westenthaler will nun eine Anzeige bei der Medienbehörde KommAustria einbringen.

Stimmt nicht, hieß es von Schellner, die auch Vorsitzende des Finanzausschusses im ORF-Stiftungsrat ist und dem Jahresabschluss des ORF im Finanzausschuss zugestimmt hat. Der ORF-Jahresabschluss sei bereits am 30. April von der "HLB Vorarlberg" bestätigt worden. "Da war es noch gar kein Thema, dass ich in den Stiftungsrat kommen könnte", so Schellner. 

Schellner betont, im Vorfeld ihrer Entsendung sei geprüft worden, ob eine Unvereinbarkeit vorliegen könnte. Sie sei nicht beteiligt an der "HLB Vorarlberg", sondern Mitgesellschafterin an der "HLB Intercontrol Austria". Zwischen den beiden Unternehmen bestehe jedoch nur "eine lose Verbindung", so Schellner. 

Stiftungsratsvorsitzender Heinz Lederer stellte sich hinter Schellner. Einer Klarstellung der KommAustria sehe man "gelassen" entgegen.

Anzahl der Führungsfunktionen

Der blaue steirische Stiftungsrat und ehemalige ORF-Direktor Thomas Prantner forderte indes eine Strukturreform in der ORF-Zentrale in Wien. Er meint, dort habe sich die Anzahl der Führungsfunktionen in den vergangenen Jahren massiv erhöht. ORF-Generaldirektor Weißmann widersprach mit Nachdruck: "Wie glauben Sie, sollte sich so ein Sparkurs ausgehen? Wir blähen die Struktur nicht auf, ganz genau das Gegenteil ist der Fall. Der ORF spart", sagte er unter Verweis auf den laufenden Konsoldierungskurs beim ORF-Budget.

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