Filmförderung FISAplus: Förderkuchen schon kurz nach Neustart vergeben

Seit 1. September kann wieder für FISAplus eingereicht werden, den wichtigsten Fördertopf für TV- und Streamingproduktionen. Nach acht Monaten Pause, denn ab Anfang des Jahres verwehrte das Wirtschaftsministerium (BMWET) den Zutritt zum Antragsportal. Aus dem offiziellen Grund, dass die Förderrichtlinien ausgelaufen waren und die neuen Richtlinien mit dem Finanzministerium abzustimmen waren, was aufgrund des Regierungswechsels und der Sparvorgaben entsprechend lange gedauert habe.
Nun ist das für heuer noch zur Verfügung stehende Budget dem Vernehmen nach bereits wieder ausgeschöpft. Dieser Zustand könnte bereits etwa eine Woche nach dem Neustart eingetreten sein, wie aus einem Schreiben der beiden großen Produzentenverbände AAFP und Film Austria an das BMWET hervorgeht.
In dem eMail, das dem KURIER vorliegt, heißt es: Dies zeige „deutlich, wie drastisch Möglichkeiten und Notwendigkeiten in unserer Branche mittlerweile wieder auseinanderklaffen und welche Potenziale für eine nachhaltige Entwicklung momentan auf der Strecke bleiben.“ Die Produzentinnen und Produzenten schreiben von einer „desaströsen Perspektive“.
First come, first served
Das Ministerium bestätigt die Ausschöpfung des Fördertopfs auf Anfrage noch nicht. Die Anträge würden aktuell nach dem „first come first serve“-Prinzip abgearbeitet, „rein nach der Reihung des Einlangens des Antrags“.
Da vielerorts Nachfristen (vier Wochen gemäß Richtlinie) zur Vervollständigung der Anträge gesetzt worden seien, könne man noch keine weiteren Angaben machen, da erst danach die finale Prüfung erfolge. Man hielt allerdings fest, dass bei den „meisten eingereichten Projekten“ diese Nachfrist vor 29. September ausgelaufen sei. Daraus lässt sich zumindest schließen, dass viele Einreichungen bereits am ersten Tag erfolgt sein müssen.
Fix ist, dass aus dem diesjährigen Budget von 60 Mio. Euro bereits 35 Mio. Euro für Anträge aus dem Vorjahr reserviert waren. Das BMWET stockte noch mit 20 Mio. Euro aus Rücklagen auf. Doch aus diesen Rücklagen müssten u.a. noch Auszahlungen aus den Vorjahren bedient werden, befürchten die Produzenten. Zu dieser Frage erhielt der KURIER bereits einmal die knappe Auskunft vom BMWET: „Die Mittel stehen für bereits genehmigte sowie künftige Anträge zur Verfügung.“
Starker Rückgang
Die größte Befürchtung aus der Branche: Dass die Förderbudgets weiter zurückgehen. Fürs kommende Jahr ist FISAplus mit 54 Mio. Euro limitiert. Dass diese Summe erneut aufgefettet wird, ist keineswegs fix. Das Ministerium dazu: Man könne „zum derzeitigen Zeitpunkt keinesfalls dem Budgetvollzug 2026 vorgreifen“.
Die Rechnung der Produzenten sieht so aus, dass die verfügbare Summe für Neuvergaben kommendes Jahr im Vergleich zu 2024 (Budget: 93 Mio. Euro) „erwartbar“ um mehr als 50 Prozent reduziert würde.
Hinzu kommt, dass nun jedes Jahr (bis Ende August) 30 Prozent des FISAplus-Budgets für internationale Serviceproduktionen reserviert werden. Im Extremfall stünden bloß rund 20 Mio. Euro für Neuanträge für „Tatort“, „Biester“, „Totenfrau“, „Landkrimi“ & Co. zur Verfügung. Zum Vergleich: Für die sechs neuen, abendfüllenden Folgen von „Kommissar Rex“, die gerade gedreht werden, wurde 2024 eine Summe von 4,6 Mio. Euro aus FISAplus zugesagt. Im Schreiben heißt es, dass „originär österreichische Inhalte, die sowohl inhaltlich, gesellschaftlich wie auch (kreativ-)wirtschaftlich nachhaltig wirken“, dadurch ins Abseits gedrängt würden. Zu diesem Thema antwortete das BMWET dem KURIER bereits Ende August, dass internationale Serviceproduktionen (für TV/Streaming/Kino) „den höchsten Wertschöpfungseffekt in Österreich“ hätten und auch heimische Firmen profitieren würden.

Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) im Juli auf Besuch bei "Kommissar Rex"-Dreh.
Das Ministerium rechnete auch bereits damit, dass aufgrund des Wegfalls der Kino-Standortförderung ÖFI+ mehrere Projekte mit deutschen Firmen nun statt als Kino-Koproduktion als Serviceproduktion bei FISAplus einreichen könnten. Ein weiteres Indiz dafür, dass der zu erwartende Andrang Anfang September groß war.
Ministerium verwahrt sich gegen Bürokratievorwurf
Zuletzt kritisieren die Produzentenverbände neue „bürokratische Auflagen“, die den Aufwand massiv erhöhen würden. Das BMWET sieht hier Sorgfalt geboten, „da es um den Einsatz von Steuermitteln geht“. Und bei den neu geschaffenen verpflichtenden Beratungsgesprächen bei Großprojekten (ab 1,5 Mio. Euro Zuschusshöhe) handle es sich „keinesfalls um Überbürokratisierung, sondern um ein Unterstützungsangebot vonseiten der ABA (Austrian Business Agency, Anm.).“ Dieses werde „überragend positiv angenommen“.
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