Aber das ist nicht alles.
Wir können ein Gefühl für Klimaschönheit entwickeln.
Was heißt das?
Wenn ich in der Früh zu Fuß in die Arbeit gehe, ist das gut für das Klima. Aber ich tue auch meinem eigenen Körper etwas Gutes. Hin und wieder werden wir uns jedoch etwas leisten, das nicht zur Klimaschönheit beiträgt.
Ein Schnitzel.
Ein Schnitzel! Aber nicht jeden Tag, sondern vielleicht alle paar Wochen. Und sonst vor allem pflanzenbasierte Nahrung aus regionalem Anbau. Das ist auch ein Gewinn an Lebensqualität und zugleich eine Chance für kulinarische Innovationen.
Beim nahe liegenden Wort „vegan“ zieht es wohl einigen gleich alles zusammen. Umdenken, Gewohnheiten abzulegen fällt uns nicht leicht. Wer kann uns denn da den Impulsgeber spielen? Die Politik? Wirtschaft? Oder müssen wir uns das selbst abringen?
Es braucht alle Hebel. Diese Transformation ist unumgänglich. Aber wir können sie so gestalten, dass alle mitkönnen und das auch gerne tun. Von steuerlichen Erleichterungen bis hin zu Unternehmen, die die Chancen der Zukunft erkennen. Die begreifen, dass sie jeden Tag der Nicht-Transformation später büßen werden. Nachzügler gehen unter. Ich wünsche mir faszinierende künstlerische Arbeiten und große Romane, die uns positive Zukunftsszenarien sichtbar und schmackhaft machen. Da passiert noch viel zu wenig. Der Zeit ihre Kunst – aber Kunst, die uns neue Visionen eröffnet.
Aber es braucht doch noch viel mehr.
Es wird nicht ohne die Unternehmen gehen – es werden viele grüne Arbeitsplätze geschaffen, und die müssen langfristig durch Unternehmertum gesichert werden. Gerade in Österreich, mit den vielen Klein- und Mittelbetrieben, haben wir große Chancen.
Und dann gibt es noch den Konsumenten. Sein Geld umweltbewusst und klimakritisch einzusetzen, wird aber gerne als Hobby reicher Bobos abgetan.
Das ist ein Problem. Es geht nicht nur um Konsumentscheidungen, es geht darum, sich als Person für Klimaschutz einzubringen. Indem man sich im Freundeskreis, im beruflichen Umfeld dafür einsetzt. All das setzt aber voraus, dass man ein Grundverständnis hat, worum es geht. Führen wir keine Verzichtsdiskussion, sondern ergreifen wir die enorme Chance der Gestaltung und Mitgestaltung. Und da braucht es viele Projekte, um dies den Menschen zu vermitteln.
Ein Problem ist, dass der Klimawandel Thema im Kulturkampf geworden ist, irgendwo bei der Genderdiskussion oder der Migrationsdebatte angesiedelt. Er wird von vielen einfach nur aus politischer Überzeugung abgetan.
Diese Einstellungen können verändert werden. Vergleichen wir es mit dem Rauchen. Da gab es einen gewaltigen Kulturwandel, auch in Österreich, wo wir ja leider unter den letzten waren. Wer will heute noch in einem Restaurant sitzen, das verraucht ist? In einer ähnlichen Weise werden wir uns beim Klimaschutz in fünf Jahren darüber wundern, wie manche so uneinsichtig sein konnten. Sich für Klimaschönheit einzusetzen, bringt Lebensqualität. Aber es braucht Mut und leider auch Tempo.
Und es braucht die ganze Welt. Da fällt oft das Argument, dass die Europäer sich eh nicht anstrengen müssen, weil China oder Indien ohnehin nicht mitziehen und man von Klimaschutz nur wirtschaftliche Nachteile hätte.
Klimaschutz bringt auch große wirtschaftliche Chancen! Davon abgesehen haben die Europäer fast 200 Jahre Industrialisierung hinter sich, durch die sie für einen Gutteil der historisch gewachsenen Treibhausgase verantwortlich sind. Jetzt müssen sie mit bestem Beispiel vorangehen. Und wir brauchen dringend die Beteiligung aller – mit welcher Berechtigung sollen sich hier die Europäer zurücklehnen und ihren Lebensstil weiter zelebrieren, der sich Jahrzehnte in eine falsche Richtung entwickelt hat?
Was kann die Vienna Biennale da bewegen?
In der MAK-Ausstellung „Climate Care“ sieht man zu Beginn ein Werk von Thomas Bayrle zu Greta Thunberg. Die Fridays-For-Future-Generation ist da und wird bleiben. Die Biennale will positive Aufbruchsstimmung vermitteln und präsentiert ein Ideenfeuerwerk, eine geballte Ladung Zukunft. Die Projekte aller Biennale-Partner eröffnen neue Dimensionen und zeigen, was möglich ist. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt, aber wir haben nicht mehr viel Zeit. Wir wollen daher die Vorstellungskraft der Menschen beflügeln und sie zum Handeln motivieren.
Umso schlechteres Timing, wenn das nach Ihrem Ausscheiden aus dem MAK die letzte Vienna Biennale wäre.
Ich möchte unbedingt an der Schnittstelle zwischen der Klimathematik und Kunst, Design, Architektur weiterarbeiten und diese Sparten viel stärker mit Wissenschaft, Unternehmen, Verwaltung und Gesellschaft zusammenführen. Ich habe eine Reihe von sehr spannenden Ideen, wie wir mit neuen Schlüsselpartnern das bisher mit der Vienna Biennale Erreichte auf die entscheidende nächste Stufe heben können. Insofern bin ich optimistisch, dass das nicht die letzte Ausgabe der Vienna Biennale ist. Denn wir brauchen die Künste dringend fürs Klima!
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