Netflix stoppt Kundenschwund und wechselt den Chef aus

Firmengründer Reed Hastings
Doku-Hit „Harry & Megan“ lockte im Schlussquartal neue Kunden an. 2023 droht Ungemach aus Brüssel.

„Selbst Gründer müssen sich weiterentwickeln!“. Mit diesen Worten verabschiedete sich Reed Hastings im Firmenblog von seinen Mitarbeitern. Der 62-jährige Netflix-Mitgründer bestimmte  mehr als zwei Jahrzehnte den Kurs des Unternehmens mit und bildete seit 2020 eine Doppelspitze mit Langzeitchef Ted Sarandos.

Nun tritt Hastings in den Hintergrund, dürfte aber als   geschäftsführender Verwaltungsratsvorsitzender weiter seinen Einfluss behalten.  Nachfolger und  Co-Chef an der Seite von Sarandos  wird  Greg Peters, der im Vorstand bisher  das Tagesgeschäft verantwortete. Operativ läuft es für den US-Streamingdienst nach  herben Einbrüchen nun wieder etwas besser.

Nicht zuletzt dank der  populären Doku-Serie „Harry & Meghan“ konnte der Kundenschwund im wichtigen Schlussquartal bis Ende Dezember gestoppt werden. Unterm Strich kamen 7,66 Millionen neue Kunden hinzu - Analysten hatten  mit lediglich ,5 Millionen gerechnet. Insgesamt brachte es Netflix zum Jahresende auf 231 Millionen Nutzerkonten.

"Harry & Meghan" als Hit

Neben „Harry & Meghan“ konnte der Videodienst auch mit der Serie „Wednesday“ sowie den Filmen „Troll“ und „Glass Onion“ punkten. Positiv  auf die Nutzerzahlen wirkte sich  auch der Start des günstigeren, werbefinanzierten Abos  aus. Der Nettogewinn brach im Schlussquartal von 607 auf 55 Mio. Dollar ein. Für das laufende Quartal stellte Netflix aber einen Gewinn von 1,3 Mrd. Dollar in Aussicht. Der  Aktienkurs zog am Freitag deutlich an.

Größere Einsparungen, wie sie derzeit die Tech-Konzerne Microsoft und Alphabet vollziehen, hat  Netflix schon  im Frühjahr 2022 erledigt.  In den USA mussten rund 300 Mitarbeiter  gehen.

"Datenmaut" droht

Ungemach droht den Streaming-Konzernen wie Netflix oder Youtube heuer aus Brüssel. Die  EU-Kommission will sie nämlich  an den Infrastrukturkosten der Telekomindustrie beteiligen. Die EU-Kommission dürfte  noch  im ersten Quartal 2023 einen ersten Gesetzesvorschlag für eine eigene „Datenmaut“ vorlegen.

Diese soll den Ausbau von Glasfaser- und 5G-Mobilfunknetzen in der EU mitfinanzieren. Heftig diskutiert wird darüber schon lange. Die hohe Inflation und die sinkende Bereitschaft vieler EU-Staaten, den teuren Netzausbau weiterhin massiv mit Steuergeld zu fördern, bringen jetzt Dynamik in die Sache.

So reagiert die Börse

Der Aktienkurs von Netflix reagierte positiv und verzeichnete am Freitag ein Plus von sieben Prozent. In den vergangenen drei Monaten hat der Kurs bereits um knapp 18 Prozent zugelegt. Vor einem Jahr notierte er allerdings trotzdem noch 38 Prozent höher.

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