50 Jahre Satel Film: "Geschichten, die die Menschen berühren"

50 Jahre Satel Film stehen für eine Vielzahl von hochkarätigen Produktionen: Von "Schüler Gerber", "Radetzkymasch" und "Krambambuli" über "Kottan" und "Wiener Blut" bis "Freud
Gründer Michael Wolkenstein und Geschäftsführer Heinrich Ambrosch über Erfolge, Hürden und Herausforderungen bei Kino, Fernsehen, Streaming

Von „Kottan“ und „38“ bis „Freud“ und „SOKO Donau“: Ein Gespräch mit Michael Wolkenstein und  Heinrich Ambrosch über die Satel Film, das Jubiläum und die Branchen-Zukunft.

50 Jahre Satel, das umfasst quasi die Zeitspanne vom Schwarzweiß-Fernsehen bis Streaming?

Michael Wolkenstein: Als wir 1971 die Satel gegründet haben, gab es bereits Farbfernsehen. Die Schwarzweiß-Ära habe ich zuvor erlebt mit meiner Sascha-Ufa-Werbefilm.  Als der Umstieg kam, war das Gejammer in der Branche und bis hinauf in den ORF groß, wie schwierig das wohl werden würde, als wäre es damit aufzuhalten - und alles ist gut gegangen.

Jammern gehört zum Geschäft?

Wolkenstein: Da ist viel Jammerei dabei, vor allem die vorauseilende (lacht).

Herr Ambrosch, wie ist Ihr Blick auf das Jubiläum?

Heinrich Ambrosch: Ich leite die Satel Film inzwischen auch schon seit 15 Jahren. Ich habe hier eine sehr gut aufgestellte Firma übernehmen dürfen, vor deren kreativen Schaffen ich sehr großen Respekt hatte und habe: „Der Schüler Gerber“, die „Kottan“-Reihe, die „Geschichten aus dem Wienerwald“ oder auch „Piefke Saga“, da sind Produktionen, die mich selbst kulturell geprägt haben. Eine solche Firma aus dem Boden zu stampfen, war und ist eine große Leistung - klar, damals gab’s kein Corona, andererseits gab es auch keine Filmförderung. Was jedenfalls damals wie heute gleich ist: Jeder Film, jede Serie ist ein Wagnis.

Wolkenstein: Ich hatte es vielleicht ein bisschen einfacher als andere, denn ich hatte mir die richtigen Partner gesucht. Das war die PolyGram von Philips und Siemens, damals eine wirkliche Größe des Geschäfts, und deren gemeinsame mit Studio Hamburg gegründete Tochter, die PolyTel. Mit dabei war auch die CA, damals eine große Bank. Nicht begeistert war allerdings zu Beginn der ORF.

50 Jahre Satel Film: "Geschichten, die die Menschen berühren"

Satel-Gründer Michael Wolkenstein ist immer noch in Sachen Film im Einsatz

Der 1940 geborene Wiener ist eine Größe der heimischen und deutschen Filmbranche und übt bis heute internationale Funktionen aus. U. a. ist der  Jurist im Vorstand des Weltverbandes der Filmproduzenten.  Wolkenstein war  geschäftsführender Gesellschafter der Satel-Gruppe von 1971 bis zum Verkauf an die Bavaria 2006/2007. Er ist Präsident des Filmfestivals Kitzbühel. Auszeichnungen (u. a.): Oscar-Nominierung („38“), Romy, Goldene Kamera, Grimme-Preis

Wie das?

Wolkenstein: Vier, fünf Firmen hatten damals quasi das Liefer-Monopol als reine Auftragsproduzenten des ORF. Aber die Satel arbeitete anders: Wir entwickelten selbst Geschichten, Stoffe, machten die Vorfinanzierung, produzierten und haben dann Lizenzen oder den Kauf der Produktionen angeboten. Natürlich stand dann „Co-Produktion“ drauf, das sah für die Sendeanstalten besser aus.

Das Prinzip ist bis heute so?

Ambrosch: Wir haben im Grunde so weitergemacht. Was allen Produzenten in Österreich sehr weitergeholfen hat, war der Fernsehfonds Austria, der 2004 geschaffen wurde. Seine Förder-Richtlinien haben es ermöglicht, einen Rechte-Stock bei Co-Produktionen aufzubauen. Dazu zählt etwa auch „SOKO Donau“. Als Auftragsproduzent ist man hingegen dem Konkurrenzdruck noch viel stärker ausgesetzt.

Wolkenstein: Wenn man selbst Geschichten entwickelt, hat man auch den Kontakt zu den Autoren und Kreativen. Das ist wichtig. Ich habe stets den Satz von MGM-Gründer Louis B. Mayer hochgehalten: Das wichtigste am Film ist das Buch, das Buch, das Buch. Es geht ums Geschichtenerzählen. Aus einem schlechten Buch kann kein guter Film werden. 

Wer die Rechte an Filmen oder Serien hat, der kann sie auswerten und verdienen.

Wolkenstein: Deshalb haben wir gemeinsam mit Veit Heiduschka (Wega Film) schon früh auf unsere Beteiligung gepocht – das hat dann zur Gründung der Verwertungsgesellschaft geführt.  Wir haben damals nichts ausgelassen, um uns unbeliebt zu machen.

50 Jahre Satel Film: "Geschichten, die die Menschen berühren"

Geschäftsführer Heinrich Ambrosch plant neue Highend-Serien

Der 1966 geborene Wiener studierte Architektur, absolvierte den Lehrgang für Werbung und Verkauf an der WU Wien, studierte an der New York Film Academy und arbeitete zunächst beim ORF als sendungsverantwortlicher Redakteur im Bereich Film und Serie. Seit Jänner 2007 ist Heinrich Ambrosch geschäftsführender Gesellschafter der Satel Film und wurde  mehrfach, u. a. mit der ROMY – etwa für die Serie „Freud“, „Die Toten von Salzburg“ – ausgezeichnet  

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