Auch aufgewärmt wird es nicht besser

APA11148304 - 25012013 - SALZBURG - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT KI - Rolando Villazon (l.) als Lucio Silla und Eva Liebau als Celia, während der Fotoprobe zu "Lucio Silla" am Montag, 21. Jänner 2013, im Haus für Mozart in Salzburg. Premiere am 24.01.2013. APA-FOTO: BARBARA GINDL
Kritik: Mozarts "Lucio Silla" mit Rolando Villazón bei den Festspielen, aber in einer absoluten Nicht-Regie.

Szenisch zum Vergessen, musikalisch aber meist sehr achtbar – das ist die Bilanz nach der (Sommer-)Premiere von Wolfgang Amadeus MozartsLucio Silla“. Schon bei der heurigen Salzburger Mozartwoche war das Werk zu sehen; Regie führte Marshall Pynkoski. Dieser wollte bereits damals eine Umsetzung wie zu Mozarts Zeiten, also quasi einen auch szenischen „Originalklang“.
Das Ergebnis war – und ist! – ein ödes Geh,-und Stehtheater, mit Arien-Singen an der Rampe, in (mehr oder minder) hübschen Kostümen und in düsteren Bühnenbildern. Für beides war und ist Antoine Fontaine zuständig; eine Choreografie (Jeanette Lajeunesse Zingg) gab und gibt es auch. Angeblich hat Pynkoski für die Premiere im Haus für Mozart an seiner Inszenierung noch gefeilt – zu sehen war davon aber nichts.

Szenisches Brachland

So bieder, so hausbacken, so manieriert, so gänzlich undramatisch muss Mozart dann doch nicht wirken. Einziger Pluspunkt: Nichts, aber auch wirklich gar nichts kann in diesem szenischen Brachland von der Musik ablenken.
Ganz nach dem Motto: Augen zu und Ohren auf! Denn zu hören gibt es einiges. Etwa die brillante Sopranistin Olga Peretyatko als von Lucio Silla begehrte Giunia. Peretyatko begeistert in ihren Bravour-Arien mit schöner Stimme und perfekten Koloraturen und versucht sogar darstellerisch noch eine Frau aus Fleisch und Blut zu zeichnen. Eine starke Leistung.

Sehr gut und stilistisch tadellos auch die Sopranistin Eva Liebau (Celia); vokal souverän und intensiv Marianne Crebassa in der Hosenrolle des Cecilio. Weitaus weniger interessant: Inga Kalna als Lucio Cinna.

Womit wir endgültig bei dem absoluten Zugpferd dieser Produktion wären: Bei Startenor Rolando Villazón. Dieser singt die Titelpartie des Lucio Silla nicht, er lebt sie. Villazón gibt diesen Diktator als kleines, liebesbedürftiges Kind, das erst nach Abweisung all seiner Avancen zur Brutalität fähig ist. Villazón gelingt zudem das Kunststück, in seinen Szenen die Aufführung auf Betriebstemperatur zu bringen. Die Arien? Gut gemeistert, mit schöner Mittellage und Lyrismen, nur in der Höhe nicht immer ganz so sattelfest.

Dirigent Marc Minkowski sorgt am Pult der Les Musiciens du Louvre Grenoble für einen eher gediegenen Mozart-Klang und wurde – wie alle Mitwirkenden – bejubelt.

KURIER-Wertung: *** von *****

Bilder von "Lucio Silla"

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