„Mein Fokus ist die Familie“

Film
Interview über seine Rolle in „Elysium“, Ben Affleck und einen Karrierewechsel.

Im Jahr 2154 wird es zwei Klassen von Menschen geben. Wenige Reiche leben auf einer makellos schönen Raumstation namens Elysium in Luxus und Überfluss. Die anderen auf der verwüsteten Erde, auf der zu viele um zu wenig wetteifern, Armut, Angst und Verbrechen den Alltag bestimmen und alle davon träumen, nach Elysium zu fliehen.

Dieses Szenario zeichnet Regisseur Neill Blomkamp in seinem Film „Elysium“, der am 15. August in die österreichischen Kinos kommt.

Wie schon in seinem von Kritikern hochgelobten Debüt-Streifen „District 9“ verschmilzt der 33-jährige Südafrikaner dabei geschickt soziale Anliegen mit einem spannenden SciFi-Thriller, in dem Matt Damon in der Rolle des Max brilliert.

Damon – ein Erdenbewohner – wird durch einen Unfall gezwungen, nach Elysium zu reisen. Nur dort kann er sein Leben retten. Doch in dem Refugium der Reichen geht Verteidigungsministerin Delacourt (Jodie Foster) über Leichen, um Elysium zu beschützen.

Verzweifelt

„Mein Fokus ist die Familie“
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„Max startet seine Mission, weil er verzweifelt versucht sein eigenes Leben zu retten“, erklärt Matt Damon im Pressegespräch gegenüber dem KURIER. „Dabei wird er in ein Komplott verwickelt, das ihm klarmacht, dass es nicht nur um ihn geht. So kämpft er am Ende auch dafür, andere Menschen auf der Erde zu retten.“

Vier Stunden täglich trainierte der 42-Jährige, um für die Rolle des Max dralle Muskel-Pakete aufzubauen. „So etwas mache ich aber nur für Filme“, sagt der Action-erprobte Darsteller der Jason-Bourne-Filme. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie unglaublich eitel man sein muss, um das für sich selbst zu machen.“

Dass „Elysium“ neben der höchst real inszenierten Action auch eine soziale Komponente hat, spielte für den engagierten Damon allerdings keine große Rolle bei der Entscheidung, Max zu spielen.

Botschaft

„Ich glaube, dass das ,Elysium‘-Szenario ein Abbild der heutigen Zeit ist. Elysium ist wie die ,Pacific Palisades‘ in Los Angeles oder alle anderen abgegrenzten, eingezäunten Wohnviertel für Wohlhabende. Aber das ist trotzdem kein Film mit Botschaft. Und mein Fokus im Leben ist meine Familie. Ich beschäftige mich mit solchen Themen auch nicht mehr als jeder andere Mensch.“

Das ist wohl etwas untertrieben: Seit 2009 betreibt Damon die Organisation water.org, mit der er die Bevölkerung in Ländern der Dritten Welt mit sauberem Wasser und sanitären Anlagen versorgt. Der Grund: „Ich war entsetzt, als ich erfuhr, wie verbreitet das Problem ist, wie viele Menschen – und vor allem Kinder – wegen verschmutztem Wasser einen unnötigen Tod sterben.“

Aber natürlich spielen Gattin Luciana Barroso und die vier Töchter eine immer größere Rolle in Damons Leben. „Ich habe das Gefühl, dass es für mich ein Null-Summen-Spiel ist, wenn ich so viel drehe und dabei von ihnen getrennt bin. Ich möchte da etwas zurückzuschalten und vielleicht wieder mehr schreiben. Ich habe mit John Krasinski das Script zu ,Promised Land‘ geschrieben und dabei gemerkt, wie viel Spaß mir das macht, wie sehr mir das abgeht.“

Durchbruch

„Promised Land“ war das erste komplette Drehbuch, das Damon fertigstellte, seit er zusammen mit Ben Affleck 1997 das Oscar-prämierte Script zu „Good Will Hunting“ schrieb. In der Gus-Van-Sant-Verfilmung des Stoffes übernahm er an der Seite von Affleck und Robin Williams die Titel-Rolle und schaffte damit den Durchbruch.

„Das war sicher der Wendepunkt in meiner Karriere“, erinnert er sich. „Wir probten für ,Good Will Hunting‘, und auf der anderen Seite des Parks in Boston drehte Steven Spielberg. Robin sagte: ,Ich stelle euch Steve vor.‘ Also gingen wir rüber. Spielberg sah mich an und sagte: ,Ich hab dich schon in irgendeinem Film gesehen.‘ Eine Woche später erfuhr ich, dass ich in seinem ,Saving Private Ryan‘ den Soldat Ryan spielen sollte. Danach hat meine Schauspielkarriere abgehoben.“

Genugtuung

Ben Affleck ist nach wie vor Damons bester Freund. Dass sein Polit-Drama „Argo“ den Oscar für den „Besten Film“ gewonnen hat, sieht Damon als späte Genugtuung für Affleck, der in der Zeit seiner Beziehung zu Jennifer Lopez nur mehr als Motiv für die Klatschpresse gesehen wurde. „Als Freund hat mir das richtig wehgetan. Ich bin mit ihm aufgewachsen und wusste immer, wie talentiert er ist. Er hat jede Version des Scripts von ,Promised Land‘ gelesen, jeden Rohschnitt davon gesehen. Und ich habe jede Version des ,Argo‘-Drehbuchs gelesen und seine Rohschnitte gesehen. Ben ist derjenige, der mich durch jeden Film begleitet, auch wenn wir nicht miteinander drehen. Und umgekehrt ist es genauso.“

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