Landestheater Niederösterreich: Klima, Krieg, Komödie
Klima, Krieg, Komödie – es sind drei K’s, mit denen sich Intendantin Marie Rötzer am Landestheater Niederösterreich derzeit beschäftigt. Klima, weil es in der Spielzeit 2022/23 auch auf der Bühne um Nachhaltigkeit gehen soll. Krieg, weil dieser leider eine Realität ist und damit ebenso die kommende Saison mitbestimmt. Und Komödie, weil diesen Freitag (20. Mai) Johann Nestroys „Der Talisman“ in der Inszenierung (auch Bühne) von Alexander Pschill und Kaja Dymnicki Premiere feiert.
Vorfreude
„Die Komödie ist ja die Königsdisziplin am Theater und viel schwieriger als eine große Tragödie“, sagt Marie Rötzer im KURIER-Gespräch. Und: „Jetzt in der Endphase der Proben haben wir einen euphorischen Stress“, so die Intendantin in Vorfreude. Vorfreude möchte Rötzer auch auf die kommende Saison wecken, die „trotz aller pandemiebedingter Schwierigkeiten eine für unser Publikum besonders schöne werden soll“. Denn: „Unser Publikum geht dankenswerter mit, und am Theater muss man immer flexibel sein.“
Soll heißen: Einige der Pandemie bis dato zum Opfer gefallene Produktionen konnten in die neue Saison hinüber gerettet werden. Etwa „Die Blendung“ nach dem Roman von Literaturnobelpreisträger Elias Canetti in der Dramatisierung von Paulus Hochgatterer und in der Regie von Nikolaus Habjan. „Ein außergewöhnlicher Puppenspieler, der den Stoff extrem gut umgesetzt hat.“
Eröffnet wird die Spielzeit aber mit Arthur Schnitzlers „Reigen“, einer Koproduktion mit den Salzkammergut-Festwochen Gmunden. Diese stehen unter der Intendanz von Ex-Burgtheaterdirektorin Karin Bergmann und bringen neben dem hauseigenen Ensemble in St. Pölten auch Gäste nach Niederösterreich. Studenten der Musik-und-Kunst-Privatuniversität der Stadt Wien sind ebenfalls in dieses Projekt involviert.
Doch zurück zu den K’s: Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine wird in einer szenischen Lesung namens „I want to go home – Was geschah am 24. Februar 2022?“ thematisiert. Rötzer: „Dieses Projekt wird laufend aktualisiert. Wir wollen den ukrainischen Künstlerinnen eine Stimme geben.“
Sehr stimmungsvoll sollen auch Anton Tschechows „Drei Schwestern“ in der Inszenierung der ungarischen Regisseurin Kriszta Szekely ihren Traum von Moskau leben. Mit Henrik Ibsens „Ein Volksfeind“ (Regie: Anne Bader) findet auch die Umweltthematik ihren Platz. Und bei „Wie können wir die Erde reparieren?“ wird „Am Beispiel der Kohlrabi“ das Bürgertheater zu Wort kommen.
„Die Tür im Landestheater öffnet sich weiter und weiter“, sagt Rötzer, die mit dem „Don Quijote“ von Cervantes auch einen Kampf gegen politische Windmühlen führen und mit „Pygmalion“ von George Bernhard Shaw „einen sehr weiblichen Blick auf Geschlechterfragen“ werfen will. Dazu gibt es noch die Uraufführung von Eva Menasses NS-Drama „Dunkelblum“ (Regie: Sara Ostertag) sowie ein vielfältiges Kinder- und Jugendprogramm.
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