Mailath: "Wien wird Kultur nicht kaputtsparen"

Andreas Mailath-Pokorny, Stadtrat für Kultur u. Wissenschaft:  "Das musikprotokoll  hat die Neue Musik in den letzten vier Jahrzehnten für tausende von Musikinteressierten hörbar und damit erfahrbar gemacht, hat dadurch neues, insbesondere junges Publikum erschlossen und dieses zu verständigen Zuhörern der Klänge jenseits des Mainstreams werden lassen. Der ORF ist ein starker Partner für die Kultur in diesem Land und eine wichtige Plattform für die zeitgenössische Musik. Als Wiener Kulturstadtrat wünsche ich mir, dass das so bleibt."  
Der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny im Interview über die Finanzkrise und Spardiskussionen.

KURIER: Aus der Kulturszene hört man zunehmend Sorge. Warum?

Andreas Mailath-Pokorny, Wiener Kulturstadtrat: Ich spüre die Sorgen, ich kenne und teile sie. Man ist alert, aber nicht alarmiert. Kulturschaffende lesen auch Zeitungen – diese gesamte Finanzkrise geht an niemandem spurlos vorbei. Im Zuge der Spardiskussionen liest man immer wieder, dass der ,Förderdschungel‘ durchforstet werden soll. Aber wir sprechen bei der Kultur von einem Bruch-Bruch-Teil der Landwirtschafts- und ÖBB-Subventionen, grosso modo von österreichweit zwei bis drei Prozent des Gesamtbudgets. Österreich ist global zu Recht bekannt als Kulturland. Ich werde wie ein Löwe dafür kämpfen, dass die Kultur-Subventionen nicht angetastet werden.

Aber ist das realistisch?

In den vergangenen zehn Jahren gab es große Steigerungen des Wiener Kulturbudgets. Es ist mir wohl bewusst, dass es diese exponentielle Ausweitung für die nächsten paar Jahre nicht mehr geben wird. Jeder, der etwas anderes glaubt, macht sich Illusionen. Aber es ist zuletzt gelungen, das zu halten bzw. für heuer eine kleine Steigerung herauszuholen.

Durch Inflation und steigende Personalkosten werden selbst konstante Subventionen immer weniger wert.

Na sicher. Aber ich sehe nicht, dass wir in wirklich existenzgefährdenden Situationen sind. Ich verkenne aber auch nicht, dass viele Kulturschaffende in prekären Verhältnissen arbeiten. Das darf man nicht hinnehmen. Wien wird nicht die Kultur kaputtsparen. Man muss aber in der gegenwärtigen Situation auch realistisch sein.

Kleine Institutionen schauen mit Neid auf die Millionen, die in große Häuser fließen.

Ich halte grundsätzlich nichts davon, das gegeneinander auszuspielen. Wir, die Kultur, sollten alert sein, dass wir nicht von den Krisenbewegungen erfasst werden. Aber gleichzeitig selbstbewusst sein. Das, was von uns übrig bleibt, ist die Kultur. Und nicht, ob wir unsere Verwaltung um einige Promillepunkte reduziert haben.

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