Neue Weihnachtskomödie: "Roland Düringer hat gesagt, dass das ein Blödsinn ist"
Kabarettisten hören es nicht gern, wenn man von „Kabarettfilmen“ spricht. Auch bei Gery Seidl ist es nicht anders – er beruft sich dabei auf einen prominenten Kollegen:
„Schon der Roland Düringer hat gesagt, dass das ein Blödsinn ist. Ich bleib’ dabei. Es ist einfach ein Film.“
Wir sitzen in einer Altbauwohnung in der Wiener Innenstadt, wo für Seidls ersten selbst geschriebenen Film gedreht wird: „Aufputzt is‘“ – entwickelt aus seinem gleichnamigen Kabarettprogramm. Solcherart entstanden in den 1990er-Jahren einige der erfolgreichsten österreichischen Kinokomödien – was mitunter zur erwähnten ungeliebten Zuschreibung führte.
„Aufputzt is‘“ (Gebhardt Productions) wurde von 6. 11. bis 14.12. in Wien gedreht. Die Komödie entstand aus dem gleichnamigen Kabarettprogramm von Gery Seidl. Er, Regine Anour-Sengstschmidt und Robert Buchschwenter schrieben das Drehbuch. Regisseurin Claudia Jüptner-Jonstorff durfte „bei der Schauspielerriege aus dem Vollen schöpfen“. Neben Seidl spielen Marlene Morreis, Mia Plamberger, Thomas Mraz, Maria Hofstätter, Johannes Silberschneider, Erika Mottl, Heinz Marecek, Roland Düringer, Thomas Stipsits, Michael Steinocher, Adele Neuhauser u.v.a.
Regisseurin Claudia Jüptner-Jonstorff, die schon mit Komödienspezialist Harald Sicheritz („Muttertag“, „Hinterholz 8“) zusammenarbeitete, sieht das weniger eng: „Ja, das hat damals mit „Muttertag“ (1993) begonnen und ist dann zum Selbstläufer geworden. Nach 2000 gab's eigentlich wenig Komödien. Jetzt hat ,Griechenland’ wieder so richtig den Startschuss gegeben. Ich glaube, die Leute sehnen sich danach, sich im Kino positiv unterhalten zu lassen. Was nicht heißen soll, dass es das andere nicht auch geben soll und muss. “
Renaissance
Als Regisseurin des Stipsits-Kinohits „Griechenland“ ist sie an der jüngsten Komödien-Renaissance beteiligt. Auch das Thema Weihnachten wird wieder öfter bearbeitet – etwa in „Operation White Christmas“ oder „Wie kommen wir da wieder raus?“
Ob der Genreklassiker „Single Bells“ ein Vorbild für „Aufputzt is’“ sei?
Seidl scherzt: „Das ist der Grund, warum wir das gemacht haben. Den schauen wir schon seit 20 Jahren!“ – Großes Gelächter am Set, bevor Seidl wieder vor die Kamera muss.
Gedreht wird eine Szene, in der sich Hauptprotagonist Andi aus der eigenen Wohnung sperrt und verzweifelt bei der Nachbarin (Frau Koresch, gespielt von Erika Mottl) läutet.
Andi Kramer ist ein gestresster Bauleiter, der just am Christtag ein Riesenhotelprojekt übergeben muss – weil die chinesischen Partner mit Weihnachten nicht viel am Hut haben. Sein Chef (Roland Düringer) liegt ihm im Nacken. Auch bei Frau Steffi und Tochter hat er einiges gutzumachen und verspricht, die Weihnachtsorganisation von Baum bis Braten selbst zu übernehmen. Offenbar ein Fall von Selbstüberschätzung, denn trotz To-Do-List und Zuspruch vom besten Freund Bertl scheint allerhand schiefzugehen. Nur so viel: Unter den Requisiten, die in der Set-Wohnung liegen, befindet sich auch eine Kettensäge.
Seidl verrät nur so viel: „Wir schauen ihm und auch dem Bertl beim Scheitern zu. Wir sehen eine geduldige Steffi und trotzdem geht es sich aus, dass es sich für die beiden irgendwie ausgeht.“
Hamsterrad
Thomas Mraz, der den Bertl spielt, sagt: „Andi hat das Problem, dass er die Prioritäten nicht richtig gewichtet. Kern der Geschichte ist, dass man vieles nicht mehr so wichtig nimmt, weil es eh da ist.“ Seine Rolle sei die des Einflüsterers, der sagt: „Du, schau mal, was wichtig für dich ist und reiß dich zusammen – sonst verlierst du es.“
Für Seidl spielt hierbei mit, „dass eine gewisse Generation in einem Hamsterradl läuft. Der Roland Düringer hat einmal so schön gesagt: ,Ein Hamsterrad schaut von innen aus wie eine Karriereleiter.‘ Man funktioniert in seinem Job und am Ende des Tages sitzt man da und sagt: Okay, das war’s jetzt?“
Es komme im Film „schon stark heraus, dass Weihnachten Sinn macht. Das halte ich auch privat so. Ich bin kein Freund der Vorweihnachtszeit, das ist der einzige Konsumterror. Aber den 24., den halte ich schon für einen sehr magischen Moment ... bis es wieder losgeht.“
„Wenn man dann umtauschen und Gutscheine einlösen geht“, fügt Mraz lachend an.
"Der Film ist eigentlich mein Weihnachtsfest"
"Der Film soll nicht nur klamaukig sein", sagt Mraz, "in mehreren Figuren spiegeln sich die verschiedenen Seiten von Weihnachten. Man sieht die Tochter, die nicht mehr spricht, weil ein Familienmitglied gestorben ist. Man sieht die Frau Koresch, zu der niemand mehr kommt."
Seidl merkt man die Begeisterung an dem Projekt an: Eigene Story verfilmt, erste Kino-Hauptrolle und auch einen eigenen Song werde er kommendes Jahr zum Kinostart veröffentlichen. Titel: „Klingelingelingeling“.
„Es ist alles gerade so schön“, sagt er, „eigentlich mein Weihnachtsfest ...“
Regisseurin Jüptner-Jonstorff über den Filmschauspieler Seidl: Auf der Bühne verdoppelt man gerne etwas, um es zu verstärken. Dazu hat er anfänglich ein bisschen geneigt, aber jetzt funktioniert es einfach super. Er ist wahnsinnig schnell im Umsetzen, es macht viel Spaß, mit ihm zu arbeiten. Und Sie werden auch Spaß haben, wenn Sie ihn dann sehen."
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