Ordnung schaffen, das wird zu Lous ständiger Aufgabe in diesem Film. Der hier gerne und oft zitierte „Shit“ verstopft in ihrem Leben vieles. Nicht nur die Toiletten.
Unter anderem gibt es eine blutige Leiche, die Lou beseitigen soll, obwohl sie gar nicht die Verursacherin von deren gewaltsamem Ableben ist. Im Beseitigen von Leichen hat auch schon der von Ed Harris grauslich-gruselig gespielte Vater Lous einige Erfahrung. Er betreibt die „Shooting Range“, auf der auch Lous Gym steht.
Der Vater handelt mit Waffen. Die Tochter mit Muskeln und Steroiden. Und beide handeln mit den Träumen ihrer Kunden, ihr Leben aus eigener Kraft zu meistern, sich mit eigenen Waffen zur Wehr zu setzen.
Liebe auf den ersten Blick
Das geht so lange gut, bis der kleine Ort durch eine attraktive Fremde aufgemischt wird: Jackie befindet sich auf der Durchreise zu einem Bodybuilder-Contest. Weil ihr Körper ihr Kapital ist, braucht sie Gewichte zum Trainieren und ein Bett zum Schlafen. Beides findet sie bei Lou. Für die ist Jackie die Liebe auf den ersten Blick. Es dauert nicht lange und die Frauen landen im Bett.
Als „Lou“-Darstellerin macht Kristen Stewart mehr als nur gute Figur. Ebenso wie ihre Gegenspielerin, die einstige Polizistin Katy O’Brian, die ihre Karriere als Bodybuilderin und Kampfsportlerin begonnen hat. In diesem Film imponiert sie als Jackie nicht nur mit ihrem Bi-, Tri- und allen nur möglichen -zeps.
Über weite Strecken tarnt sich der lesbische Liebesfilm als Action-Thriller. Was konsequent gedacht ist. Denn Action, Mord und Totschlag haben oft auch mit Liebe zu tun. Nicht nur in der Oper. Da im Film ganze Packungen an Steroid-Ampullen konsumiert werden, machen sich deren Auswirkungen (?) auch in der Bildsprache bemerkbar. Etwa, wenn Jackies Muskeln und Adern Hulk-mäßig anschwellen, wenn sie wütend wird. Das passiert vorzugsweise dann, wenn Männer Gewalt gegen Frauen ausüben. Zwar platzen Jackies gefährlich hervortretende Adern nicht – stattdessen wird reichlich das Blut ihrer Kontrahenten vergossen.
Der Film wirkt wie ein Kaleidoskop amerikanischer Filmfantasien: ein bisschen David Lynch und Quentin Tarantino, ein bisschen Coen-Brothers. Ekel und Witz liegen darin nah beieinander.
Von Gabriele Flossmann
INFO: "Love Lies Bleeding". USA/GB 2024. 104 Min. Von Rose Glass. Mit Katy O’Brian, Kristen Stewart, Ed Harris, Dave Franco, Anna Baryshnikov.
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