Kupfer
Hanins Lieblingsmaterial ist Kupfer, sind Drähte, ist Polymer Harz – „es ist ein Abfallprodukt aus dem Ölraffinerie-Prozess und steht für mich sozusagen für den Kapitalismus, für diese Schnelllebigkeit. Eigentlich bin ich auf das Material aufmerksam geworden in der Krise, wo sozusagen Entschleunigung da war. Und ich merke jetzt nach Corona, wie passend das Material auch war, weil ich merke, wir haben so einen Rush. Ich finde, die ganze Gesellschaft probiert, das zu kompensieren, was zwei Jahre lang sozusagen nicht machbar war, weil Dinge geschlossen waren und so oft Quarantäne angesagt war. Und mit diesem Rush beschäftige ich mich nun künstlerisch.“
Also schuf Hanin lieber das KURIER-Studio im Garten des Palais Auersperg und nahm sich mit seinen in der Galerie ARTECONT (Opernring 21, Wien) ausgestellten Arbeiten der aktuellen Probleme der Gesellschaft an.
Von einem Autoreifen, der von der Decke über den Sand baumelt bis hin zu fein motorigen Bildern – Hanin will etwas über die Gegenwart, die Welt erzählen. Wie er an seine Arbeiten herangeht? Hanin: „Was mich am meisten inspiriert, sind eigentlich die Menschen und das Weltgeschehen. Das Material Kupfer, die Datenkabel, da ist Big Data ein großes Ding. Wie ich an meine Arbeiten herangehe? Ich probiere einfach. Ich habe die meisten Ideen eigentlich in den vier Stunden, in denen ich probiere einzuschlafen und doch nicht einschlafen kann. Und dann denke ich mir, ich habe eine gute Idee und ich schreibe sie in mein Mobiltelefon in den Notizen nieder und am nächsten Tag wache ich dann auf und ich denke mir: So gut war die Idee gar nicht.“
Abstraktion
„Kunst hat immer auch mit Scheitern zu tun. Doch dann nehme ich diese Idee wieder her und reflektiert sie nochmals und probiere, sie auch zu abstrahieren und sie runter zu brechen und dann abstrakte Materialien zu finden, die mein Konzept nach außen transportieren.“
Was Hanin transportieren will, sind die Themen unser Zeit. „Wir haben Krieg, wir haben einen Klimawandel, wir befinden uns in einem gesellschaftlichen Wandel. Als Künstler sollte man da dagegen halten. Umso schöner war es, für den KURIER dieses Studio gestalten zu dürfen. Kein Weltproblem, sondern einfach viele Kupferdrähte“, so Hanin lachend.
Doch zurück zum Schauspieler. Dieser ist in einer Installation in der Ausstellung sichtbar. In einer Video-Performance hat Hanin ein Klebeband vor dem Mund und will sich äußern. Als er es abnimmt, versagt die Stimme. „Hier geht es um Macht und um Menschen, die etwas zu sagen hätten, die etwas sagen könnten, es aber nicht tun.“
Und die Zukunft? „Ich arbeite derzeit gerade an einer skulpturalen Installation, die heißt ,Burned Network’ und sie verhandelt die Klimakrise. Ich werde sie bei der Art Austria zeigen. Zudem wird eine installative Arbeit von mir im Oktober in Budapest ausgestellt werden. Das Projekt ist vom Außenministerium und dem österreichischen Kulturforum finanziert, der Fokus wird auf junge Künstler*innen gelegt. Die Ausstellung wird von der Kunst- und Kulturwissenschaftlerin Marija Nujic kuratiert und von Georg Demmer produziert. Und sonst möchte ich in Zukunft einfach weiterhin erfolgreich scheitern. Das hat der Künstlerberuf so an sich.“
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