Margit Schreiner hat keinen Platz mehr

Margit Schreiner
Der neue Roman der Linzerin: Es wird aufgeräumt

"Kein Platz mehr" ist ein lustiges Buch. Dabei zeigt es doch bloß, was immer gezeigt wird: wie schwierig es ist zu überleben.

Selbst wenn man nur noch Ruhe haben will und deshalb eine kleine Insel auf den Bahamas gekauft hat, angeblich gibt’s die schon ab 20.000 Euro, dann ist Johnny Depp Nachbar. Sogar auf drei Inseln. Und der Zauberer David Copperfield sowie Nicolas Cage und Eddie Murphy sind auch da.

Die kommen alle auf einen Sprung vorbei?

Vielleicht ist ihnen der Koks ausgegangen. Vielleicht wollen sie plaudern. Sind ja einfache Menschen, die mit ihrem Schnellboot oder Wasserflugzeug laut ihre Runden ziehen. Und das Wasser trägt den Schall weit: Von links erklingt Roger Waters von Pink Floyd, er ist ebenfalls auf den Bahamas, und das mischt sich mit Mick Jaggers Party rechts.

Will man sich deshalb ein Beruhigungsbier aus dem Eiskasten holen, stellt man entsetzt fest: Es gibt keinen Eiskasten, er war in den 20.000 Euro nicht inbegriffen. Strom sowieso nicht.

Granteln mit Stil

Die Linzerin Margit Schreiner ist keine Dichterin im Elfenbeinturm. Kunst und Leben sind eins bei ihr.

Sie schreibt über Kindererziehung, über Trennung, übers Älterwerden und zuletzt, in "Das menschliche Gleichgewicht", hat sie dargestellt, wie schnell man die Mitte verliert (dann wackelt die ganze Welt).

Sie schreibt, indem sie mit uns redet und ihren Ehemann bzw. Freunde "ausrichtet" – aber niemand ist ihr böse, denn mit viel Stil macht sie das, ihr kluges Granteln ist einzigartig.

"Kein Platz mehr" fängt mit dem Ende an. "Wahrscheinlich", vermutet die 64-Jährige, "ist der Sinn des Todes, endlich Platz zu machen."

Erzählt wird vom Zettel- und Bücherchaos, und vom Platzfinden, bis Japan und Italien geht der Weg, und nicht nur Schriftsteller sind mit den Messies verwandt.

Gute Bekannte haben ein Schloss am Lago Maggiore. Die sind besonders arm.

Um das Erbstück mit den sechs Meter hohen Räumen heizen zu können, ist ein Nebentrakt an den Bürgermeister vermietet worden. Und den Wappensaal kann man für Hochzeiten um 500 Euro buchen. Urlauber werden gern einquartiert.

Die Schlossherrin ist eine bekannte Geografin und meist unterwegs, ihr Mann Rudi – ehemals Uniprofessor – wäscht die Wäsche, bereitet Essen für die Gäste vor, gönnt sich selbst nur pasta. Das Schloss ist mit Museumsstücken angeräumt, Barockkommoden, Renaissancekästen, Himmelbetten ... und in einem kleinen Verschlag unter dem Dach liegt, wenn’s im Schloss ruhig ist, Rudi auf einer zerschlissenen Couch und kommentiert auf WhatsApp die moderne Welt.

Margit
Schreiner:

„Kein Platz mehr“
Schöffling Verlag.
176 Seiten.
20,60 Euro.

KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern

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