"Heimatleuchten": ServusTV lädt zur Sommerfrische

„Heimatleuchten“ am Traunsee: So schön kann ein Beitrag gegen die Klimakrise sein
Wie das Land-Doku-Format zur Programmsäule des Privatsenders wurde. Und: Meteorologe Sebastian Weber bekommt Outdoor-Sendung

Der Traunsee im oberösterreichischen Salzkammergut gehört zu den Sehnsuchtsorten in Österreich. Und rundherum leben spannende Menschen, die Besonderes tun oder fertigen – vom hirschledernen Dirndl über die weltweit einzigartige Fischsalami bis zum hin Pink Floyd-Spielen auf der Almhütte. Diese bunte Themen-Mischung macht „Der glückliche See – Rund um den Traunsee“ (Freitag, 20.15, ServusTV) zur typischen „Heimatleuchten“-Sendung.

„Wir machen es damit genau andersherum, als die anderen Sender – wir bringen auch im Juli und August Highlight-Programm“, erklärt Björn Thönicke-Frenkenberger, als Bereichsleiter Dokumentation für die meisten „Heimatleuchten“-Ausgaben und anschließende Formate zuständig. Inhaltlich will man in diesen Wochen die „Sommerfrische“ neu beleben. „Der Begriff ist so altmodisch, dass er schon wieder modern ist. Sommerfrische in Österreich, das ist die nachhaltigste Form des Urlaubs außerhalb der eigenen Wohnung und etwas ganz Einfaches und Schönes, was man gegen den Klimawandel tun kann.“

Österreich, nicht Bayern

Im April 2016 wurde das erste „Heimatleuchten“ ausgestrahlt und über die Jahre ist es eine quotenstarke, gerade auch von Frauen gern gesehene Programmsäule des Privatsenders geworden. Ein Vorbild sei zunächst „Unter unserem Himmel“, das seit mehr als 30 Jahren im BR läuft, gewesen. „,Heimatleuchten‘ ist aber viel leichter, lockerer - weil Österreicher eben keine Bayern sind und wir auch ein junges Publikum erreichen wollen.“

"Heimatleuchten": ServusTV lädt zur Sommerfrische

Auch im Sommer spielt ServusTV Erstausstrahlungen. Nächste neue Ausgabe: "Heimatleuchten - Im steirischen Sausal" am. 5. August

Thönicke-Frenkenberger, seit 2010 bei ServusTV, definiert das „Heimatleuchten“ von heute als „Land-Doku-Format abseits von Lederhosen- und Blasmusik-Klischees. Es geht um das ganz normale Leben, um Tradition, Handwerk, Kulinarik, ungewöhnliche Dorfgeschichten und Menschen, die Fallhöhe haben.“ Heimat in Vielfalt also. „Es zeigt das eine Seite des Landes, die lange Zeit im Fernsehen – auch vom ORF - stiefmütterlich behandelt wurde.“ Brauchtum spiele dabei eher eine untergeordnete Rolle, dafür gebe es andere Formate wie „Hoagascht“ am Sonntag. Geografisch geht man inzwischen auch über die Landesgrenzen nach Südtirol und ins Trentino. Mit ServusTV-Wettermann Sebastian Weber – der Mann mit der Tafel – war man auch schon in Slowenien und Kroatien unterwegs. „Wir wagen da inzwischen viel mehr und es kommt gut an.“

Der redaktionelle Aufwand für „Heimatleuchten“ ist wie der Anspruch an die Sendung hoch. Drei Lederhosen-Macher, zwei Käse-Sennerinnen und etwas Zitter-Musik – „das war von Anfang an nicht das, was wir wollten“, erzählt Thönicke-Frenkenberger. Man hat deshalb den Produzenten einen Guide mit Film-Beispielen aus namhaften Reportagen an die Hand gegeben. Bereits nach einem Jahr konnte man die durch Ausschnitte aus eigenen Programmen ersetzen. „Ich sehe das Ganze als ein Studio-Projekt. Wir sind ein kleines Team von sieben Leuten und wir begleiten alle Produktionen, und vor allem die Autorinnen und Autoren, sehr eng. Wir recherchieren parallel und arbeiten auch zu. Und wir zahlen so, dass man nicht noch bei Tourismusverbänden, Unternehmen, Hotels irgendwie Geld akquirieren müsste, wie das anderswo der Fall ist. Denn für uns ist die Geschichte alles, und dafür tun wir uns auch wirklich etwas an.“

Relevanz

Der Jahresschnitt von „Heimatleuchten“ in der Altersgruppe 12 Jahre und älter liegt stabil bei 5,6 Prozent Marktanteil. Die beste Sendung seit Start lag bei 8,6 Prozent (29.1.21) und nach Reichweite bei  301.000 Sehern (27.3.20). Nachfolgende Dokus legen im Jahresschnitt zu auf 4,7 Prozent

Themen

Die nächsten neuen „Heimatleuchten“-Ausgaben: „Sanfte Hügel, stramme Hendl – Im Sulmtal-Sausal“ (5.8.); „Im Salzburger Seenland“ (12.8.); „Die Gailtaler kumman – Kufen, Kranzl, Camembert“ (19.8.); „Hin über d'Alm“ im Tiroler Oberland (26.8)

Detail-Liebe

Das zeigt sich auch in einem Detail wie der Musik. „Wir verwenden für die TV-Ausstrahlung ausschließlich hochwertige Original-Musiken von österreichischen Künstlern. Das reicht von Seiler und Speer bis hin zu Neuentdeckungen aus der modernen Musikszene.“ Weshalb aber die Ausstrahlungsrechte hier auf sieben Tage beschränkt sind. Für die Streaming-Plattform ServusTV On und die weiteren digitalen Kanäle, wo die Sendungen länger verfügbar bleiben sollen, wird deshalb eine neue Fassung mit freier Musik gemacht. „Originalfassungen haben natürlich noch mehr Seele und Musik ist so etwas Wichtiges. Das habe ich in Österreich erst lernen müssen. Ich bin deshalb froh, dass der Sender diesen Mehraufwand zulässt“, sagt Thönicke-Frenkenberger.

Die Inspiration zu den Geschichten zieht der gebürtige Südafrikaner, in Deutschland sozialisiert, auch aus der „Beutefamilie“. „Meine Frau ist Österreicherin und kommt vom Erb-Bauernhof, der mindestens seit 400 Jahren in Familienhand, sie hat sieben Onkel und Tanten. Also das heißt, da kriegt man sehr viel mit. Außerdem sind wir als Familie viel in Österreich unterwegs.“

Mitunter kommt die Inspiration auch aus dem Verlagsgefüge des Red Bull Medienhauses. „Das läuft super, da werden wirklich Trends gesetzt.“ Etwa Almhütten, auf denen vegetarisch-vegan gekocht wird – eine der ersten, die Franz-Fischer-Hütte im Lungau, wird von jungen Leuten gestürmt. Frisch erschienen bei „Bergwelten“ ist das Kochbuch der Betreiber. „Ich hätte mich sonst nicht auf dieses Thema gesetzt. Aber bei dieser Resonanz werden wir das Ganze sicher aufgreifen und filmisch begleiten.“ Auch in die Gegenrichtung funktioniert das. „Unsere ,Hotellegenden‘ oder ,Wirtshauslegenden‘ sind zum Beispiel Formate, die Print übernommen hat. Da hilft natürlich unsere gute Recherche-Vorarbeit.“

"Heimatleuchten": ServusTV lädt zur Sommerfrische

Meteorologe Sebastian Weber soll Naturphänomenen nachgehen - und das tatsächlich draußen und nicht im Studio

Legenden-Bildung

Nicht im Fernsehen funktioniert hat hingegen „Bierlegenden“ – „auch hier ticken Bayern und Österreich unterschiedlich“, weiß nun Thönicke-Frenkenberger. Die Lehre daraus für die sehr nahe Zukunft heißt „Weinlegenden“. „Wir widmen uns dem Thema Wein in dreimal 47 Minuten. Mit dabei sind die bekanntesten Winzer-Familien, die besten Weine mit Geschichten, alle Top-Betriebe. Da sind wir bereits mitten in der Produktion.“ 

Nach den veganen Berghütten darf nun für ein weiteres Format auch wieder Fleisch auf den Produktionsplan. „Wir gehen das im Stil der Zeitschrift ,Beef‘ an, so richtig cool: Feuer, Eisen, Tätowierungen. Wir haben tolle Themen und Persönlichkeiten.“

Großes hat ServusTV zudem mit seinem Meteorologen Sebastian Weber vor, mit dem man zum „Erlebnis Österreich“ lädt. „Das ist die erste Sendung, die ausschließlich draußen spielt. Auf so eine Idee ist in Österreich meines Wissens zuvor noch niemand gekommen. Mit Sebastian haben wir da jemanden, der ohnehin jeden Tag unterwegs ist und den die Zuschauer genauso kennen und schätzen. Das Wetter gehört zu den erfolgreichsten Sendungen bei ServusTV.“ Gehen soll es dabei um Naturphänomene.

Die Sommerfrische in Österreich war jedenfalls schon für die südafrikanische Verwandtschaft ein Highlight. Thönicke-Frenkenberger: „Wir waren am Fuschl See, wo man in Wasser badet, das man trinken kann. Wo man mit dem Auto hinfahren und es stehen lassen kann, ohne dass es gestohlen wird oder ein Überfall droht. … Das sehen wir oft gar nicht mehr: Das Glück liegt in Österreich direkt vor der Tür.“  

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