Alles neu bei "Biester": Wie die Mikado-Stäbchen fallen

Jenny (Anja Pichler) und Nelly (Fanni Schneider)
Die ORF-Serie „Biester“ startet in ihre zweite Staffel. Dabei hat „Vorstadtweiber“-Autor Uli Brée die Konstellationen ordentlich durcheinandergewirbelt. Auch die Liebe schlägt zu.

Von Peter Temel und Marie-Sarah Drugowitsch


Die Biester sind wieder los. In der zweiten Staffel der ORF-Dramedy-Serie "Biester" (ab 17. März, 20.15 Uhr, ORF1) werden die Leben von Jenny, Vero, Nelly und Tiz auf den Kopf gestellt. Die Sunds müssen sich neu orientieren. Ihr Geld ist weg – also heißt es ab zu den Tichys in den Gemeindebau. Der Nachwuchs schnuppert in einer fremden Arbeitswelt, die Väter werden zu Zellengenossen im Gefängnis.

„Ich habe einfach die Würfel gemischt und neu geworfen“, sagt Drehbuchautor Uli Brée, „man kann es auch mit Mikado-Stäbchen vergleichen. Dadurch sind ganz neue Konstellationen entstanden. Auf einmal müssen sich die Mütter Dorit und Sandra eine Wohnung teilen. Wichtig war mir vor allem, dass es kein Krimi ist. Niemand wird umgebracht. “

Wer zueinander findet

Verbrechen gibt es aber sehr wohl bei „Biester“, etwa versuchte Brandstiftung. Kleinere Vergehen begehen auch die titelgebenden jungen Frauen. „Was die Mädels da tun, sind nicht wirklich Verbrechen“, meint Brée. „Sie versuchen halt, zu Geld zu kommen. Also in Österreich geht das locker als Kavalierinnendelikt durch“, sagt der gebürtige Norddeutsche, der schon lange in Österreich lebt, mit einem Schmunzeln.

Alles neu bei "Biester": Wie die Mikado-Stäbchen fallen

Nelly (Fanni Schneider) und Dorit Sund (Ursula Strauss)

Liebevoll

Neu im Team ist die deutsche Regisseurin Katharina Woll. Sie sei sofort „Feuer und Flamme gewesen“ sagt sie. „So etwas gibt's in Deutschland einfach nicht. Erstens humortechnisch und auch stilistisch, wie liebevoll die Figuren geschrieben und inszeniert worden sind.“

Was den Wiener Dialekt betrifft, sei sie „natürlich keine Expertin, aber ich habe zum Glück ein Team, das mich gut berät.“ Über ein Grundwissen habe sie aber schon verfügt. „Ich bin in Bayern auch mit dem ORF-Fernsehen aufgewachsen und mit FM4, das ist mir also nicht total fremd.“

Alles neu bei "Biester": Wie die Mikado-Stäbchen fallen

Leading Team Mirjam Unger, Uli Brée, Katharina Woll 

Dort hörte sie auch Kollegin Mirjam Unger, die vor ihrer Regiekarriere FM4-Moderatorin war. Unger über die neue Staffel: „Das Humorpotenzial war extrem groß, es war so lustig zu inszenieren, weil sich tatsächlich alles auf den Kopf gestellt hat.“ Das Projekt habe „so eine Energie entwickelt, so viel Lebensfreude. Auch wenn alles den Bach runtergeht, geht es darum, trotzdem zu lachen, sich zu verbünden und gleichzeitig Emotionen zuzulassen.“

Jenny Tichy, die eigentlich im Gemeindebau zu Hause ist, hat sich unter dem Pseudonym Ella in die Welt der Reichen eingeschlichen. Schauspielerin Anja Pichler dazu: „Mir hat dieser häufige Rollenwechsel besonders viel Spaß gemacht. Jenny hat Blut geleckt und merkt, sie will auf keinen Fall zurück in dieses Hamsterrad mit Post-Packerl schupfen und Hühneraugen ausstechen.“

Rollentausch

Theresa Riess spielt Tiz, eine der Töchter aus dem ursprünglich wohlhabenden Hause Sund. Sie sagt über den Rollentausch: „Ich habe mich sehr gefreut, diesen Nagelstudio-Kittel zu tragen und dann zu versuchen, dort als Tiziana zu arbeiten. Die Betonung liegt auf versuchen!“

Autor Brée bat die Schauspielerinnen nach Staffel 1 zum Brainstorming, wie sie ihre Rollen in weiterer Folge sehen, da seien "wirklich viele super Ideen eingeflossen“. Für Fanni Schneider, die Tiz’ Schwester Nelly Sund spielt, ist es „ein Geschenk, dass wir die Möglichkeit bekommen, uns einzubringen. Ich habe gesagt, dass es mir viel Spaß gemacht hat, mit dem Gabelstapler zu fahren. Also wer weiß, was noch kommt!“ Riess ergänzt: „Es spricht sehr für Drehbuch und Regie, dass sie uns in den künstlerischen Prozess miteinbeziehen.“

Alles neu bei "Biester": Wie die Mikado-Stäbchen fallen

Annäherung: Mara Romei und Theresa Riess

Zwischen Vero (Mara Romei) und Tiz entwickelt sich eine Beziehung. Beide Darstellerinnen haben zum ersten Mal intime Szenen mit einer Frau gedreht. Daher wurde eine Intimitätskoordinatorin engagiert. Romei hält dies für eine „coole Erfahrung. Du kannst viel mehr zeigen, weil ein Rahmen geschaffen wird. Du kannst dir eine Art Muster zulegen, es ist wie eine Choreografie. So entstanden schöne Bilder, über Körperlichkeit, Intensität und Vertrauen. Man spürt, dass da etwas sehr Echtes entsteht.“

Riess bestätigt: „Das war angenehm, wir haben auch viel gelacht. In der zweiten Staffel spielt Sexualität eine größere Rolle. Umso wichtiger ist es, dass das Set-Up professionell ist.“

"Checken es immer noch nicht"

Wie war die Vorfreude bei Verwandten und Freunden auf Staffel 2?

Schneider: „Es fragen schon viele die ganze Zeit: ,Wann geht's weiter?‘ Ich finde es toll, dass generationenübergreifend gefragt wird.“

Die kurzfristig entstandene Popularität ist für die vier noch immer etwas Neues. Romei bringt es auf den Punkt: „Kurz gefasst: Wir checken es immer noch nicht.“

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