Lorde: Mit Eifersucht zum Durchbruch

Lorde wurde am 7. November 1996 in der Nähe von Auckland als Ella Yelich-O’Connor geboren
Newcomerin Lorde spricht über ihren Hit "Royals" und die Hass-Liebe zu royalem Luxus.

Ein bisschen Eifersucht, gibt Lorde zu, war dabei, als sie ihren Hit „Royals“ schrieb. In dem Song, mit dem sie in den amerikanischen Charts wochenlang vor Miley Cyrus und Katy Perry auf Platz eins lag, geht sie kritisch mit dem protzigen Lebensstil von Pop-Stars um, prangert zertrümmerte Hotelzimmer, Maybach-Limousinen und Diamant-Uhren an.

„Ich habe das geschrieben, als ich 15 war“, erklärt sie im KURIER-Interview. „Ich war immer auf schäbigen Haus-Partys und fühlte mich wie ein Loser. Mein Ansatz war: ,Ich mag solche Exzesse nicht, aber etwas Luxus zu haben, wäre nicht schlecht.‘“

Einzigartig

Gerade ist sie 17 geworden und schon das Debüt-Album „Pure Heroine“ hat der Neuseeländerin einen Vorgeschmack auf diesen Luxus eingebracht. Weil der einzigartige Sound – Lordes dunkle Stimme gepaart mit sparsamen elektronischen Beats – sofort so erfolgreich war, ließ ihre Plattenfirma sie kürzlich im New Yorker Millionärsclub Soho-House Interviews geben, chauffierte sie in Los Angeles mit Limousinen zu Talkshows wie der von Ellen DeGeneres.

„Ich kann das schon sehr genießen“, sagt sie. „Es ist ein großer Spaß. Aber meilenweit von dem entfernt, wo ich zu Hause bin.“

Dieses Zuhause steht im Zentrum der Songs von „Pure Heroine“. In „Glory And Gore“ singt sie von einer Zeit, in der „es unglaublich viel Gewalt in meinem Umfeld gab, und meine Freunde ständig in Kämpfe verwickelt waren“. Und in „Still Sane“ über ihren 16. Geburtstag, der nicht gerade ein sehr fröhlicher war.

Meditation

Lorde: Mit Eifersucht zum Durchbruch

„Es war die Zeit, als all das angefangen hat. Da musste ich dann plötzlich damit umgehen, dass ständig eine Kamera in meinem Gesicht war und mich Leute in den sozialen Netzwerken als hässlich bezeichneten. Noch dazu war ich überarbeitet und ausgebrannt. Der Song ist eine Art Meditation darüber, wie das weitergehen soll.“

Eine Meditation in einer Sprache, die einem Erwachsenen Ehre machen würde. Aber obwohl ihre Mutter eine bekannte Autorin ist, hat Lorde sie in Bezug auf ihre Texte nie um Rat gefragt. „Wie könnte ich? Ich war ein Teenager, der auf zwielichtigen Partys unterwegs war. Ich wollte nicht, dass sie liest, was ich dabei für Erfahrungen gemacht habe. Es war eher meine Liebe zum Lesen, die mich beim Texten beeinflusst hat.“

Schon als Kind liebte Lorde Autoren, „die es schaffen, vielschichtige Bedeutungen in ihre Worte zu legen und auch Humor haben, Leute wie Tobias Wolffe, Raymond Carver und Kurt Vonnegut“.

Schüchtern

Lorde: Mit Eifersucht zum Durchbruch

So begann sie zuerst mit Schreiben von Kurzgeschichten, liebte es zwar zu singen, konzentrierte sich aber zunächst auf den Schauspielunterricht: „Das war so wichtig für mich“, sagt sie. „Denn ich bin total schüchtern. Dabei habe ich gelernt, wie ich von einer Bühne aus ein großes Publikum ansprechen kann. Das hat mir das nötige Selbstvertrauen gegeben.“

Erste Auftritte hatte Lorde in Schulaufführungen von „West Side Story“ und „Fiddler On The Roof“. Entdeckt wurde sie mit zwölf Jahren, als ein Mitarbeiter ihrer Plattenfirma ein Video sah, in dem sie „Warwick Avenue“ von Duffy sang. Man wollte sie langsam aufbauen, bezahlte ihr Gesangsunterricht.

Doch richtig Lust darauf, selbst Musik zu machen, bekam Lorde erst ein Jahr später: „Mein Manager spielte mir ,A Perfect Day‘ von Lou Reed vor und musste sofort weinen. Da wusste ich, was für ein emotionales Potenzial in Songs steckt. Und, dass ich auch solche Emotionen auslösen will.“

Ihre Idole Lou Reed und David Bowie, sagt Lorde, haben sie für diese Debüt-Album genauso beeinflusst wie elektronische Musik und die experimentellen Bands Yeasayer, Grizzly Bear und Animal Collective. All das ist auf „Pure Heroine“ zu hören.

Aber immer macht sich die Newcomerin die Vorzüge der jeweiligen Stile zu eigen.

Lorde: Mit Eifersucht zum Durchbruch
CD Cover Lorde

Von Lou Reed nimmt sie das Erzählerische, von David Bowie den Sinn für eingängige und trotzdem interessante Melodien, von der Alternative-Szene den musikalischen Unterbau: Bass-lastige Rhythmen, Hip-Hop-artige Spielereien mit Samples und flächige Keyboards begleiten das markante Timbre der Neuseeländerin, die sich ihr Pseudonym wählte, weil sie „etwas Aristokratisches wollte, das aber durch das angehängte ,e‘ auch feminin ist“.

So ist „Pure Heroine“ ein Sammlung von Songs, die in Regalen von Alternative Fans genauso stehen kann wie in jenen von Pop-Fans. Höhepunkte neben „Royals“: „Tennis Court“, „400 Lux“ und „White Teeth Teens“.

KURIER-Wertung:

INFO: Die aktuellen Plattenkritiken der KURIER-Redaktion im Überblick: "Legal abgehört"

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