Mailänder Scala: Die russische Weißwaschung

Mailänder Scala: Die russische Weißwaschung
Die Premiere von Mussorgskys „Boris Godunow“ wurde von Protesten vor dem Theater begleitet. Es wird gut musiziert und gesungen, die Regie lässt aktuelle Konflikte völlig aus.

Die Saisoneröffnung an der Mailänder Scala, traditionellerweise am 7. Dezember, dem Tag des Stadtheiligen Sant’Ambrogio, ist stets von politischen Protesten begleitet. In manchen Jahren waren diese zur Folklore verkommen, ähnlich wie jene vor dem Opernball in Wien. Doch dieses Jahr, passend zur aufgeladenen Stimmung, waren die Demonstrationen wieder heftiger – auch wenn die Besucher der Premiere von Modest Mussorgskys „Boris Godunow“ wenig davon mitbekamen, weil die Zone um das Theater großräumig abgesperrt war und es nicht (aber immerhin fast) gelang, die Polizeischranken zu durchbrechen.

Es wurde demonstriert:

gegen den russischen Krieg in der Ukraine – damit verbunden gegen die Wahl eines russischen Werkes für diesen bedeutenden künstlerischen Anlass; gegen die neue Rechtsregierung in Italien; gegen die steigenden Energiepreise; gegen die angekündigten Kürzungen der Kulturmittel; und für Maßnahmen gegen den Klimawandel. Ganz schön viele Gründe also, seinen Unmut zu äußern.

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