Die Mafia, DiCaprio und der Kampf gegen die nächste Öko-Katastrophe

Mexikanische Marine-Soldaten nehmen den Golf von Kalifornien ins Visier
Terra-Mater-Chef Köhler über den Doku-Thriller „Sea of Shadows“, die Zusammenarbeit mit dem Hollywood-Star und den Gewinn beim Sundance Festival.

Verbrecher aus Mexiko und China machen gemeinsame Sache, um ein seltenes Tier ohne Rücksicht auf Verluste für Umwelt – und, falls es sich ergibt, Menschen – zu jagen. Politik und Behörden schauen dem Treiben zu, bis mutige Naturschützer, investigative Journalisten und Undercover-Agenten unter Einsatz ihres Lebens aktiv werden…

Es könnte das der Stoff sein für einen Umweltthriller Marke Hollywood. Tatsächlich aber ist es die Realität, die „Sea of Shadows“ schildert. Der Film des Wiener Produktionshauses Terra Mater Factual Studios erhielt eben beim renommierten Sundance Film Festival (Utah) eben den Audience Award in der Kategorie World Cinema Documentary. „Das ist ein Meilenstein für die Entwicklung von Terra Mater Factual Studios und für den Film sowie das Thema an sich enorm wichtig“, sagt deren Gründer und CEO, Walter Köhler.

Kokain des Meeres

Der Nachfolge-Streifen des preisgekrönten Doku-Thrillers „The Ivory Game“ erzählt vom Versuch, im Golf von Kalifornien den Vaquita, den kleinsten Wal der Welt, vor dem Aussterben zu retten. Grund für dessen Reduktion auf nur noch wenige Exemplare: Er ist als Beifang Opfer der Jagd nach dem seltenen Totoaba-Fisch, dessen Schwimmblase in China eine aphrodisierende Wirkung zugeschrieben wird. Aufgrund der dafür aufgerufenen Preise nennt man es „Kokain des Meeres“.

„Was wir in ,Sea of Shadows‘ zeigen, hat besondere Brisanz: Erstmals arbeiten zwei hochgradig organisierte, verbrecherische Gruppen zusammen – nämlich ein mexikanisches Drogenkartell und die chinesische Mafia“, erklärt Köhler. „Wenn das auch auf anderen Kontinenten Schule macht, dann ist Feuer am Dach dieser Welt.“

Der Dreh unter der Regie des Österreichers Richard Ladkani fand unter schwierigen Bedingungen statt. Tarnen und Täuschen war angesagt. „Interviews fanden zum Teil aus Sicherheitsgründen in der Wüste statt. Trotzdem wusste das Kartell immer, wo wir waren.“ Die Gefährlichkeit zeigen Video-Aufnahmen, die kurz nach der Weltpremiere des Films gemacht wurden. Mehr als 50 Fischerboote des Kartells griffen ein Schiff von Sea Sheperd an – die mexikanische Polizei unternahm nichts. „Die Fischer haben sich beim Angriff selbst gefilmt und die Videos ins Netz gestellt. Man kann also erahnen, wie sicher sich das Kartell fühlt.“

 

Die Mafia, DiCaprio und der Kampf gegen die nächste Öko-Katastrophe

Terra-Mater-CEO Walter Köhler (li.), Regisseur Richard Ladkani

Trotzdem ist Köhler überzeugt: „Dieser Film kann etwas bewirken beziehungsweise tut es bereits.“ Kurz nach Premiere meldete sich der Umweltminister der neuen mexikanischen Regierung. „Er wusste nicht einmal annähernd, was sich da abspielt.“ In Kürze soll es in Mexiko City ein Zusammentreffen geben. „Das muss eine nationale Angelegenheit werden. Dass der mexikanische Journalist Carlos Loret de Mola, dessen Morgensendung 30 Millionen Menschen sehen, Protagonist im Film und Mitstreiter in der Sache ist, hilft enorm.“

Öffentlichkeitswirksam

Für verstärkte öffentliche Wahrnehmung darüber hinaus sorgt, dass „Sea of Shadows“, das bei der Diagonale Österreich-Premiere feiert, eine weitere Zusammenarbeit von Terra Mater mit Leonardo DiCaprio und seiner Produktionsfirma Appian Way ist. „Als er nach der Weltpremiere drei Sätze getwittert hat, konnte man sehen, wie die Likes durch die Decke gingen.“

Der Versuch, die letzten Vaquitas unter menschliche Obhut zu bringen, ist trotz DiCaprios Unterstützung gescheitert; nun soll der Schutz aber in deren ureigensten Lebensraum stattfinden.

Brisanz und Machart des Films haben bei den Screenings zu Standing Ovations und zu enormem Interesse bei Sendern, Rechtehändlern und Festivals geführt. Der Zuschlag für die Rechte an „Sea of Shadows“ ging an National Geographic. „NatGeo wird eine große Oscar-Kampagne machen, der Film wird in den USA in 15 Städten starten. Was uns sehr wichtig ist: Es wird auch einen großen Kino-Release in Mexiko geben und weil National Geographic ein gutes Standing in China hat, könnte der Film auch dort laufen.“ Köhler hofft, dass durch „die große Öffentlichkeit der Druck zu handeln groß genug wird.“

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