Mavi Phoenix: Eine junge Prophetin des Pop

Die 21-jährige Mavi Phoenix will hoch hinaus. Es könnte sich ausgehen.
Mavi Phoenix zählt zu den größten weiblichen Nachwuchshoffnungen "Made in Austria".

"Der Piefke-Blick richtet sich aufs Nachbarland Österreich", analysierte unlängst die Berliner Tageszeitung (TAZ) in einem Artikel und schreibt in euphorisch-neidischen Sätzen davon, dass in Wien gerade Zukunftsmusik entstehe: "Pop, der unmittelbar wirkt." Tatsächlich, Musik "Made in Austria" ist nach tristen Jahren wieder angesagt. Songs von Künstlern wie Bilderbuch, Wanda und Yung Hurn gelten als cool, frisch, groovy, frech und sexy. Sogar das Wienerlied ist dank Voodoo Jürgens wieder salonfähig geworden. Bei all diesen positiven Entwicklungen bleibt eigentlich nur mehr eine kritische Anmerkung übrig: Wo sind eigentlich die Frauen?

Dass die österreichische Popwelt in Zukunft weiblicher wird, dafür haben unter anderem Bilderbuch gesorgt. Dessen charismatischer Sänger Maurice Ernst gilt nämlich als Förderer der bereits als "Next Big Thing aus Österreich" gehandelten Sängerin: Mavi Phoenix.

Mavi Phoenix: Eine junge Prophetin des Pop
Im Bild: Mavi Phoenix.
Die junge Linzerin, die eigentlich Marlene Nader heißt, lernte gerade in ihrem Linzer Jugendzimmer für die Matura, als der Bilderbuch-Frontmann anrief und fragte, ob sie bei einem Konzert in Steyr als Gastrapperin einspringen möchte. Sie sagte zu. Und Bilderbuch verpflichteten sie gleich als Support für ihre Deutschland-Tour. Seither steht die 21-Jährige auf eigenen Karriere-Beinen.

Amadeus

Die soeben in zwei Kategorien für einen Amadeus nominierte Sängerin veröffentlicht Ende März mit "Young Prophet" ihren zweiten Tonträger mit vier neuen Songs. Einer davon ist "Quiet", der es bereits 2016 auf Platz 2 der FM4-Jahrescharts schaffte. Ein anderer heißt "Love Longtime" und rangiert aktuell auf Platz eins der FM4-Charts.

Mit welchem Talent Mavi Phoenix gesegnet ist, konnte man bereits auf ihrer Debüt- EP "My Fault" (2014) vernehmen. Die sechs darauf veröffentlichten Songs darunter "Green Queen" und "East To West", stammen aus ihrer Zeit im Kinderzimmer. "Ich war 13 oder 14 und auf mich alleine gestellt. Ich hatte damals auch noch nicht so große Ansprüche an mich selbst. Ich war noch viel zu kindisch, zu naiv und unerfahren. Nun bin ich erwachsener, reifer, aber immer noch frech", sagt Mavi Phoenix, die zwei Gesichter zeigt: Da wäre das schüchterne, geerdete wie zurückhaltende Mädchen, das im Interview im oberösterreichischen Dialekt von der großen Pop-Welt träumt. Und dann wäre da noch das Mädchen, das sich auf der Bühne zu einer selbstbewussten, coolen, unnahbaren Sängerin verwandelt, die genau weiß, was sie kann und will.

Tagträume

Musik bedeutet für die mittlerweile in Wien lebende und studierende Künstlerin alles. Und das bereits seit ihrer Kindheit – seit ihr der Papa mit elf Jahren seinen alten Laptop überlassen hat und sie darauf das Musikprogramm "Garage Band" entdeckte.

"Ich habe bereits mit zehn oder elf Jahren Texte geschrieben und konnte die Songs meiner damaligen Helden in- und auswendig. Ich habe in meiner Jugend sehr viel Musik gehört, mich dabei in eine andere Welt und auf große Bühnen geträumt." Es waren Tagträume, die mit zunehmendem Alter intensiver wurden. Ihre Vorbilder hießen Jonas Brothers, The Black Eyed Peas oder Nelly Furtado, "deren Poster habe ich aber schnell wieder von der Wand genommen", sagt sie.

Es war vor allem die US-amerikanische Pop-Welt, an der sich die junge Mavi Phoenix orientierte. Musik aus Österreich war für sie damals nicht existent. "Ich wollte auch immer raus aus Österreich, war überzeugt davon, dass man ins Ausland gehen muss, wenn man erfolgreich sein möchte." Auch mit der Linzer Musikszene kam sie nie in Berührung. "Erst jetzt lerne ich nach und nach einige Menschen kennen, die in der Linzer Szene verankert sind. Ich war immer in meiner eigenen Welt unterwegs, habe mich im heimischen Musikbusiness nicht ausgekannt."

Ihre Vorliebe für US-amerikanischen R&B und Pop hört man ihren Songs an. Ihre Texte sind in akzentfreiem Englisch gesungen, der musikalische Hintergrund kombiniert zeitgenössische Beats mit eingängigen Melodiefolgen. Da treffen dann Piano-Klänge auf Samples und treibende Basslines. Beim Produzieren geht Mavi Phoenix seit geraumer Zeit Alex The Flipper zur Hand. "Wir harmonieren sehr gut miteinander. Der Alex ist ein sehr umsichtiger Produzent, sehr uneigennützig und handelt zum Wohle des Songs. Wir sind mittlerweile gute Freunde geworden und profitieren enorm voneinander."

Zukunft

Wenn man nach einem Markenzeichen in ihren Liedern sucht, dann kommt einem die Stimme in den Sinn, die im Nachhinein mit dem dezenten Einsatz von Auto-Tune bereinigt und verzerrt wird. Für Mavi Phoenix hat das stilistische Gründe. So klinge ihre Stimme einfach besser.

Für 2017 hat sich Mavi Phoenix einiges vorgenommen. Neben Auftritten möchte sie auch ihr erstes Album veröffentlichen. Für sie sei das Format sehr wichtig. Ein Debütalbum sei nach wie vor ein wichtiger Meilenstein einer Karriere.

Fühlt sie sich als Frau in einem nach wie vor von Männern dominierten Business eigentlich benachteiligt? "Manchmal habe ich schon das Gefühl, dass es mich bremst. Man spürt oft eine gewisse Überheblichkeit, die Männer einem gegenüber ausstrahlen", ärgert sie sich. Aber nur kurz. Denn die Zukunft gehört ihr.

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