Bertelsmann mit guten Geschäften vor der Corona-Krise

Konzernchef Thomas Rabe: Bertelsmann ist gut gerüstet, Rundfunk-Tochter RTL spürt Corona
Digital-Geschäft steuert erstmals über 50 Prozent des Umsatzes beim Medien-Riesen bei. Berlusconi baut indes Einfluss bei ProSieben aus.

Unterschiedlicher könnten die wirtschaftlichen Welten nicht sein: Medien-Riese Bertelsmann (RTL, Gruner+Jahr, BMG) konnte 2019 sein Betriebsergebnis auf 2,9 (Vorjahr: 2,6) Milliarden Euro steigern, der Umsatz zog um zwei Prozent auf 18 Mrd. Euro an. Erstmals kamen mit 51 Prozent mehr als die Hälfte davon aus dem Digital-Geschäft. "Bertelsmann ist gut gerüstet", sagte Konzernchef Thomas Rabe am Dienstag. Man sei "weniger anfällig für konjunkturelle Schwankungen und können weiter in unsere Zukunft investieren, ohne an die Substanz zu gehen."

Gleichzeitig betonte Rabe, dass allen Medien in dieser außergewöhnlichen Situation gesellschaftliche und systemrelevante Bedeutung zukomme. "Wir sind Teil der kritischen Infrastruktur in Deutschland, die es gerade jetzt aufrechtzuerhalten und zu unterstützen gilt."

Stornierungen

Bertelsmanns europäische Rundfunk-Tochter RTL Group spürt aber bereits negative Folgen der Corona-Epidemie. "Wir registrieren die ersten Stornierungen für Werbebuchungen und Auswirkungen auf Produktionen", hatte Rabe jüngst erklärt, der auch RTL-Chef ist. Davor aber konnte die RTL Group den Umsatz erneut, auf 6,65 Mrd. Euro, ausbauen. Der Fokus liegt auf dem Ausbau der Streaming-Angebote. “Ziel ist es, im Jahr 2025 fünf bis sieben Millionen zahlende Abonnenten zu erreichen.”

Berlusconi

Turbulent geht es hingegen bei der zweiten großen Privat-Sender-Familie, ProSiebenSat.1, zu. Der Börsekurs hat sich seit Jahresbeginn beinahe gedrittelt. Die Aussicht auf  Schnäppchen in München lockt Investoren.

Der von der Familie Silvio Berlusconis kontrollierte Medienkonzern Mediaset hat nun seine Beteiligung an ProSiebenSat.1 aufgestockt. Die spanische Tochter Mediaset Espana habe 4,25 Prozent der Aktien erworben, damit steige der Anteil an den Münchenern insgesamt auf 20,1 Prozent, so Mediaset. Diese Mitteilung an die italienische Börse befeuerte den Kurs am Dienstag.

Erst vor zehn Tagen hatte der tschechischen Milliardär Patrik Tkáč über seine Ruby Investment seinen Anteil auf 10 Prozent aufgestockt.

Abgang

Einen Abgang gibt es hingegen in der Führungsebene: Conrad Albert wird als Vize-CEO bei ProSiebenSat.1 Ende April aufhören - es ist ein Abschied nach 15 Jahren. Davor hatte Albert im Interview mit der Süddeutschen den umstrittenen Konzernchef Max Conze kritisiert und von einer "Vorstands-Soap-Opera" gesprochen.

Die ProSiebenSat.1 Group hatte das Geschäftsjahr 2019 noch einigermaßen im Rahmen der Erwartungen abgeschlossen: Der Konzern seinen Umsatz um 3 Prozent auf 4,135 Mrd Euro (Vorjahr: 4,009 Mrd. Euro), das Ergebnis ging auf 872 Mio Euro (Vorjahr: 1,013 Mrd Euro) zurück. „Dies reflektiert die Entscheidung des Konzerns, wie angekündigt weiter in die Zukunft des Entertainment-Geschäfts und in das Wachstum der NuCom Group zu investieren.“ Darüber hinaus wirkten sich niedrigere gesamte TV-Werbeerlöse aus.

Die ProSiebenSat.1 Group habe sich zum Ziel gesetzt, ihren Umsatz weiter zu diversifizieren. So solle der Umsatzanteil des digitalen und smarten Werbegeschäfts am Entertainment-Umsatz mittelfristig bei 25 Prozent liegen (2019: 9%) und der Anteil des Digitalgeschäfts am Konzernumsatz (vor Portfolioveränderungen) auf über 50 Prozent steigen (2019: 34%).

 

 

Kommentare