Fließende Bewegungen, Soli, Ensembles, Duette und klassisches Bewegungsvokabular prägen diese handlungslose Arbeit, zu der Dirigent Fayçal Karoui am Pult des soliden Orchesters pastose Strawinsky-Klänge besteuert. Auf der leeren Bühne – kostümtechnisch dürfen auch Tutus nicht fehlen – kann das Staatsballett dabei sein hohes Können ästhetisch ausspielen.
Düsterer kommt die Uraufführung von „Between Dogs and Wolves“ des schwedischen Choreografen Pontus Lidberg daher, die szenisch ganz auf die phänomenale Rebecca Horner zugeschnitten ist. Eine Leinwand spiegelt hier die Schatten der Tänzerinnen und Tänzer, die anfangs ganz fröhlich-unbeschwert über die Bühne schweben, ehe ein wolfsähnliches Wesen auftaucht.
Die Männer changieren zwischen Hund und Wolf, die Frauen werden bei Lidberg zur Beute. Als Zwitterwesen fungiert (mit Wolfsmaske) Horner, die u. a. mit Davide Dato, Jakob Feyferlik oder auch Nina Poláková und Madison Young (alle grandios) furiose Bedrohlichkeitsszenarien abliefert. Fayçal Karoui und das Orchester sind dabei der Musik Dmitri Schostakowitschs verpflichtet.
Ohne Orchester, aber mit der genial-suggestiven Musik von Karl Jenkins (vom Band) folgt zuletzt der Höhepunkt der Trias. Das 2001 uraufgeführte Stück „White Darkness“ des Spaniers Nacho Duato, in dem dieser den Drogentod seiner Schwester thematisiert. Duato entwirft dafür starke, unter die Haut gehende Bilder (mit auf die Bühne rieselndem Kokain) zwischen Licht und Schatten, Fröhlichkeit und Verzweiflung, Leben und Tod. Der auch hier exzellente Jakob Feyferlik als eine Art Duato, vor allem die expressive Madison Young tanzen die Geschichte eines Untergangs mit unglaublicher Intensität.
Das ist kraftvoll, fesselnd, ausdrucksstark und vor allem choreografisch in der Gegenwart verortet. Ein sensationeller Trip, für den Duato nach Beifall für Lukács und Lidberg zu Recht Jubel erntete.
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