Antisemitisch? Aufregung um Selenskij Karikatur der SZ

Antisemitisch? Aufregung um Selenskij Karikatur der SZ
Kritiker sehen in der Karikatur der Süddeutschen Zeitung Parallelen zu NS-Propaganda.

"Eine antisemitische Karikatur a la „Stürmer“ in der SZ. Euer Ernst?", drückt Michaela Engelmeier, Generalsekretärin Deutsch-Israelische-Gesellschaft, ihr Entsetzen über eine Karikatur, die in der Feiertagsausgabe der Süddeutschen Zeitung erschienen ist, aus. Mit dieser Kritik ist sie nicht allein.

Die Karikatur, welche den ukrainischen Präsidenten, Wolodymyr Selenskij, skizziert und auf dem er vor einem "World Economic Forum"- Schriftzug zu sehen ist, sorgt derzeit für viel Aufregung. Sie würrde eine stereotypische und klischeehafte Darstellung eines Judens inszenieren, und sei damit antisemitisch, ist der Vorwurf. Manche ziehen sogar Vergleiche zur NS-Propaganda. Selenskij selbst ist Jude. 

"Diese SZ-„Karikatur“ hätte auch in einer russischen Propaganda-Zeitung oder in einem NPD-Parteiblatt veröffentlicht werden können. Ekelhaft", schreibt etwa Bild-Chefredakteur Paul Ronzheimer, stellvertretender Chefredakteur der Bild-Zeitung.

"Nicht nur erinnert die Darstellung des ukrainischen Präsidenten eher an antisemitische Bildsprache als an seine tatsächliche Erscheinung. Die Zeichnung transportiert gleich mehrere antisemitische Topoi. Im antisemitischen Weltbild wird Juden eine weltumspannende Macht in Politik und Wirtschaft zugeschrieben. Sie werden als hinter dem Rechtssystem stehend halluziniert, als hinterlistige Strippenzieher, als Kontrolleure des politischen und wirtschaftlichen Geschehens, als Krisenprofiteure und Kriegsverlängerer", kommentiert Welt Autor Frederik Schindler.

Die SZ hat sich mittlerweile zu der Kritik geäußert. "Diese Karikatur ist die zeichnerische Umsetzung der Fernsehbilder vom Montag: Der ukrainische Präsident auf der Videowand, und damit im XXL-Format, vor dem Publikum in Davos. Sie illustriert, wie dominierend das Thema Ukraine dort ist", heißt es darin.

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