Liebe Direktoren, nur die Türen zu öffnen, reicht nicht mehr!
Viel zu viel hatte sich aufgestaut, nun musste es raus: Mit einem Premierenfeuerwerk wollten die Wiener Theater auftrumpfen. Doch das Publikum kam, wie auch eine APA-Recherche zeigte, nur „eher zögerlich zurück“: Die Auslastung ist deutlich geringer als in den Herbsten vor Corona.
Im Burg- samt Akademietheater liegt die Auslastung bei 65 Prozent, im Theater in der Josefstadt samt den Kammerspielen bei 60 Prozent. Und das Volkstheater des Kay Voges ist derart schlecht besucht, dass es keine Zahlen nannte.
Über die Gründe ließe sich, so die APA, in den Häusern mangels systematischer Erhebung nur spekulieren, es „dürfte sich wohl um ein Zusammenspiel aus Abneigung gegen FFP2-Masken und Abschreckung durch die herrschende 3-G-Regel handeln, wird gemutmaßt. Auch das gute Wetter in den ersten Septemberwochen wird als möglicher Grund genannt.“
Sich auf die Pandemie und das schöne Wetter herausreden zu können: Das ist doch recht angenehm. Die Appelle auf der Bühne zur Selbstreflexion gelten natürlich nicht für jene, die sie formulieren. Und so bekannte keine der Institutionen Fehler oder Versäumnisse ein.
Doch die Welt hat sich geändert. Die Menschen sind nicht mehr die gleichen wie vor der Pandemie, manchen überkommen bei der Aufforderung, Maske zu tragen, Mordgelüste, einer wurde zum Killer. Es herrscht eine Stimmung der Gereiztheit. In der Umgebung Ihres Tratschpartners überblättern etliche die Corona-Berichterstattung, weil sie es satthaben. Sie hätten gerne Perspektiven statt Versprechungen. Sie möchten als doppelgeimpfte Bürger nicht täglich auf die vierte Welle hingewiesen werden. Und sie träumen vom Theater als Möglichkeitsort, als Ort der Erbauung, der Fantasie und auch der Unterhaltung.
Doch die Direktoren halten stur an ihren Spielplänen fest, die sie vor zwei, drei Jahren entwickelt haben, als die Welt noch eine andere war.
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