Christopher Schärf: "Es ist jetzt mehr möglich"

Christopher Schärf: "Es ist jetzt mehr möglich"
Der Schauspieler Christopher Schärf im Interview.

Christopher Schärf hat gerade einen Lauf. Wird in Österreich eine neue Serie, ein neuer Film vorgestellt, ist der 39-jährige Schauspieler aus Wien oftmals gesetzt. Meistens gibt er dabei den Strizzi, der mit einer großen Gosch’n und schlechten Frisur, aber großem Ego durch die Unterwelt zieht und sich dabei mehrmals am Tag die Nase pudert. Zuletzt schnupfte er im ORF-„Tatort“ „Her mit der Marie“ als Sohn des ehemaligen Rotlichtkönigs Dokta (Erwin Steinhauer) das Marschierpulver zur Betäubung. Aber der in Mödling geborene Schärf hat schauspielerisch mehr zu bieten als den Kleinkriminellen und Hobby-Zuhälter mit Hang zum Größenwahn.

Überzeugen kann man sich davon etwa in der Tragikomödie „Nichts zu verlieren“ (27. 12., ORF 2), wo er an der Seite von Georg Friedrich einen Reisebus entführt und nicht nur für Lacher, sondern auch für berührende Momente sorgt. Im Kino ist Christopher Schärf gerade in der Komödie „Womit haben wir das verdient“ als Liebhaber von Pia Hierzegger zu sehen. Und auch in naher und ferner Zukunft wird man an ihm nicht vorbeikommen.

Seinen nächsten ORF-Einsatz hat er an diesem Mittwoch ab 20.15 Uhr bei „Achterbahn“, so der Titel der Wiener Unterwelt-Milieustudie, die Teil der zweiten „Landkrimi“-Reihe ist.

KURIER: Wie sympathisch ist Ihnen der Rabitsch, den Sie im Landkrimi verkörpern?
Christopher Schärf:
Die Rolle habe ich von Anfang an sehr spannend gefunden. Der Rabitsch ist ein Typ außer Rand und Band, einer, der immer am Gas steht, total drüber und immer nur auf Koks ist. Ich habe zwar schon mehrmals solche kaputten Figuren gespielt, aber ich versuche immer, einen neuen, eigenen Zugang zu einer Rolle zu finden. Ich setze mir dazu stets eine andere Maske auf – es ist immer eine neue Reise.

Welchen Zugang haben Sie diesmal gewählt?
Ich habe mich bei der Kostümauswahl und bei der Maske eingebracht. Das war mir diesmal wirklich wichtig, denn so konnte ich aus meiner Figur, dem Rabitsch, noch mehr herausholen. Zum Glück hat mir Regisseur Wolfgang Murnberger freie Hand gelassen, was ich auch sehr schätze.

Haben Sie von den Strizzi-Rollen bereits genug?
Nein. Das sehe ich total gelassen, denn ich habe in letzter Zeit auch ganz andere Charaktere in Filmen und Serien verkörpert. Ich spiele den Gangster genauso gerne wie einen zerbrechlichen, feinfühligen Mann, einen Lehrer oder einen Politiker oder Drogenabhängigen. All diese Figuren habe ich zum Beispiel schon gespielt.

Wie fordernd ist es, einen Drogenabhängigen zu spielen?
Die Vorbereitung auf so einen Job ist intensiv und macht natürlich etwas mit einem. Aber man muss zwischen Rolle und Wahrhaftigkeit unterscheiden. Ich kann einen Drogenabhängigen also nur auf meine Art und Weise spielen, denn ich setze mich am Set ja nicht hin und ziehe eine Line Kokain, oder rauche einen Joint oder was auch immer. Ich versuche mich stattdessen in solche Charaktere, solche Situationen reinzufühlen. Und reinzusteigern. Aber nach dem letzten Drehtag ist es ganz wichtig, Abstand davon zu gewinnen, den Kopf freizumachen. Ich werfe dazu oft das Drehbuch in den Müll. Das ist für mich eine Art Schlussstrich. Die fertigen Filme sehe ich mir kaum an. Das mag ich nicht.

Was drehen Sie gerade?
Ich bin gerade viel in Deutschland unterwegs, weil ich Teil der neuen Netflix-Serie „Skylines“ bin. Aktuell laufen bei mir gerade noch die Vorbereitungen für die Dreharbeiten, die soeben gestartet sind. Ich bin aber auch sonst viel unterwegs – fliege immer wieder mal nach London und New York, wo ich auch zwischen 2011 und 2013 am William Esper Studio die Schauspielausbildung absolviert habe. Ich liebe das New Yorker Theater.

Sie haben ja auch bei der Sky-Serie „Der Pass“, die im Jänner 2019 präsentiert werden wird, mitgewirkt. Sind Sie als Schauspieler über den aktuellen Serienhype erfreut?
Auf jeden Fall. Denn diese durch den Serienhype ständig steigernde Qualität färbt auf die ganze Film- und Fernsehwelt ab. Wenn man sich die jüngsten Resultate, die neuen „Landkrimis“ und „Stadtkomödien“ ansieht, kann man nur den Hut ziehen. Es ist zurzeit auch viel mehr möglich als früher. Man traut sich plötzlich wieder etwas, die Geschichten werden immer besser und damit sorgen österreichische Produktionen auch im Ausland für positive Schlagzeilen.

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