In der „Griechischen Passion“ des tschechischen Komponisten Bohuslav Martinů hätte Zirner in Hannover auf der Bühne stehen sollen, ebenso in Mozarts „Entführung aus dem Serail“ in einer seiner Paraderollen, jener des Bassa Selim am Opernhaus Frankfurt. Zirner: „Wir hatten bereits Proben. Aber jetzt ist alles auf unbestimmte Zeit verschoben. Ich hoffe auf März oder auf April.“
Und Zirner hofft auf den 6. Februar. An diesem Tag soll nämlich Thomas Bernhards „Heldenplatz“ am Salzburger Landestheater in der Inszenierung von Alexandra Liedtke Premiere haben. Zirner ist darin der über Österreich, die Welt und die Musik monologisierende Professor Schuster. „Das ist ein Stück, das mir sehr am Herzen liegt. Bei der Uraufführung 1989 im Burgtheater war es noch ein Skandal, aber es ist immer noch gültig. Wie Thomas Bernhard hier die Unnahbarkeit der Menschen zeigt, das gewinnt durch den Spiegel von Corona nochmals eine ganz neue Dimension. Denn ich mache mir Sorgen, um das Phänomen der Kommunikation. Ich nehme das Virus sehr ernst. Aber wenn ich mich mit einem Text beschäftige, dann möchte ich ihn eines Tages auch dem Publikum präsentieren können. Und wenn ein Kirchgang möglich ist, sollte auch Kultur möglich sein.“
Zirner weiter: „Das Dilemma ist, dass es viele vernünftige Menschen gibt, die auch in einem Restaurant oder eben im Theater sitzen könnten. Leider ist aber ein Teil der Bevölkerung unvernünftig. Und diesen Preis zahlen alle.“
Womit wir auch schon bei Donald Trump und den Vorgängen in den USA wären, immerhin hat der gebürtige Amerikaner in den Staaten ein aktives Wahlrecht. Zirner: „Wir leben in einem Zeitalter der bewussten Unvernunft und des Missbrauchs der Medien. Das Ergebnis der Wahl in den USA ist eine Erlösung. Die Republikaner haben in ihren Kampagnen auf fast allen Ebenen unfassbaren Blödsinn verbreitet und unzählige Lügen erzählt. Trump ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Aus dieser Partei ist eine rechtsnationale Gruppierung geworden, welche die Kluft zwischen Arm und reich noch größer gemacht hat.“
Und zu Trump: „Allein auf der Ebene der Sprache, ist dieser Mann nicht fähig einen einzigen geraden Satz hervorzubringen. Trump ist schwer krank und gehört ins Gefängnis oder in eine Anstalt. Um die Scherben, die Trump hinterlassen hat, aufzuräumen, reichen leider keine vier Jahre. Unter Trump sind die USA in eine Art Totalitarismus geschlittert. Aber ich hoffe auf Biden und noch mehr auf Kamala Harris, die vielleicht in vier Jahren Präsidentin werden könnte. Aber man muss auf Trump, seinen Clan, seine Anhänger aufpassen. Das ist eine historische Verantwortung für uns alle. “
Stichwort Historie. Der widmet sich der exzellente Musiker – Zirner spielt Querflöte und Saxofon – am 9. November im Gläsernen Saal des Wiener Musikvereins. „Unter dem Titel ,Transatlantische Geschichten‘ erzähle ich gemeinsam mit Kontrabassist Sven Faller die Geschichte meiner Großeltern und indirekt meine. Von Wien in die USA und in meinem Fall wieder zurück, weil ich nicht nach Vietnam wollte. Da spiele ich die Querflöte. Denn die Musik gibt mir Trost. Auch in Zeiten der Pandemie. Mir hat einmal ein Musiker gesagt: ,Corona ist in der Musik das gleiche Wort für Fermate, also Zäsur. Aber danach klingt die Musik umso schöner.’“
Zur Person: Der Sohn jüdischer Emigranten, am 7. Jänner 1956 in den USA geboren, kehrt in den 1970ern in deren Heimat zurück. Zirner besucht in Wien das Reinhardt-Seminar und debütiert am Volkstheater. Der Start einer großen Karriere – zunächst auf der Bühne (u. a. Burg, Münchner Kammerspiele, Josefstadt). Seit 1975 spielt er in über 130 Kino- und TV-Filmen wie Doris Dörries „Geld“, Schlöndorffs „Homo Faber“, István Szabós „Der Fall Furtwängler“ oder Züli Aladags „Wut“ und wird mehrfach ausgezeichnet. Zirner tritt auch als Jazzer auf und lebt am Chiemsee.
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