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TV-Tipp

"Das dunkle Paradies": Callgirl, Machtmissbrauch und Outing

Salzburger Landkrimi mit Stefanie Reinsperger und Manuel Rubey unter der Regie von Catalina Molina - am Dienstag in ORF1 (20.15).

von Marco Weise

12/09/2019, 06:00 PM

Die Kamerafahrt zu Beginn des Landkrimis ist ein Augenschmaus: Auf einer LĂ€nge von 3 Minuten und 40 Sekunden ist – zumindest fĂŒr den Laien – kein einziger Schnitt zu erkennen. Ein Intro wie aus einem Guss. Zuerst gleitet man ĂŒber den See in Richtung Uferpromenade, von dort geht es direkt in die Lobby eines Hotels, raus auf die Straße und rein ins Geschehen. Aus Nacht wird Tag. Und plötzlich schwimmt da eine Leiche im Zeller See.

„Diesen Anfang wollte ich unbedingt realisieren, obwohl es seitens der Produzenten und Redakteure anfangs große Zweifel gab: Sie waren skeptisch, ob wir das hinbekommen; meinten, es wĂ€re zu aufwendig und wĂŒrde zu viel Zeit in Anspruch nehmen“, sagt Regisseurin Catalina Molina im KURIER-Interview. Bei diesen langen Kamerafahrten kommt es auf das richtige Timing an – da muss von der KamerafĂŒhrung bis zum Licht alles genau geplant und vorbereitet werden. „Klar ist das eine Herausforderung, aber sie haben mir vertraut – und jetzt sind alle mit dem Ergebnis zufrieden“, freut sich Molina.

Neigung

Die Wahl-Wienerin mit argentinischen Wurzeln und Kernöl-Sozialisierung legt mit „Das dunkle Paradies“ eine weitere Talentprobe ab. Es ist ihr zweiter Landkrimi und nach dem „Tatort: GlĂŒck allein“ ihre dritte Produktion fĂŒr den ORF. 2016 ließ Molina Manuel Rubey als Kommissar Martin Merana und Stefanie Reinsperger als Postenkommandantin Franziska Heilmayr als ungleiches Duo im ersten Salzburger Landkrimi „Drachenjungfrau“ ermitteln. WĂ€hrend es damals neben dem Mordfall hauptsĂ€chlich um die familiĂ€ren Verstrickungen des Kommissars ging, gerĂ€t diesmal Franziskas Privatleben in den Fokus. Da es im ersten Landkrimi aus Salzburg hauptsĂ€chlich um den Kommissar Merana geht, hat man sich diesmal verstĂ€rkt auf Franziska Heilmayr konzentriert.

„Wir haben uns gefragt, wie sie mir ihrer sexuellen Neigung in einem doch sehr konservativen Umfeld umgeht. Zuerst dachte ich, dass ein Outing im 21. Jahrhundert hierzulande ja kein großes Problem mehr ist. Aber nach zahlreichen Recherchen und GesprĂ€chen habe ich gemerkt, dass ich scheinbar in einer Blase lebe. Es wurde mir ein anderes Bild prĂ€sentiert: Anscheinend ist es noch immer fĂŒr viele Eltern untragbar, wenn sich der Sohn als schwul oder die Tochter als lesbisch outet“, sagt Catalina Molina.

Mit solchen Eltern (allen voran ihrer Mutter, gespielt von Ulrike Beimpold) hat es auch Franziska zu tun. WĂ€hrend sie sich endlich Enkelkinder und einen Ehemann fĂŒr ihre Tochter wĂŒnschen, schafft es Franziska nicht, sich endlich vor ihrer Familie als lesbisch zu outen und öffentlich zu ihrer Freundin (Andrea Wenzl) zu stehen.


Diese innere Zerrissenheit, die Zweifel und Ängste verkörpert Stefanie Reinsperger famos – dabei wird die Suche nach dem Mörder oftmals zur Nebensache. Aber irgendjemand muss das Edel-Callgirl ja auf dem Gewissen haben. Die Ermittlungen gestalten sich zĂ€h, der HauptverdĂ€chtige Roland Teichtner (Wolfgang Rauh), war es natĂŒrlich nicht. Die Sache ist komplizierter.

Es geht um internationale politische Machenschaften, um Verschwörung auf höchster Ebene, Vertuschungsversuche, um Drogen, „menschliche AbgrĂŒnde und die Konfrontation mit der Frage ‚Was ist richtig, und was ist vielleicht gar nicht so falsch‘, sondern nur anders“, sagt Stefanie Reinsperger.

INFO: „Das dunkle Paradies“ – Landkrimi aus Salzburg. Heute, Dienstag, ORF1 (20.15)

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