Literaturnobelpreisträger Dario Fo gestorben

Autor Dario Fo

Der italienische Literaturnobelpreisträger Dario Fo ist tot. Er ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Das bestätigte ein langjähriger Freund am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Kaum einer in Italien verfügte über einen solchen Sprachwitz und ein solches Talent zum Geschichtenerzählen wie er. „Die Macht, und zwar jede Macht, fürchtet nichts mehr als das Lachen, das Lächeln und den Spott“, so Fos Credo. Satire sei letztlich nichts anderes, als das schlechte Gewissen der Macht. Deshalb war es wohl kein Zufall, dass Fo rund 40 Mal wegen Beleidigung und Verhöhnung der Mächtigen vor Gericht geladen wurde. Mehrmals wurde er gleich von der Bühne abgeführt.
Im Theater verkörperte er lüsterne Päpste, skurrile Politiker und redegewaltige Trunkenbolde. „Wir sind Flegel, und wie alle Flegel dieser Welt gefällt es uns, zu lachen und zu spotten, grotesk, vulgär und manchmal auch possenhaft zu sein“, sagte der für seine ausdrucksstarke Mimik bekannte Norditaliener einmal.

Sein außergewöhnliches Talent und seine politische und soziale Theaterarbeit wurden in Stockholm mit dem Nobelpreis gewürdigt - und die versammelte Literaturwelt staunte. Das Komitee aber hatte gute Gründe und bezeichnete ihn als Schriftsteller, „der in Nachfolge der mittelalterlichen Gaukler die Macht geißelt und die Würde der Schwachen und Gedemütigten wieder aufrichtet“.

Mit Blick auf seine im Jahr 2013 gestorbene Frau Franca Rame sprach Fo stets von „unserem Nobelpreis“. Über 70 Stücke haben die beiden gemeinsam geschrieben, seit sie 1954 geheiratet hatten. Dabei war Fo zunächst zu schüchtern, um die wunderschöne und elegante Schaustellertochter anzusprechen. Da ergriff Franca kurzerhand die Initiative: „Eines Tages habe ich ihn hinter der Bühne abgefangen, ihn an die Wand gedrückt und geküsst.“

Fast 60 Jahre lang gehörten Fo und Rame zusammen wie Pech und Schwefel, waren ein eingespieltes Paar, im wörtlichen wie im sprichwörtlichen Sinne, standen sie doch oft gemeinsam auf der Bühne. Noch Jahre nach Rames Tod sagte er in Interviews, er träume jede Nacht von ihr.

Bereits seit Ende der 1960er Jahre feierte das Paar Erfolge, die vor allem Fo schnell über die Grenzen der Heimat hinaus berühmt machten. „Dario ist ein Momument, ich bin seine Basis“, pflegte Franca zu sagen. Denn ohne Basis könne eine Statue nicht stehen.

Mehr als 30 Werke Fos wurden ins Deutsche übersetzt, darunter „Mistero Buffo“ (1969), „Die offene Zweierbeziehung“ (1983), „Sex? - Aber mit Vergnügen!“ (1994) und „Der Teufel mit den Titten“ (1997) - und die Titel verraten, wie schmunzelnd, beißend und obszön es da manchmal zugeht. Ob Mafia oder Waffenindustrie, Kirchenstaat oder Umweltsünden - Fo hatte sie alle im Visier.

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