Seit 2005 ist Unterreiner im Ensemble der Staatsoper. Dass hier ein Sänger als Intendant aktiv ist, lässt sich zunächst daran erkennen, dass bei ihm das Musikalische im Zentrum steht. Die Geschichte vom jungen Bauern Nemorino, der glaubt, die Gunst der stolzen Gutsbesitzerin Adina nur mithilfe eines Liebestranks zu erringen, setzen das Ehepaar Carolin Pienkos und Cornelius Obonya sehr reduziert und gediegen in Szene. Agiert wird auf einer Stufenbühne (Walter Vogelweider), ein Wagen mit großen Destilliergeräten und eine Art Maibaum reichen als Requisiten in der Burgruine. Soldaten mit Fahrrädern fallen als rare Regie-Idee auf.
Dass immer wieder kammerspielartige Szenen entstehen, liegt nicht zuletzt am Ensemble, das die erstaunlich gute Akustik der Burgruine zu nutzen versteht und ohne elektronische Verstärkung auskommt. Maria Nazarova hat sich bereits an der Staatsoper als Adina bewährt. Hier zeigt sie eine resolute, intellektuelle Chefin von Landarbeitern, die sich nur zögerlich ihre Liebe für Nemorino eingestehen will. Sie setzt auf Ausdruck und bewältigt die Koloraturen mit Leichtigkeit.
Er jongliert mit Äpfeln
Aufhorchen lässt der junge Tenor Matteo Ivan Rašić als Nemorino. Bei seiner Auftritts-Cavatine „Quanto è bella“ hält er sich stimmlich noch etwas zurück, er lässt eine gewisse, naturgemäße Anspannung spüren. Aber schon nach wenigen Takten intoniert er die Emotionen seiner Figur. Er jongliert mit Äpfeln, schlägt ein Rad – und beeindruckt mit seiner Stimme: Gesanglich steigert er sich von Szene zu Szene bis zur zentralen Arie „Una furtiva lagrima“, für die er sich zurecht viele Bravos abholt. Dabei setzt er auf die Natürlichkeit seines zum Teil noch etwas ungeschliffenen Tenors, der aber mit sehr schönem Timbre in allen Lagen besticht. Rašić war 2023 Teil des Young Singers Project und in einer kleinen Partie in Martinus „Griechische Passion“ in Salzburg zu hören. Matteo Ivan Rašić: Diesen Namen sollte man sich merken!
Paolo Rúmetz ist ein bewährter, gewiefter Dulcamara, Orhan Yildiz ein spielfreudiger Belcore. Martha Matscheko lässt als Giannetta aufhorchen. Der Chor intoniert achtbar. Levente Török führt das gut disponierte Orchester mit Verve. Jubel für alle Beteiligten.
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