Liebe in Zeiten der Maschine

Wie im Film "Ex Machina" will Mattes künftig an KI-Technologie forschen
Roboter sind oft weiblich und sexy – wie im coolen Sci-Fi-Film "Ex Machina".

Programmiert, um zu flirten: So könnte man salopp die Geschichte der weiblichen Roboter im Kino zusammen fassen. Gebastelt durch die Hand eines Mannes, bilden die Maschinenfrauen oft schnurgerade männliche Fantasien ab – und zwar sowohl was deren Wunsch-, wie Wahnvorstellungen von Weiblichkeit betrifft. Die Maschinenfrau ist schön, verführerisch, sexuell attraktiv – und am Ende oft Furcht einflößend und zerstörerisch.

Definitiv programmiert um zu flirten, ist der Roboter Ava in Alex Garlands smartem, cool gestylten Sci-Fi-Kammerspiel "Ex Machina" (Kinostart: Donnerstag). Garland reüssierte bereits als Drehbuchautor ("28 Tage später") und betritt mit seinem Spiefilmdebüt souverän philosophisches Zukunftsterrain. Ava ist ein höchst avancierter Androide, der zu Hälfte aus Menschenteilen (Gesicht, Hände und Füßen) und halb-transparenten Plastik- und Metallteilen besteht. Ihr Erfinder, ein Internetmilliardär, holt sich einen jungen Mann auf sein abgeschiedenes Anwesen, um mit Ava den "Turing-Test" zu machen: Festzustellen, ob ihre künstliche Intelligenz so perfekt ist, dass man sie nicht von menschlichem Bewusstsein unterscheiden kann.

Das attraktive Roboter-Fräulein zieht umgehend alle Register weiblicher Verführungskunst, um den Tester von ihrer Menschlichkeit zu überzeugen: Sie wirft sich ein Rüschenkleid über ihr Maschinen-Gerüst, macht traurige Rehaugen, spricht mit sanfter Stimme – und nur wenige Sitzungen später ist der junge Mann schwer verliebt.

Maschinen-Vamp

Schon die Urgroßmutter aller Androiden – der Roboter Maria in Fritz Langs Stummfilmklassiker "Metropolis" von 1927 – erscheint in dem Körper einer reizvollen Frau und macht mit ekstatischen Tänzen die Männer verrückt. Am Ende wird sie für ihre Überschreitungen bestraft und erleidet wie eine Hexe den Verbrennungstod.

In Langs Roboter Maria flossen die (Angst-)Fantasien vor emanzipierten Frauen und deren vermeintlich ungezügelter Sexualität mit der Furcht vor dem zerstörerischen Potenzial der Technik zusammen – eine typische Motivik auch in der Literatur um 1900: Der Vamp und die Maschine verschmelzen zum Maschinenvamp.

Barbie-Roboter

Liebe in Zeiten der Maschine
Premiere: "Die Frauen von Stepford". Im Bild: Nicole Kidman (Joanna Eberhart). SENDUNG: ORF1, SO, 01.07.2007, 20:15 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung des ORF bei Urhebernennung. Foto:ORF/Dreamworks/Andrew Schwartz. Andere Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der Abteilung ORF/GOEK-Photographie. Copyright:ORF-PHOTOGRAPHIE, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-14383.
Die weibliche Maschine nicht als Femme Fatale, sondern als willige Barbie: Diesen Macho-Wunsch erfüllen sich die Männer einer US-Kleinstadt in dem kanonischen Horror-Film der 70er Jahre, "Die Frauen von Stepford" (1975; Remake: 2004): Ehemänner ersetzen ihre Frauen durch hübsche Automaten, die ihrer Rolle als Gattin und Gespielin ohne Widerrede übernehmen.
Im gegenwärtigen Mainstream-Sci-Fi sorgte Scarlett Johansson für ein versöhnlicheres Verhältnis zwischen Mann und "weiblicher Technologie". In "Her" (2013) verliebt sich Joaquin Phoenix in die sexy Frauenstimme seines Computers – und hält sie für die ideale Freundin, bis er dahinter kommt, dass sie noch 8000 andere "Boyfriends" wie ihn hat. Immerhin: Die Romanze endet nicht tödlich – weder für den Mann, noch für die Maschinenfrau.

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