Finale von "And Just Like That": Das Märchen von Manhattan ist zu Ende

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Der Nachfolger von „Sex and the City“, hat mit der letzten Folge ein Kapitel geschlossen. Nach mehr als 25 Jahren verabschieden wir uns – wieder einmal – von Carrie Bradshaw.

Es war einmal eine Journalistin, die kam nach New York. Alsbald geriet sie an einen der typischen begehrten Junggesellen der Stadt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Doch schon nach kurzer Zeit erlebte sie das Ende der Romanze in Manhattan.

So in etwa begann die allererste Folge von „Sex and the City“. Zwar ging es dabei nicht um Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker), aber die Geschichte, die sie zu Beginn der Episode im Stil eines Märchens erzählte, hätte genauso gut von ihr selbst handeln können. Über ihren Computer gebeugt, mit einer Zigarette in der Hand und einem flotten Spruch auf den Lippen lernte man die Sex-Kolumnistin kennen, die stets nur einen kurzen Anruf davon entfernt war, mit dem Taxi in den angesagtesten Clubs der Stadt zu düsen, sich ein überteuertes Paar Schuhe zu kaufen oder beim Brunch die aktuelle Dating-Lage zu besprechen.

Das war kurz vor der Jahrtausendwende – die Serie rund um vier erfolgreiche New Yorkerinnen erreichte schnell Kultstatus, die Schauspielerinnen wurden zu Stars. Nach zwei Kinofilmen und einer mehr als zehnjährigen Pause kehrten sie 2021 in „And Just Like That“ wieder auf die Bildschirme zurück. Nun ist nach drei Staffeln aber auch dieses Kapitel beendet – und so heißt es wohl endgültig Abschied nehmen von Carrie Bradshaw.

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Sex, Fetische, Lover

Ohne Genierer hatte sie in „Sex and the City“ mit ihren Freundinnen Miranda (Cynthia Nixon), Charlotte (Kristin Davis) und Samantha (Kim Cattrall) über Sex, Fetische und Liebhaber geplaudert. Gemeinsam wurde geshoppt, gefeiert und das Leben in vollen Zügen genossen. Vor allem aber ging es um die Freundschaft zwischen den vier Frauen, die sich immer unterstützten – ob bei Outfitfragen, Liebeskummer oder schweren Erkrankungen.

„Sex and the City“ wurde aber auch immer wieder kritisiert – als zu weiß und privilegiert. Als die Macher die Publikumslieblinge für „And Just Like That“ zurückholten (mit der Ausnahme von Cattrall, die ausstieg), stellten sie der Stammbesetzung daher unter anderem Seema (Sarita Choudhury) und Lisa (Nicole Ari Parker) zur Seite. Zunächst wirkten die Neuzugänge jedoch eher wie Stichwortgeberinnen für die alteingesessenen Protagonistinnen, die sich plötzlich mit Rassismus beschäftigten. Später bekamen auch sie sinnvolle Handlungsstränge. Miranda outete sich in „And Just Like That“ als lesbisch, Charlottes Kind Rock als nicht-binär. Damit wollten die Serienschöpfer zeigen, dass auch die Vorwürfe der Homo- und Transphobie gehört wurden.

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Chaffeurlos

Wenig Diversität gab es jedoch weiterhin in Bezug auf das liebe Geld: Hier musste niemand den Kontostand checken – als schlimme Einbuße sah man, dass Seema kurzzeitig auf ihren eigenen Chauffeur verzichten musste.

Verändert hat sich hingegen der Tonfall. „Sex and the City“ war – vor allem in den Anfängen – witzig und frech. Carrie hatte das Geschehen in ihrer Kolumne mit Augenzwinkern kommentiert, die Dialoge waren fürs damalige Fernsehen ungewohnt freizügig. Man wusste nie, wo es hinging – ob der Abend auf einer Model-Party oder beim nächtlichen Pommes-Essen enden würde.

„And Just Like That“ verzichtete hingegen auf Carries Voice-over und den dazugehörigen Humor. Die Serie tötete gleich zu Beginn ihre große Liebe „Mr. Big“ mit einem Peloton. Miranda verwandelte sich von der schlagfertigen Anwältin in ein schüchternes Mauerblümchen. Es ging hier nicht mehr um One-Night-Stands, sondern um Darmspiegelungen. Und stellenweise fragte man sich, ob das alles wirklich in der Gegenwart spielt, wenn es einen Mann braucht, der Carrie den Drucker einschaltet oder Lisas Angetrauter mit gönnerhaftem Blick ankündigt, den Abwasch zu übernehmen.

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Märchenprinz

Zunehmend hatte man den Eindruck, dass die Serie zwar den Fanwunsch nach einer Rückkehr erfüllen wollte, aber nichts Neues zu sagen hatte. Mitunter fühlte sich „And Just Like That“ wie ein Treffen mit alten Schulfreunden an: Man hat eine gute gemeinsame Zeit, merkt aber am Ende des Abends, dass man hauptsächlich in Erinnerungen geschwelgt ist und sich sonst wenig zu berichten hat.

Das „Radikalste“ wurde aber bis zum Schluss aufgehoben. Nach Jahrzehnten, in denen wir Carrie & Co. bei der Suche nach einem Mann begleitet haben, macht die Protagonistin eine unerwartete Entdeckung (Achtung, Spoiler!): In der letzten Episode stellt sie doch tatsächlich fest, dass sie auch ohne Märchenprinzen glücklich sein kann. 

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