Dunkle Wolken über Sky: "Fühle mich gemobbt und gedemütigt"

Dunkle Wolken über Sky: "Fühle mich gemobbt und gedemütigt"
Der Fußballchef zeigte Missstände bei der Aufzeichnung von Arbeitszeiten an und verlor seine Position.

Wer sich dazu entschließt, Sportreporter zu werden, der weiß auch, welche Opfer es dafür zu bringen gilt. Intensive, oft lange Dienste an Wochenenden, während Freunde und Familie blau machen. Bei Live-Übertragungen vor Ort kann sich das ziehen. 

Ein Beispiel? Wer am Vormittag von Wien in Richtung Wolfsberg aufbricht, um von einem Bundesligaspiel des WAC zu berichten, kommt irgendwann in der Nacht wieder nach Hause. 14 Stunden Arbeitszeit? Keine Seltenheit. Allerdings: Mehr als zwölf Stunden am Stück untersagt das Gesetz. Wer damit in Konflikt gerät, bekommt es schon einmal mit einer saftigen Strafzahlung beim Arbeitsinspektorat zu tun.

So geschehen beim Bezahlsender Sky Sport Austria, der mit dem Problem seit geraumer Zeit hausintern beschäftigt ist. Beim Versuch, es zu lösen, stießen in der Vergangenheit immer wieder die Fronten aufeinander. Jene der leitenden Köpfe in der Redaktion, die über Jahre hinweg um mehr Mitarbeiter gekämpft haben. Und jene der Geschäftsleitung, die davon nichts wissen will und deshalb seine Mitarbeiter ganz offensichtlich dazu auffordert, bei der Aufzeichnung der Arbeitszeiten zu schwindeln.

Dunkle Wolken über Sky: "Fühle mich gemobbt und gedemütigt"

Mathias Deuring

Das berichtete am Freitag der Falter, dokumentiert durch ein eMail. In diesem fordert Uwe König, der Vice Präsident von Sky Sport Austria, den Live-Sport-Chef Thomas Trukesitz dazu auf, Arbeitszeiten falsch einzutragen. „Beschönige heimlich ein bisschen bitte“, lautet der genaue Wortlaut.

Seitens Sky heißt es auf KURIER-Nachfrage: Man wolle sich zu Personalfragen nicht äußern. "Wir nehmen das Thema sehr ernst und die entsprechenden Abteilungen bei Sky arbeiten dabei auch mit externen Behörden zusammen.“

Thomas Trukesitz, der den Österreich-Ableger von Sky gemeinsam mit ein paar wenigen Kollegen über viele Jahre aufgebaut hat, wurde jedenfalls im April gekündigt. Ohne Angabe von Gründen. Das gleiche Schicksal ereilt hätte wohl seinen Kollegen Mathias Deuring, seit 2016 Fußballchef national wie international.

"Gelebte Praxis"

Wie viele - vor allem jüngere - Kollegen, habe er dem wachsenden Druck „von oben“ irgendwann nachgegeben. „Es wurde über Jahre zur gelebten Praxis, dass wir unsere Arbeitszeiten für die Geschäftsleitung passend eingetragen haben“, sagt Deuring zum KURIER. Die währende Problematik hat er schließlich bei einer Sky-internen Compliance-Abteilung in Deutschland gemeldet. Ohne Ergebnis. Nachdem er sich als der Whistleblower geoutet hat, steht er unter Kündigungsschutz. Jahrelang. Auf gut Deutsch: Sky wird ihn nicht los. Die Konsequenz: „Ich fühle mich gemobbt und gedemütigt.“

Vor versammelter Redaktion wurde Deuring im vergangenen Sommer bloßgestellt und ohne Vorankündigung damit konfrontiert, dass seine leitende Funktion intern neu ausgeschrieben wird. Nach 16 Jahren im Unternehmen wurde der Vorarlberger zu einem gewöhnlichen Redaktionsmitglied degradiert.

„Ich bin in ein Loch gefallen“, sagt der Familienvater. Mehrere Ärzte attestieren Arbeitsunfähigkeit. Seit August ist er im Krankenstand. Immer und immer wieder sei er in dieser Zeit mit eMails und der Aufforderung, mehr und mehr ärztliche Atteste zu liefern, eingedeckt worden.

Ob zu den Leidtragenden des Konflikts nicht auch die zahlenden Kunden zählen, während die Konkurrenz wie etwa ServusTV vor allem auf der internationalen Fußball-Bühne aufrüstet? Derjenige, der das alles beeinflussen könnte, ist Neal O’Rourke, Managing Director des Österreich-Ablegers von Sky. Das Problem: Der Ire kann den eigenen Übertragungen nicht folgen, weil er kaum ein Wort Deutsch spricht. Und sein erster Dolmetscher hört auf den Namen Uwe König.

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