100 Folgen "P.M. Wissen": "Fahne der Wissenschaft hochhalten"

Der oberösterreichische Astrophysiker Gernot Grömer präsentiert seit Sendungsstart 2018 „P.M. Wissen“ bei ServusTV
ServusTV. Moderator und Astrophysiker Gernot Grömer über den Anspruch der Sendung, analoge Marsmissionen und Wissenschaftszweifler

Seit 100 Sendungen gibt es „P.M. Wissen“ bei ServusTV (20.15). Ein Gespräch mit Astrophysiker und Moderator Gernot Grömer über Wissenschaft im Fernsehen, Österreicher in der Weltraumforschung und Corona-Quarantäne als Spin-off von Marsmissionen.

KURIER: Die 100. Sendung von „P.M. Wissen“ – ein guter Grund für Freuden-Tränen, um ein Thema der Jubiläumssendung anzuschneiden?

Gernot Grömer: Besser als Krokodilstränen (lacht). Das Thema Wissenschaft zur Primetime am Donnerstag zu bringen - das war vor gut zwei Jahren (evtl. ergänzen) ein Sprung ins kalte Wasser. Es war ja auch von Sender-Seite her ein Experiment. Keiner hat damals schon an 100 Sendungen gedacht. 

„P.M. Wissen“ repräsentiert ja auch nicht wirklich die leichte Muse, wie das andere Sender im Bereich Wissenschaft versuchen. Was ist der Anspruch der Sendung?

Ganz sicher ist es der, fachlich sauber und inhaltlich korrekt zu arbeiten. In jeder Sendung werden etwa 200 Fakten präsentiert und die müssen einfach passen, da darf nichts, auch nicht aus dramaturgischen Gründen, zu sehr verkürzt werden. Ein weiterer Anspruch ist es, verständlich zu sein: Unser Zugang ist, dass da jemand nach einem harten Arbeitstag mit dem wohlverdienten Feierabendbier vor dem Fernseher sitzt und das Gebotene immer noch als spannend und verständlich empfinden muss. Denn sonst verlieren wir diese Zuschauer sofort. Ein drittes ist die Umsetzung. Das Team dahinter ist groß. Es arbeiten alles in allem etwa 50 Leute für diese Sendung – vom Techniker bis zur Redaktion. Wir haben also alle Möglichkeiten: Die Bilder, die wir produzieren, sind ja wirklich „druckreif“, die Musik muss passen, jeder Beitrag muss in sich stimmig sein. Das gilt auch für die Studiomoderation - wenn da eine Kleinigkeit nicht passt, wird wiederholt. Damit schaffen wir letztlich ein Endprodukt, das ziemlich glossy, unterhaltsam, aber auch korrekt ist.

Wie kam es zur Konstellation - „P.M. Wissen“, ServusTV und Grömer?

Das war eine etwas schräge Geschichte.  ServusTV wollte ein neues Wissensformat ins Programm nehmen und dann ist der Kontakt zum Verlag Gruner+Jahr entstanden, zu dem die Marke „P.M.“ gehört. Präsentieren sollte es jemand aus der Wissenschaft, damit es authentisch bleibt und nicht unbedingt ein Moderator. Ich bin dann da dazugekommen wie die Jungfrau zum Kind. Der Produktionsdesigner der Münchner Produktionsfirma Bilderfest hat mich aus dem Nichts heraus angerufen, ich wollte eigentlich schon wieder auflegen, hab mich dann aber überzeugen lassen, ein Casting mitzumachen und dann hat man mich ausgewählt.

Satelliten

Wie funktioniert die redaktionelle Arbeit, wie weit können Sie sich involvieren, Sie sind ja Astrophysiker und Gründer und Vorstand des Österreichischen Weltraum Forums?

Es sind mehrere Quellen, wie wir unsere Geschichten finden. Manchmal beginnt das ganz klassisch, dass ein Redakteur irgendwo eine Geschichte liest, die interessant klingt, und er fängt zum Recherchieren an. Wir haben aber auch inzwischen einen Prozess etabliert, dass wir uns auch in der wissenschaftlichen Literatur umschauen können und auf Tuchfühlung mit Universitätseinrichtungen sind. Es kommt inzwischen durchaus vor, dass Forschungsgruppe mit Ideen auf uns zukommen. Ich selbst hab dann auch noch durch meine Arbeit verschiedene Kontakte zu wissenschaftlichen Netzwerken vermitteln können. Die dritte Quelle ist dann ganz simpel das gedruckte Heft „P.M. Wissen“. Da sind immer wieder Geschichten, die sich sowohl für Print als auch für Fernsehen eignen und sozusagen von zwei Seiten angegangen werden können.

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