Lisa Marie Presley: Die letzten Tage der Tochter von Elvis Presley
Als sie ihn da liegen sieht, wird sie von einer bösen Vorahnung befallen, gegen die selbst ihr kindliches, erst neunjähriges Gemüt kein Mittel findet. Der Vater zeigt keine Regung. Jener Mann, den die hysterische Masse zum König gewählt, der den Namen Presley zur Marke eines Zeitgeistes gemacht hat, der oft an der Spitze, manchmal auch weit unten war. Die Flucht in die Tablettensucht wird ihm nachgesagt, das Herzversagen ist somit logische Konsequenz.
Mit 42 Jahren. Elvis ist tot und begründet an diesem 16. August 1977 seinen unsterblichen Mythos.
Und weil derartig turbulente Historien auch Erzählungen brauchen, wird sich Lisa Marie Presley später an einen Gute-Nacht-Kuss am Vorabend erinnern und an folgende Worte am folgenden Schicksalstag in Graceland: „Ich hatte das Gefühl, es ging ihm nicht gut.“
Wie vorgezeichnet
Auf Besuch sei sie gewesen. Als Scheidungskind. Begründet ist der Presley-Clan, doch Elvis und ihre Mutter, Priscilla Presley, sind längst kein Paar mehr. Schon 1973 war es zur medienträchtigen Trennung gekommen.
Diesen Donnerstag trommelt die erbarmungslos tragische Dramaturgie einen vorläufigen Schlussakkord. Nur zwei Tage, nachdem sie an der Gala zur Verleihung der Golden Globes teilgenommen hat, stirbt die 54-jährige Lisa Marie. An Herzversagen. So wie ihr Vater.
Und weiter im Drehbuch, das unter den dringenden Verdacht der übertrieben kitschigen Handlung fällt: Austin Butler erhält die höchste Auszeichnung. Für die Darstellung des Elvis Presley im Film von Baz Luhrmann. Eine sehr beeindruckende jedenfalls, fünf Tage habe sie gebraucht, um das auf Leinwand festgehaltene Geschehnis zu verarbeiten, sagt die Tochter.
Alles nur zufällige Fügungen des Schicksals? Nein, ganz normal, meinen zumindest die selbst ernannten Experten des zwar von Ruhm erfüllten, aber Substanz raubenden Glanz & Glamours.
Karriereplan
Während Priscilla in den Achtzigern damit begonnen hat, Schauspielerin zu werden, zunächst aufsehenerregend in der TV-Serie „Dallas“, sich danach in der „Nackten Kanone“ als Liebschaft eines tollpatschigen Polizisten einen Namen macht, enthält der Lebensplan von Lisa Marie, Sängerin zu werden.
Zu groß, ohnehin überwindbar, scheint allerdings die Hinterlassenschaft ihres Vaters. Den Tod von Elvis will sie auf dem Debütalbum (2005) zum Thema machen, erreicht damit immerhin den respektablen Rang 5 in den US-Charts, 2007 nimmt sie ein digital produziertes Duett mit ihm auf. „In the Ghetto“ – eine fast schon verzweifelte Reminiszenz.
Lisa Marie Presley erhält zunehmend Aufmerksamkeit. Drogenkonsum belastet, sie lässt sich von Scientologen in den Bann ziehen und heiratet vier Mal. Mehrheitlich prominent. Und Prominenz verpflichtet. Die Schlagzeilen lassen nicht auf sich warten. Danny Keough heißt ihr erster Ehemann. Er ist Bassist in ihrer Band. Aber für Aufsehen sollte Jahre später wieder ein tragisches Ereignis sorgen. Benjamin Keough, eines von zwei gemeinsamen Kindern, nimmt sich 2020 mit 27 Jahren das Leben.
Danny Keough wird von der Aktualität eingeholt, tritt noch einmal in Erscheinung. Er soll durch eine sofortige Herzmassage versucht haben, seiner Ex-Frau zurück ins Leben zu helfen.
Traumhochzeit
Es vergehen lediglich zwei Wochen nach der Scheidung. Dann zündet die Bombe in der sensationslüsternen Medienwelt.
Lisa Maria heiratet 1994 einen Musiker, der auf derselben Stufe wie ihr Vater steht. Auf jener des Megastars. Michael Jackson wird Ehemann Nummer 2. Im ständigen Scheinwerferlicht erstrahlt die Beziehung der vermeintlichen Superlative. Jackson und sein enges Verhältnis zu Kindern verlangt nach Erklärungen. Die versucht Lisa Marie Presley auch zu geben. Verwirrung erzeugen ihre gemeinsamen Interviews. Bis zur Scheidung 1996.
Sechs Jahre später folgt ein weiterer Versuch. Mit dem Schauspieler Nicolas Cage. Ein nur drei Monate dauerndes Intermezzo.
Länger hält das vierte und letzte Kapitel. Mit Musiker und Produzent Michael Lockwood bekommt sie Zwillingstöchter. Sie bleiben Partner bis ins Jahr 2016.
Die Gedenkstätte
Zurück nach Memphis, Tennessee. Graceland. Das legendäre Haus hat sie behalten, obwohl sie im Jahr 2005 einen Teil ihres Erbanteils an eine Investmentfirma verkauft haben soll. Das Anwesen ist und bleibt untrennbar mit dem Namen Elvis Presley verbunden.
Lisa Marie ist am 8. Jänner dieses Jahres dort gewesen. Im Gedenken an den Geburtstag ihres Vaters, der an diesem Tag 88 Jahre alt geworden wäre. Eine Feier im kleinen Kreis übrigens, zu der auch Elvis-Darsteller Austin Butler geladen war.
Was bleibt?
Irgendwie stimmt die Vermutung also doch: Elvis Presley lebt. Zumindest scheint es eine unendliche Geschichte, in der er eine Rolle spielt. Der Mann, der einst ein König war.
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