Madden: "Ich mache keine bequemen Filme"

Madden: "Ich mache keine bequemen Filme"
Ein Spionagethriller mit Holocaust-Thematik als Kinohit: Regisseur John Madden zeigt mit "The Debt", dass das funktioniert.

Für "Shakespeare in Love" erhielt er den Oscar, nun hat der Brite John Madden wieder einen packenden Film gedreht: Im Spionagethriller "The Debt - Eine offene Rechnung" (Kinostart: 23.9.) schickt er drei Mossad-Agenten im Ost-Berlin der Sechzigerjahre auf heikle Mission: Sie sollen einen Nazi-Arzt festnehmen und seiner gerechten Strafe zuführen. Die Aktion misslingt, viele Rechnungen bleiben offen. In Berlin plauderte John Madden über den Film und die Arbeit mit seinen Stars Helen Mirren und Jessica Chastain.

KURIER: Mr. Madden, Sie sind ein Regisseur, der seine Filmprojekte penibel aussucht und sich dann lange Zeit dafür nimmt. Was macht Sie gar so wählerisch?
John Madden: Ich mache nur etwas, wozu ich wirklich eine Beziehung habe. Schließlich verbringe ich zu viel Zeit mit einem Projekt, um die Story oder die Figuren nicht zu mögen. Sie müssen mich packen, mich emotional hineinziehen. Die Filme, die ich mache, sollen das Publikum fordern, nicht banal sein. Aber manchmal will es eben nicht klappen: Zum Beispiel habe ich ein paar Jahre mit den Weinsteins an einem Thriller gearbeitet, der noch immer in der Postproduktion ist. Das sollte wohl nicht sein.

"The Debt - Eine offene Rechnung"

"The Debt - Eine offene Rechnung" ist ganz nach Ihrem Geschmack und kein leichter Film.
Ich frage mich ja auch immer, ob meine Filme beim Publikum ankommen werden. Das ist nicht kalkulierbar. Hier in "The Debt" zieht sich die Panik, die Furcht vor dem, was das misslungene Kidnapping des Nazi-Arztes vor 30 Jahren für die
Beteiligten für Folgen haben könnte, quer durch den Film. Bei Testscreenings empfand ich - und wohl auch die anderen Zuseher - diese permanente Anspannung auch als zu intensiv, zu dicht. Aber, wie gesagt: Ich will keine netten, bequemen Filme machen.

Hatten Sie bei Ihren Recherchen Kontakt zu echten Mossad-Agenten, die solche Kommandoaktionen gegen NS-Verbrecher wie im Film durchgeführt haben?
Nein. Die würden auch nicht reden. Ich habe viele Bücher gelesen, darunter eines über das Eichmann-Kidnapping 1960 in Argentinien. Das brachte mir viel.

Es gab damals den Konsens, dass all diese Kommandoaktionen richtig waren.

Ja, es gab damals in den Anfangsjahren in Israel das Bewusstsein, moralisch auch damit im Recht zu sein. Das wurde offenbar von großen Teilen der Welt geteilt.

Helen Mirren und Jessica Chastain teilen sich die Rolle der Rachel Singer- Chastain ist die junge, Mirren die gealterte Agentin. Wie kamen die beiden Frauen mit ihrer einen Figur zurecht?
Helen war mein Angelpunkt von Beginn an. Ich sah sie sofort in der Rolle der Rachel. Sie verstand alles, was ich wollte. Sie ist furchtlos und liebt Herausforderungen. Jessica stieß zu uns als Schauspielerin ohne viel Gepäck, weil damals, als wir drehten, ihr großer Erfolg "Tree of Life" noch nicht in den Kinos war. Helen hat sich mit ihr kurzgeschlossen und sie mochten einander. Das merkt man dem Film an.

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