"Frau Luna" ist Schau-Vergnügen

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Kritik: Paul Linckes Operette „Frau Luna“ ist an der Volksoper ein grandioses (Schau)-Vergnügen.

Ein Fest für die Augen und (großteils) auch ein Fest für die Ohren – mit Paul Linckes Operette „Frau Luna“ hat die Wiener Volksoper einen echten Hit gelandet. Denn die 1899 in Berlin uraufgeführte Operette – es gibt mehrere Fassungen – zeigt in der neuen Version von Regisseur Peter Lund: Ja, es geht! Man kann eine scheinbar angestaubte Revue-Operette in die Gegenwart, ins Heute holen, dabei der Nostalgie huldigen und dennoch hoch aktuell, zeitlos, witzig und geistreich sein.

Interstellare Affären

Doch der Reihe nach: Die Berliner haben nun auch das Haus am Gürtel erobert, und der sympathische Luftikus Fritz Steppke darf samt seiner Kumpanen Lämmermeier und Pannecke sowie der eher ungeliebten Quartiergeberin Frau Pusebach auf den Mond reisen. Besser, in die Mondmonarchie, wo ein gewisser Herr Theophil, der interstellaren Abenteuern nie abgeneigt ist, über die ewige Keuschheit der Mondgöttin wacht. Dass diese Frau Luna sich aber nur zu gern auch körperlich „erforschen“ ließe, spielt in dem folgenden Chaos aus Liebe, Triebe, und preußischen Machtgefühlen auch keine kleine Rolle ...
Es ist Regisseur Peter Lund (dessen Neu-Adaption großartig ist) und seinem genialen Bühnenbildner Sam Madwar zu danken, dass diese „Frau Luna“ ein optisches Spektakel ist. Da gibt es ein herrliches Sternzeichen-Ballett (Choreografie: Andrea Heil), da dürfen Glühwürmchen tanzen, da sorgen futuristische Video-Projektionen für Star-Wars-Feeling. Da lässt an der nächsten Ecke wiederum Molnárs vom Himmel auch nicht gerade begünstigter „Liliom“ grüßen. Großartig dabei die Kostüme (Daria Kornysheva), die imperial-stilisierten Mondglanz mit frischer „Berliner Luft“ perfekt verbinden. Das hat Stil, Charme, Witz und Esprit.

"Frau Luna" ist Schau-Vergnügen

FOTOPROBE: "FRAU LUNA" IN DER VOLKSOPER
"Frau Luna" ist Schau-Vergnügen

FOTOPROBE: "FRAU LUNA" IN DER VOLKSOPER
"Frau Luna" ist Schau-Vergnügen

Frau Luna…
"Frau Luna" ist Schau-Vergnügen

Frau Luna…
"Frau Luna" ist Schau-Vergnügen

FOTOPROBE: "FRAU LUNA" IN DER VOLKSOPER
"Frau Luna" ist Schau-Vergnügen

Frau Luna…
"Frau Luna" ist Schau-Vergnügen

FOTOPROBE: "FRAU LUNA" IN DER VOLKSOPER
"Frau Luna" ist Schau-Vergnügen

FOTOPROBE: "FRAU LUNA" IN DER VOLKSOPER

Lustiger Weltuntergang

Ach so, irgendwann geht die Welt unter; die Party davor aber macht mächtig Spaß. Und vielleicht war ohnehin alles nur ein Traum, dem der Berliner Steppke da huldigt. Daniel Prohaska singt diesen tatkräftiger Träumer wunderbar und berlinert dabei wie es schöner kaum geht. Ja, dieser Steppke, ein „bisschen zu viel lieb gehabt“ hat er seine Marie (die Johanna Arrouas hinreißend gestaltet und sehr gut singt) – der Nachwuchs ist unterwegs.
Ein Erlebnis ist Isabel Weicken als kess-fordernde Frau Pusebach. Miete und Liebe – beides ist für sie wichtig. Weicken erscheint und ist da. So soll es sein. Vielleicht nicht für Theophil, der sich mit der einst von ihm amourös eroberten Erdenbewohnerin jetzt herumschlagen muss, und den Boris Eder zu einem Ereignis macht. Protokollarisch-korrekte (immer österreichische) Haltung trifft auf preußisches Tempo – allein das sorgt für Lacher. Denn auch Mondbewohnerin Stella, Theophils Frau, macht in Gestalt der starken Regula Rosin ihr eheliches Anrecht geltend. Da können Prinz Sternschnuppe (vokal blass: Thomas Paul) und Frau Luna (sicher: Julia Koci) nur zuschauen. Andreas Daum als Lämmermeier, Carlo Hartmann als Bismarck-Pannecke und die zarte Venus von Martina Dorak sind da aus einem anderen Holz geschnitzt. Wie auch Dirigent Gerrit Prießnitz, der mit dem tollen Orchester alle Hits von Lincke zum Klingen bringt. Ja, die Berliner Luft tut dem Haus am Gürtel sehr, sehr gut. Jubel.

KURIER-Wertung: **** von *****

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