Hugo-Portisch-Preis an Fritz, Mischke und Hindrichs verliehen
Am Donnerstagabend wurden erstmals die Hugo Portisch-Preise im Gedenken an den ORF-Dokumentaristen, Buchautor und ehemaligen KURIER-Chefredakteur in Wien vergeben. Aus hunderten Einreichungen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum von einer hochkarätigen Jury ausgewählt, ging der Hauptpreis an „Welterklärer“ und ORF-Journalisten Peter Fritz. In der Kategorie Zeitgeschichte/Dokumentation nahm die deutsche ARD-Journalistin Tatjana Mischke den Hugo Portisch-Preis entgegen. Benjamin Hindrichs, freier Mitarbeiter für „Zeit online“ und „Krautreporter“ erhielt den Nachwuchspreis.
„Hugo Portisch hat Spuren hinterlassen, welche die Zeit nicht verwehen kann – als Europäer und als Weltbürger. Der Hugo Portisch-Preis ehrt Journalistinnen und Journalisten, die seines Sinnes sind“, betonte Heinz Nußbaumer, Ehrenvorsitzender der Hugo-Portisch-Gesellschaft, Freund und langjähriger Wegbegleiter Portischs.
Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) erklärte: „In Wahrheit war Hugo Portisch das, was ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk leisten soll. Wenn man jetzt dann und wann darüber spricht, ob es einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk braucht oder nicht braucht, dann ist Hugo Portisch selbst über seinen Tod hinaus sicher einer der besten Botschafter für einen solchen Öffentlich-Rechtlichen."
Der Preis ist mit insgesamt 60.000 Euro einer der höchstdotierten Journalismus-Preise im DACH-Raum.
Glühende Ohren
Auch wenn sich die Journalismus-Legende selbst, bis sie 80 war, Ehrungen verbat, „Hugo würde sich über den heutigen Tag sehr freuen, dass da jemand wie Peter Fritz einen Preis bekommt, bei dem Hugo mit glühenden Ohren zu Hause gesessen ist“, sagte Nußbaumer. ORF-Generaldirektor Roland Weißmann würdigte Fritz: „Die journalistische Sache stellst du immer über die eigene Person. Eitelkeit ist etwas, was du nicht kennst. Dir ist immer die Sache, die Geschichte wichtig und dem Publikum die Hintergründe zu erklären.“
Peter Fritz, untrennbar u. a. mit seinen Einsätzen als Sonderkorrespondent beim Fall der Berliner Mauer oder bei 9/11 verbunden, erinnerte sich an ein Interview mit Portisch zum Irak-Krieg. „Es war völlig klar, dass der den US-Präsidenten George W. Bush als völligen Dilettanten einschätzte, der sein Land und den Irak in eine Katastrophe führt. Aber damit wollte er nicht zitiert werden. Er wusste um die Kraft und die Macht seiner Worte und er war vor allem bemüht um eine gewissenhafte Unterscheidung zwischen privater Meinung und nüchterner Analyse.“ Und weiter meinte der Preisträger: „Wenn es darum geht, den Dingen auf den Grund zu gehen, dann sollte man nicht die eigene Meinung im Weg stehen lassen. So hat es Hugo Portisch gehalten und so versuche ich es zu halten, so schwer es manchmal auch fällt.“
Wider der Anbiederung
Fritz spielte in seiner Dankesrede auch auf die Affären rund um Journalisten, die zu viel Nähe zur Politik hatten, an. Er betonte, Medienfreiheit sei etwas, was einem nicht gegeben wird, sondern etwas, dass man sich nimmt. „Wir nehmen uns die Freiheit, unabhängig zu sein, selbst wenn sich manche unter uns freiwillig in Abhängigkeit begeben haben sollen.“
Tatjana Mischke wurde für ihre ARD-Reportage „Weizen als Waffe“ mit dem Hugo Portisch-Preis in der Kategorie Zeitgeschichte/Dokumentation geehrt. In Vertretung der Juryvorsitzenden und Präsidentin der Hugo Portisch-Gesellschaft, KURIER-Chefredakteurin Martina Salomon, übergaben der stellvertretende Chefredakteur Gert Korentschnig und Peter Schöber, ORF-III-Programmgeschäftsführer und Vizepräsident der Hugo Portisch-Gesellschaft, die vom Künstler donhofer. gestaltete Trophäe an die Journalistin.
Ermahnung
Mischke zeigt in ihrem Film, wie Nahrungsmittel als politisches Mittel eingesetzt werden. „Das Ergebnis ihrer journalistischen Arbeit ist ernüchternd und beweist, dass ein solcher Krieg (wie ihn Russland gegen die Ukraine führt, Anm.) geografisch gar nicht so weit weg sein könnte, dass er nicht alle beträfe. Dabei ist Tatjana Mischke um konstruktive Zugänge bemüht“, erklärte Korentschnig in seiner Laudatio.
Die Geehrte sah in dem Preis „eine unglaubliche Ermahnung, das, was man gern tut, noch besser zu tun.“ Sie erinnerte zudem an jene Menschen, die vor Ort in der Ukraine und in Afrika ihre persönliche Sicherheit riskieren, „nur damit wir berichten können.“ Diese wolle sie auch mit dem Preisgeld unterstützen.
Orientierung geben
Markus Mair, Vorstandsvorsitzender der Styria Media Group und Präsident des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ), meinte in seiner Laudatio auf den Nachwuchspreisträger Benjamin Hindrichs: „,Sagen, was ist' – dieses Zitat von ,Spiegel'-Gründer Rudolf Augstein hat Benjamin Hindrichs verinnerlicht, indem er ganz genau hinsieht, hinterfragt, was mit Europa und der Welt geschieht, und uns mit seiner verständlichen wie einprägsamen Erzählkunst an den wirklich wichtigen Entwicklungen und Themen dieser Zeit teilhaben lässt.“
Hinrichs bezeichnete den Preis als Ansporn, „genauso gründlich (wie Portisch, Anm.) zu arbeiten und die Gegenwart zu erklären. In diesen Zeiten Orientierung zu schaffen, ist genau das, was Journalismus heutzutage leisten muss und diesem Anspruch möchte ich gerecht werden.“
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