Er und Kabarettist Klaus Eckel dachten sich 2017: Eigentlich sollten sie ein Drehbuch schreiben – zum Thema Umweltaktivismus. „Als wir angefangen haben, gab es noch kein Fridays for Future“, sagt Mraz. „Als wir im Herbst 2021 gedreht haben, gab es noch keine Klimakleber. Diese Dynamik hat uns ein bissl überholt.“ Er führt es auch darauf zurück, dass Eckel ein „fast seismografisches Gespür für Zeitgeistthemen“ habe. Gerade beim Umweltthema würden sich Dinge „superschnell in viele Richtungen“ entwickeln. „Viele distanzieren sich jetzt von Greta Thunberg, weil die findet, dass ihre Pro-Palästina-Haltung eine gute Idee ist. Diese Dynamik soll der Film auch zeigen.“
Für Regisseur Harald Sicheritz ist klar: „Nichts, was hier vorkommt, ist falsch oder überholt. Das wird eigentlich alles immer nur ärger.“
Renitent
Im Film wird auch einiges immer ärger. Zunächst ist es nur ein Plastiksaurier im Abfluss, der den erfolglosen Pressefotografen und braven Familienvater Stefan Steindl nervt – aufgrund der geschmalzenen Installateurrechnung. Per Zufall lernt er den renitenten Elektriker Ferry kennen. In dessen nachhaltigem Repair-Café wird nicht nur an Plastikspielzeug, sondern auch an der großen Rebellion geschraubt. „PAK – Parents against Krempel“, so der Name der subversiven Truppe.
Dass Mraz („Vorstadtweiber“, „School of Champions“) die Hauptrolle spielt, war beim Schreiben bereits im Hinterkopf. Eckel wollte sie nicht spielen. Sicheritz sagt: „Ich war schon immer Thomas-Mraz-Fan. Deshalb war die Besetzung der Hauptrolle gar kein langer Denkprozess.“
Roland Düringer auf den Leib geschrieben scheint die Rolle des grantelnden Ferry. Sicheritz bestätigt, dass man rasch übereinkam: „Eigentlich kann man fast spüren, dass das etwas für den Roland ist.“ Mraz fand es „cool, dass er das machen wollte. Es zeugt von Größe, wenn man das mit einer leicht selbstironischen Herangehensweise macht.“ Düringer selbst hat sich ja zuweilen dem (teils satirischen) Politaktivismus verschrieben. Im Film wird es handfester: Es wird manipuliertes Spielzeug in den Handel geschmuggelt. Actionfiguren kommentieren plötzlich ihren Herstellungsprozess – etwa durch Kinderarbeit.
Wie weit soll Aktivismus generell gehen?
Sicheritz: „Ich bin in Wien in einer unbeschwerten Zeit aufgewachsen. Deshalb ist Aktionismus nicht etwas, das mir als Erstes einfällt. Beurteilen, wie es andere machen, kann man nur von Fall zu Fall. Wenn man immer schon vorher wüsste, was die richtigen Mittel sind, würde die Welt anders aussehen.“ Die Komödie sieht er als „sehr wirksame Form für solche Themen“. Mraz dazu: „Wenn du ernste Themen in eine Tragikomödie verpackst, erwischst du die Leute anders. Und mit dem Thema Spielzeug erwischst du sehr viele. Wer Kinder hat, weiß, dass du drei Frisbee-Scheiben für die Kinder brauchst, auch wenn sie nur mit einer spielen.“
Zufall
Die drei Kinderdarsteller empfand Mraz als Highlight im Cast. Als Steindls Ehefrau glänzt Marleen Lohse („Nord bei Nordwest“). Marion weiß nicht, dass Stefan hinter den Aktivitäten der PAK steht, die immer mehr Aufmerksamkeit erregen. Der Zufall will es, dass sie die Marketingkampagne jenes Spielzeugkonzerns (als Chefin: Aglaia Szyszkowitz) entwickeln soll, gegen die Stefan ankämpft.
„In dem Film sieht man, dass der Mensch großartig darin ist, Widersprüche zu verwalten. Das machen wir ja alle täglich“, sagt Sicheritz.
Bereits zu Beginn sieht man, wie Stefan zuhause von der Cobra abgeholt wird. Dass sein Komödien-Hit „Hinterholz 8“ ein ähnliches Szenario hat, sei ihm gar nicht bewusst gewesen, sagt Sicheritz. „Die Szene war inspiriert davon, dass es Fälle gibt, wo pickelige 16-Jährige plötzlich vom SWAT-Team mitgenommen werden, weil sie gerade das Außenministerium gehackt haben. Sobald das Wort Terror dabei ist, ist von staatlicher Seite Vieles möglich.“
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