Viel Deutschland, aber kein Hollywood: Neue Filmdrehs in Österreich
Die ZDF-Serie „Crystal Wall“ wurde 2024 in Wien u. a. mit FISAplus-Geldern gedreht.
Die New-Adult-Serie „Crystal Wall“ rund um die Mixed-Martial-Arts-Kämpferin Louna Lloris war heuer ein Erfolg für das ZDF beim jungen Publikum. Solche Projekte werden gerne fortgesetzt. Bekanntgegeben wurde eine zweite Staffel aber erst Ende September. Da wussten die Verantwortlichen offenbar, dass die von der österreichischen Wega Film produzierte Serie wieder über die Schiene FISAplus gefördert werden kann. 2,76 Mio. Euro sind dafür vorgesehen.
Das Warten auf Fördergelder im Bereich TV und Streaming gestaltete sich dieses Jahr langwieriger als 2023 und 2024, als das neue Filmanreizmodell griff. Grund dafür ist, dass das Antragsportal des Wirtschaftsministeriums (BMWET) Anfang 2025 geschlossen wurde und erst am 1. September wieder aufging. Offizielle Begründung für die Pause war, dass die FISAplus-Förderrichtlinien ausgelaufen waren und die neuen Regeln mit dem Finanzministerium abzustimmen waren, was aufgrund des Regierungswechsels und der Sparvorgaben lange gedauert habe.
Kürzlich wurde die Liste der geförderten Projekte auf der Webseite von FISAplus aktualisiert, und neben „Crystal Wall 2“, das als erstes neues Projekt vermerkt ist, sind 14 weitere Produktionen verzeichnet.
Seit 2023 gilt das Filmanreizmodell aus ÖFI+ für Kinofilme und FISAplus für TV, Streaming und internationale Serviceproduktionen. Jeweils geht es um einen Zuschuss von bis zu 35 % der in Österreich anerkannten Kosten.
Sinkende Budgets
2024 betrug der Budgetrahmen für FISAplus noch 93 Mio. Euro, dieses Jahr nur noch 60 Mio. (plus Rücklagen von 20 Mio.). 54 Mio. Euro sind 2026 dafür geplant.
Das Budget für ÖFI+ lag 2025 noch bei 37,5 Mio. und wurde mit aufgelösten Rücklagen auf 44,3 Mio. Euro aufgestockt. Andreas Babler (SPÖ) reduzierte das Budget für 2026 auf 15,5 Mio. und schlug es dann ganz der Schiene "ÖFI selektiv" zu. ÖFI+ ist somit als Standortförderung de facto aufgelöst.
FISAplus-Bilanz 2025
Heuer wurden 49 Filmproduktionen in Österreich unterstützt. 28 österreichische Filme und Serien, 18 internationale Serviceproduktionen, 3 Postproduktionsprojekte.
Krimis von ORF und ZDF
Unter den neuen genehmigten Projekten sind einige prominente Titel aus dem ORF-Programm wie „Schnell ermittelt“ (Staffel 19/MR Film) oder „Soko Donau“ (Staffel 22/Satel Film) mit dem ZDF. Auch die Ski-Internatsserie „School of Champions“ (Superfilm für ORF, BR und SRF) geht mit Staffel vier in Verlängerung. Krimi-Nachschub gibt es auch bei „Die Toten vom Bodensee“ (Graf Film für ZDF/ORF). „Die Toten von Salzburg“ (Satel Film für ORF/ZDF) und „Mord in Wien“ (Allegro Film für den ORF). Auch „Der Geier“ mit Philipp Hochmair (Graf Film für ORF/ZDF) wird nach den ersten beiden Teilen fortgesetzt.
Zwei Mal ist US-Streamingriese Netflix in der Liste vertreten, mit der deutschen Serie „Achtsam morden“ (Lemonpie Film) mit Tom Schilling und der spanischen Miniserie „El Mapa de los Anhelos“. Für die Verfilmung des Young-Adult-Romans von Alice Kellen sind 89.000 Euro vorgesehen, es handelt sich um einen kleinern Auftrag für die Serviceproduktionsfirma Lemonpie.
Relativ viele Projekte hat die Epo Film in der Pipeline, denn gleich fünf Projekte der Grazer Produktionsfirma, die sich zuletzt stark auf internationale Koproduktionen konzentriert hatte, scheinen auf. Fürs ZDF wird derzeit „Die Maiwald“ (Arbeitstitel) gedreht, eine neue Serie rund um eine engagierte Tierärztin (Doris Schretzmayer). In Österreich und Italien lässt das ZDF zudem derzeit eine Serie unter dem Titel „Downgrade“ produzieren, es geht um den Niedergang einer schwerreichen Familie. Weniger bekannt ist noch über einen Filmdreh namens „Illegal“. Gleiches gilt für das Projekt „Jennerwein“, das sich möglicherweise dem gleichnamigen Wildschütz widmet.
Bemerkenswert ist die Metamorphose der Realverfilmung von „Bibi Blocksberg“: Im Vorjahr wurde Teil 1 noch als Koproduktion für die deutsche Constantin übers Österreichische Filminstitut gefördert. Die Standortförderung ÖFI+ für Kinofilme wurde heuer aber vom neuen Kulturminister Andreas Babler (SPÖ) aufgrund der prekären Budgetlage de facto eingestampft. Somit wurde die Kino-Fortsetzung nun – hex, hex! – als Serviceproduktion bei FISAplus eingereicht und kann 1,9 Mio. Euro lukrieren.
First come, first served
In der aktuellen Förderrunde wurden nach dem „First come, first served“-Prinzip bisher 23,2 Mio. Euro verteilt. Addiert man jene 35 Mio. Euro, die bereits 2024 fürs diesjährige Budgetjahr freigegeben wurden, kommt man auf 58,2 Mio. Euro. Zwei Projekte seien „gerade noch in Prüfung für das Restbudget“, erklärt das BMWET. Dann sei das Budget ausgeschöpft, heißt es.
60 Millionen Euro waren heuer im nun straff gedeckelten Topf vorgesehen. Zusätzliche 20 Mio. Euro, die das BMWET aus aufgelösten Rücklagen zuschoss, dienen u.a. für Zahlungen von bereits genehmigten Projekten aus den Vorjahren.
„Keine Zielverfehlung“
Was noch auffällt: Das ZDF scheint oft auf, eine große Hollywood-Produktion konnte aber – möglicherweise aufgrund der unsichereren Fördersituation – nicht angelockt werden. Im Sommer sorgten Gerüchte um ein Abspringen des Netflix-Hits „White Lotus“ für Aufsehen. Das BMWET will solche attraktiven Projekte aber bewusst ansprechen – dafür werden ab 2026 jeweils bis Ende August 30 Prozent des Förderbudgets reserviert.
Das Ministerium meint dazu: „Dieser Anspruch umfasst auch große Serviceproduktionen aus Deutschland wie z.B. ,Bibi Blocksberg‘. Insofern sehen wir es nicht als Zielverfehlung.“ Diese Auftraggeber würden "weltweit agieren". Insgesamt habe man heuer 18 internationale Serviceproduktionen nach Österreich holen können, „die großen Streaminganbieter sowie Studios zeigen nach wie vor Interesse am Standort Österreich“. Weitere Serviceproduktionen seien "in der Pipeline".
Projekte "zurückgezogen"
Der ORF ist indes der einzige österreichische Sender, der in der Liste der neuen Projekte aufscheint, von ServusTV, das in den letzten Jahren im Bereich Fiction sehr aktiv war, ist zumindest hier keine Eigenproduktion zu sehen.
Wichtige ORF-Titel dürften von der Eindampfung des Fördertopfs einstweilen noch nicht betroffen sein. Im kommenden Jahr, wenn 54 Mio. Euro veranschlagt sind (bisher ohne Aufstockung), könnte sich das ändern. Eine bekannte Krimiserie muss allerdings Anfang Jänner noch einmal einreichen. Laut Involvierter wäre das noch ausreichend für die Drehpläne zur nächsten Staffel.
Wie viele Produktionen heuer vorläufig leer ausgegangen sind, könne das BMWET nicht beziffern – „weil auch einige Projekte zurückgezogen haben“.
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