Fritz Karl: Die Barrieren sind im Kopf

Im Aussee-Drama „Ein Dorf wehrt sich“ entwickelt sich Fritz Karls Figur vom Mitläufer zum Widerstandskämpfer
Der ROMY-nominierte Schauspieler über Zivilcourage, den bunten Vogel „Falk“ sowie Unterhaltung und Kunst

Samtsakko, knallfarbige Socken, süffisante Sprüche: Als bunter Vogel und Staranwalt „Falk“ ist Fritz Karl ab heute, Dienstag (20.15), auf ServusTV zu sehen. In diesen Wochen steht er für neue Folgen vor der Kamera – zu sehen ab Herbst in der ARD.

Der spielfreudige Österreicher ist immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Für seine Rolle in „Ein Dorf wehrt sich“, die ihm besonders am Herzen liegt, wurde Fritz Karl heuer für die ROMY nominiert.

1945 lagern in den Stollen von Altaussee die geraubten Kunstschätze für das geplante Führer-Museum in Linz. Gauleiter Eigruber ordnet die Sprengung an, doch die Dorfbewohner widersetzen sich. Am Ende ist es der von Karl gespielte, zunächst lange passive Sepp Rottenbacher, der nach dem Tod seines Freundes Franz Mitterjäger (Harald Windisch) dafür sorgt, das der Widerstand funktioniert.

KURIER: Sie kommen selbst aus der Gegend, in der dieser Film spielt und in der er auch entstanden ist. War das für Sie ein zusätzlicher Reiz, diese Rolle zu spielen?

Fritz Karl: Der Film behandelt ein Stück unserer Geschichte, dem man sich stellen muss. Auch wenn man nicht – so wie ich – aus dem Salzkammergut kommt. Es geht ja nicht nur um die Rettung geraubter Kunstschätze. Für mich handelt der Film von Mut und Zivilcourage – wovon wir alle auch in der heutigen Zeit mehr an den Tag legen sollten.

Wie sehr können Sie sich mit der Film-Figur identifizieren?

Josef Rottenbacher ist Bergarbeiter und Fischmeister, eigentlich ein sehr introvertierter Mann, der zurückgezogen lebt – beides bin ich nicht (lacht). Er macht eine richtige Wandlung durch, und so jemand ist immer eine Herausforderung. Er ist ein wortkarger Mensch, den man viel mit Blicken und Konzentration spielen muss, damit man seine Entwicklung vom Mitläufer zum Widerstandskämpfer nachvollziehen kann.

Der Anwalt Falk, den Sie gerade spielen, ist auf eine schräge Art sehr menschlich. Er ist ein „Versteher“ – nicht nur im Sinn eines „Frauen-Verstehers“. Wie viel von Fritz Karl steckt in der Figur?

Sehr viel. Dass er als Dandy rüberkommt, seine extravagante Kleidung, die bunten Socken – da habe ich schon einiges mitgeredet. Und auch was seinen Charakter betrifft: Er ist ein Typ, der so wirkt, als würde er kaum Anteil an seinem Gegenüber nehmen, und doch registriert er ganz intuitiv dessen menschliche Stärken und Schwächen. Bei der zweiten Staffel, an der wir gerade arbeiten, war ich von Anfang an bei den Buchbesprechungen dabei, was für Schauspieler eher unüblich ist. Auch während der Dreharbeiten bin ich fast täglich mit dem „Showrunner“, wie man heute zu Serien-Verantwortlichen sagt, in Kontakt. Außerdem haben wir bei der zweiten Staffel einen neuen Kostümbildner, der diesem Dandy-Anwalt ein tolles neues Outfit verpasst hat. Ich habe in der nächsten Staffel dermaßen viele Umzüge und komplizierte Kleidungsstücke – Sie werden staunen (lacht).

Sie geben auch den Gerichtspsychologen Meiberger in der gleichnamigen ServusTV-Serie. Steckt in diesem auch so viel von Ihnen?

Die Mitgestaltung war bei Weitem nicht so groß wie beim Falk. Aber ich muss betonen, dass ich auch den Meiberger sehr gerne spiele. Die Figur des Gerichtspsychologen, der auch Hobby-Zauberer ist, stand schon so fest, als ich die Rolle übernommen habe. Schwer gefallen sind mir allerdings die vielen Zaubertricks. Ich habe sehr viel Zeit aufwenden müssen, um sie so einzustudieren, dass sie auch glaubwürdig wirken.

Sie spielen in so vielen Produktionen, dass man annehmen könnte, es ist Zauberei, die Sie nahezu überall gleichzeitig sein lässt. Als Schauspieler, Vater und Ehemann.

Die Wahrheit ist: Ich habe mich in Texas klonen lassen – es gibt mich doppelt, aber noch weiß das niemand.

Und wer würde bei der Gala den Preis übernehmen?

Da werden wir natürlich beide kommen. Ich hoffe, es gibt in dem Fall zwei ROMYs.

Fritz Karl: Die Barrieren sind im Kopf

Fritz Karl macht Anwalt "Falk" zum wahren Dandy: extravagante Kleidung, Vorliebe für Wein und scharfsinniger Geist

Sie haben viel Theater und Kino gemacht, nun ist es vor allem Fernsehen. Wie sehen Sie die in Österreich noch übliche Trennung zwischen Unterhaltung und Kunst?

Es sehen einige Vertreter des österreichischen Publikums – Gott sei Dank nicht alle – immer noch eine Barriere. Dabei merken sie offenbar nicht, dass die nur mehr in ihrem Kopf besteht. Für mich gibt es nur gute oder schlechte Kunst. Gute Kunst kann unterhaltsam und witzig sein, während ernste Kunst oft nur ernst gemeint, aber schlicht langweilig ist. Was den Unterschied zwischen der Qualität von Kino- und TV-Filmen betrifft, kann ich nur sagen, dass „Ein Dorf wehrt sich“ im Kino bestehen würde.

Sie haben eine große Familie und schaffen es trotzdem, einer der meistbeschäftigten Schauspieler im deutschsprachigen Raum zu sein.

Ich muss wegen meiner sieben Kinder so viel spielen, damit ich genug Geld verdiene (lacht). Nein, im Ernst, meine großen Kinder sind erwachsen und meine Frau Elena Uhlig ist als Schauspielerin auch ziemlich erfolgreich. Da brauchen wir uns um die Jüngeren, die noch bei uns leben, nicht sorgen. Die Schauspielerei macht mir so großen Spaß, dass ich kaum genug davon bekommen kann. Auch meine Kinder machen großen Spaß – aber da habe ich vielleicht schon genug (lacht).

Interview: Gabriele Flossmann

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