Mafia-Experte Jürgen Roth ist gestorben

Mafia-Experte Jürgen Roth ist gestorben
Persönlicher Nachruf von Kid Möchel

Wir waren vor 27 Jahren gemeinsam zum Interview beim syrischen Waffenhändler Monzer Al Kassar in Marbella, recherchierten jahrelang über die sogenannte Russen-Mafia, die chinesischen Triaden und auch die „Familien“ der italienischen Cosa Nostra standen im Mittelpunkt unserer freundschaftlichen Zusammenarbeit. Jürgen Roth hatte beste Kontakte zu Ermittlern aller Herren Länder und ging bei diversen Staatsanwaltschaften ein und aus.

Als im Journalismus der Begriff "Organisierte Kriminalität" noch ein Fremdwort war, hat Roth darüber bereits Bücher geschrieben. Er hat den Begriff der "Organisierten Kriminalität" geprägt wie kein anderer Autor. So warnte er auch unaufhörlich vor einer Unterwanderung unserer westlichen Demokratien durch mafiöse Netzwerke.

Jetzt ist mein Freund aus Frankfurt im Alter von 71 Jahren gestorben. Er war schon länger schwer krank. „Mir geht es eigentlich ganz gut. Habe die Chemotherapie nach zehn Sitzungen abgebrochen und genieße das Leben, schreibe Bücher solange es noch geht“, schrieb mir Roth Mitte Dezember 2015.

Roth wird in den Medien als „nicht unumstrittener Enthüllungsjournalist“ bezeichnet, er selbst reihte sich in den investigativen Journalismus ein, er war aber vor allem ein Aufklärer.

Ich habe sehr viel von ihm gelernt – vor allem wie man erfolgreich recherchiert. Mitunter waren wir uns bei der Bewertung von Fakten aber auch nicht einig. Oft wanderte Roth auf dem besonders schmalen Grat zwischen Aufdeckung und Verleumdungsklagen, und wurde von seinen „Zielpersonen“ nicht nur einmal durch Sonne und Mond geklagt. Er konnte mitunter nicht alle Vorwürfe vor Gericht entsprechend belegen.

Nach einer umstrittenen Ukraine-Geschichte, die zu einer langen Suspendierung eines Wiener Kripo-Beamten führte, gingen wir getrennte Wege. Wir sahen die Themen mittlerweile aus verschiedenen Blickwinkeln.

Jürgen Roth hat viele Bücher geschrieben, auch viele gute Bücher – dazu zählt das Buch über den russischen Gazprom-Konzern. Er war aber vor allem ein großartiger Mensch, der seinen Prinzipien treu geblieben ist. Adieu.

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