Madonna lässt nicht locker

Ausruhen ist etwas für Schwache: Bei Madonna gibt es kein Nachlassen
Neue CD, neue Tournee, neuer Look: Madonna ist immer noch auf der Jagd nach dem Image. Nur: warum?

Da liegt sie also wieder herum, im sexy Leopardenmusterbody, und schaut "like a Virgin".

Man fragt sich unweigerlich, wie viele derartige herausgeputzte Popikonenbilder man schon von ihr gesehen hat, wie viele noch kommen werden.

Und wer diese Bilder noch braucht. Wozu dieser Aufwand? Ikonenhafter als Madonna kann selbst Madonna nicht mehr werden. Längst hat man den Überblick verloren, welches Image sie gerade pflegt. Längst interessiert man sich nur noch dafür, weil man sich eben für Madonna zu interessieren hat.

Madonna hat auch neue Musik aufgenommen und wird diese am Freitag veröffentlichen. Unklar ist auch hier: warum? Nicht, dass das neue Album "Rebel Heart" schlecht wäre. Es ist, in mancher Hinsicht, eines ihrer besten der vergangenen Jahrzehnte. Die Sängerin schraubt darin weiter an ihrer Hochleistungs-Promotionmaschine herum, sie putzt die Rufzeichen heraus, mit der ihre Karriere ausgestattet ist. Madonna ist innovativ! Mode-Ikone! Stilbildend!

Da gibt es kein Ausruhen, kein Nachlassen. Es ist daher auf "Rebel Heart" wieder alles ganz neu zusammengemischt: Gospelstimmung mit EDM-Synthiegeknurre, Girlie-Pop und Lagerfeuergitarre, mal mädchenhafte, mal durch die Frequenzpresse gejagte Madonna-Stimme.

Bitch, ich bin Madonna

Und das mit Anspruch: "Bitch, ich bin Madonna", singt Madonna. Auch die durchtrainierte Musik ist mit ganz vielen Rufzeichen versehen: So persönlich war sie noch nie! So nah am Puls der Zeit ist nach so langer Karriere nur Madonna! Der Hörer wird hier herausgefordert, zur Bewunderung, zur Ehrfurcht.

Aber will er das, der Madonna-Hörer? Mit Missmut erinnern wir uns an die emotionale Kollision beim letzten Wien-Konzert 2012, als Madonna ihre muskulöse Kunst-Show abzog. Und ihr die eiskalte Ablehnung der Fans entgegenwehte.

Der interessierte Madonna-Fan der ersten Stunde wird dennoch, im Auto auf dem Weg zur Arbeit, die neuen Lieder ein Mal, der gewissenhafte Fan sogar zwei Mal anhören. Und dann die CD zu den anderen ins Handschuhfach werfen. Die jungen Menschen auf der Rückbank schauen derweil erstaunt.

Wisst ihr, Kinder, Madonna ist ein Su-per-star.

Ein was?

Sie ist Popkönigin!

Nur: Dass ihr diesen Titel niemand streitig macht, liegt – das wissen die Menschen auf der Rückbank – nicht daran, dass Madonna so gut ist. Sondern daran, dass der Titel abgeschafft wurde. Die Zeit der Superstars lebt nur noch in der Erinnerung der Elterngeneration. Dort ist Madonna ewig eine Ikone, egal, was sie tut. Die Popwelt aber – da wurden die Eltern nicht eingeweiht – hat sich weitergedreht. Und hat Madonna hinter sich gelassen.

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