„Diese Merkel-Figur, die bei den Deutschen dies- und jenseits unserer Grenzen gut ankommt, ist – neben Putin – die Konstante in unserem künstlerischen Leben und hat sich bei uns ein bisschen verselbstständigt“, sagt Robert Stachel im KURIER-Gespräch.
Und alles ist mehr als bloß Jux und Blödelei. Bei Maschek wird die politische und mediale Inszenierung mit Schmäh durchschaubar.
„Das ist mir sehr wichtig“, so Stachel. „Kabarett hat viel zu lange mit politischen Meinungen operiert. Wir suchen den Perspektivenwechsel, den analytischen Blick. So etwas wie einen Durchblick anzubieten, finde ich wichtiger, als Meinungen vorzukauen oder Wahrheiten verbreiten zu wollen, die es ohnehin nicht gibt.“
Satiriker und Politiker in einer Person – das geht für Maschek gar nicht.
Stachel wundert sich, wenn Jan Böhmermann plötzlich SPD-Vorsitzender werden will: „Was Böhmermann vorhat, kann ich noch nicht erkennen, aber dass Sonneborn auf die ernste politische Bühne gegangen ist, finde ich falsch. Satire und Politik sind für mich wie Kirche und Staat auseinanderzuhalten.“ Sonst wird schnell ein nihilistischer und letztlich zerstörerischer Zugang zur Politik daraus.
Da sei eher noch zu verstehen, wenn Sozialdemokraten sagen: „Ihr macht uns die Arbeit so schwer, weil uns die Leute nicht mehr ernst nehmen.“ Darüber könne man reden.
Die Reaktionen der Betroffenen sind höchst unterschiedlich: „Von überschwänglichem Lob, also tödlicher Umarmung, die es von allen Seiten gibt“, so Stachel, „sogar von Norbert Hofer, der meinte, wie toll er uns findet.“ Bis zum Beleidigtsein. Denn am meisten verletzt durch spitzen Pointen zeigten sich die Sozialdemokraten.
Durch Peter Hörmanseder und sein fast schon nerdiges Interesse an der EU haben Maschek unter den Humoristen einen kleinen Marktvorsprung bei EU-Themen: „Wir machen da als Österreicher ein europäisches Programm.“
Ein neues mit dem Titel „Vox populi“ (ab April 2020) im Rabenhof. „Mein Zugang muss dabei immer anarchisch oder – was mir noch lieber ist – analytisch sein“, so Stachel. „Aber niemals ideologisch.“
Durch das Ibiza-Video bekamen FPÖ-Politiker als Lachnummer sogar international Aufmerksamkeit. „Spätestens da sah man, dass diese Regierung nicht gut war für Österreich“, so Hörmanseder. „Es war schwierig für uns, mit dem Ibiza-Material etwas zu machen. Denn es ist allein schon so ungeheuerlich, was da zu sehen ist. Eine Lösung war ein Zeitsprung: Strache und Gudenus müssen in einer guten Welt sofort arbeitslos sein. Denn es kann nicht sein, dass denen noch irgendwer einen Job gibt. Im Endeffekt ging es nur darum: Was tun mit Menschen, die plötzlich nicht mehr in der sozialen Hängematte der politischen Bezahlung liegen dürfen und ohne Qualifikation ein Arbeitsverhältnis finden sollen?“
„Willkommen Österreich“ ist und bleibt „eine Superplattform“ für Maschek. „Mit der Chance, jede Woche einen Kommentar abzugeben. Das hält uns inhaltlich am Leben, weil man ständig gefordert ist“, sagt Stachel. „Unsere Sachen müssen nicht immer wahnsinnig intelligent sein, aber irgendeinen Aspekt des großen Themas Politik treffen – Medien, Selbstdarstellung, Botschaftsübermittlung –, dann funktioniert für uns eine Nummer.“
Und wann wird der menschliche Beep über das Wort Neonazi gelegt? „Wenn der ORF eine veraltete Rechtsmeinung hat“, so Hörmanseder. „Das ist in der Sache Strache so einfach zu sagen. Der ORF als Herausgeber kann natürlich sagen: Wir wollen keine Klage riskieren. Aber es gab in den letzten Jahren so viele Recherchen, die belegen, dass Strache tatsächlich im neonazistischen Umfeld unterwegs war. Da ist das Tatsachensubstrat mehr als nur Substrat. Ich sagte auch weiter öffentlich: Dass Strache ein Neonazi war. Eine Klage kam nie.“
Stachel ergänzt: „Dass der ORF im vorauseilenden Gehorsam einen Beitrag aus der TVthek nahm, musste FPÖ und Strache freuen. Das zeigt schön auf, wo sie hin wollten, hätte man sie gelassen: in Richtung Viktor Orbán. Der ORF sagt besser nichts gegen die FPÖ, sonst gibt es Schwierigkeiten. Das geht in dem Fall nicht über den klassischen Rechtsstaat, sondern über Einschüchterung. Und der Bruder der Einschüchterung ist der vorauseilende Gehorsam. So war für uns ärgerlich, dass es keine FPÖ-Klage, sondern eine Weisung aus dem eigenen Haus gab.“
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