KURIER: Anlässlich des Angriffskriegs der Russen auf die Ukraine sieht man wieder, dass sich Sport und Politik nur schwer trennen lassen. Wie beurteilen Sie das?
Alina Zellhofer: In der ORF-Sportredaktion wird darüber täglich geredet und diskutiert. Es ist ein ständiges Abwägen, denn es hängt alles miteinander zusammen: Sport und Politik kann man nicht losgelöst voneinander betrachten. Daher hat dieser von Russland ausgelöste Krieg auch Auswirkungen auf den Sport, dessen muss man sich bewusst sein.
Ist es aber ein richtiges Signal, russische Sportler aus Bewerben auszuschließen?
Das ist ein schwieriges Thema, es wird ja auch die Frage gestellt, was können russische Sportler und Sportlerinnen für Putins Krieg? Andererseits haben sämtliche Sportverbände ein unmissverständliches Zeichen gesetzt.
Wie gehen Sie persönlich mit der allgegenwärtigen Kriegs-Live-Berichterstattung um?
Man wird minütlich mit neuen Informationen versorgt, die einem schon sehr viel Lebensenergie und Hoffnung rauben. Es ist, offen gestanden, schwierig, weil ich ein sehr kopflastiger Mensch bin und die derzeitige Situation schon sehr viel mit mir macht – die zwei Jahre Corona haben ja auch schon ihre Spuren hinterlassen. Deshalb ist es auch wichtig, dass man das alles verdauen und richtig einordnen kann. Ich versuche das mit Sport in der freien Natur. Ich gehe laufen und versuche dabei auch meine Gedanken zu sortieren. Darüber hinaus versuche ich, Medien gezielt zu konsumieren. Denn sich von früh bis spät mit Kriegs- und Todesmeldungen zu beschäftigen, ist auf Dauer nicht gesund.
Sie kommen aus einer Fußballer-Familie. Ihr Vater, Georg Zellhofer, war Profi-Kicker, danach Trainer und Sportdirektor. Sie sind quasi im Stadion aufgewachsen. Härtet das ab?
Als Kind bekommt man da natürlich relativ früh mit, was dort oft für ein Ton herrscht und dass vielleicht einmal der eigene Vater vom Publikum beschimpft wird. Die Mama war aber immer sehr darauf bedacht, dass wir den Sprachschatz nicht übernehmen, und hat mit uns viel darüber gesprochen. Natürlich ist es ein anderes Umfeld, aber keines, das mir irgendwie geschadet hätte. Vom Sport kann man auch sehr viel lernen, wenn es um Sieg oder Niederlage geht, um Fairness. Sport – aktiv wie passiv – ist eine gute Schule .
Wann wird in Österreich eine österreichische Schiedsrichterin ein Bundesligaspiel der Männer pfeifen?
In Österreich gibt es bereits drei UEFA-Schiedsrichterinnen. Ich glaube, dass es wie bei Frauen als Kommentatorinnen im Fußball um einen Gewöhnungseffekt geht. Am Anfang wird hierzulande ja alles, was neu ist, gerne für schlecht erachtet und misstrauisch beäugt. Es ist zwar ein Prozess, der noch eine gewisse Zeit brauchen wird, aber wir sind am richtigen Weg.
Haben Sie eigentlich schon einmal ihren Vater interviewt?
Ja, ich habe ihn tatsächlich einmal interviewt. Das war zu meinen Anfängen als 16-Jährige. Zu diesem Zeitpunkt habe ich ein Ferialpraktikum bei Radio Oberösterreich gemacht. Und da war es tatsächlich so, dass sie mich rausgeschickt haben, um eine Vater-Tochter-Geschichte zu machen. Dafür habe ich dann meinen Vater, der damals Trainer bei Pasching war, am Fußballplatz interviewt. Das war für uns beide keine einfache Sache (lacht).
Haben Sie als Moderatorin einen Lieblingssport?
Familiär bedingt ist es sicher der Fußball. Damit bin ich aufgewachsen. Aber ich bin auch sehr gern bei den anderen Sportarten im Einsatz. Und stets daran interessiert, neue Sportarten für mich zu entdecken. Snowboard ist da ein gutes Beispiel, weil ich zu dem Sport als Skifahrerin kaum einen Bezug hatte. Diese Sportart habe ich durch die Arbeit kennen und lieben gelernt.
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