Letzter Vorhang für Gerald Matt

Nach monatelangem Tauziehen nimmt der viel kritisierte Kunsthallen-Direktor den Hut: Der Vertrag wurde nun einvernehmlich aufgelöst.

Die Zeit von Gerald Matt als Direktor der Kunsthalle Wien ist vorbei: Matt, der im Vorjahr wegen seines Führungsstils und umstrittener Nebentätigkeiten ins Kreuzfeuer der Kritik geraten und nun drei Monate lang freigestellt war, wird nicht mehr in die Kunsthalle zurückkehren. Matt hat sich auf eine einvernehmliche Auflösung seines Vertrages geeinigt, verlautete am Freitag. Pikantes Detail: Ausverhandelt hat Matt diese ein­vernehmliche Trennung mit jenem Verein, der die Kunsthalle bisher geführt hat, dies jedoch nur noch kurze Zeit tut: Schon alsbald soll die Kunsthalle von einer GmbH der Stadt Wien übernommen werden. Mit im Gesamtpaket, das die Stadt Wien übernimmt, ist nun jene Vereinbarung, die Matt und der Verein getroffen haben. Etwaige Abfertigungen eingeschlossen.

Unbekannt

Letzter Vorhang für Gerald Matt

„Wir werden uns die Details dieser Vereinbarung anschauen“, sagt Franz Patay zum KURIER. Er leitet derzeit interimistisch die Kunsthalle und kannte die Bedingungen von Matts Vertragsauflösung am Freitagnachmittag nach eigenen Angaben noch nicht. Patay geht aber davon aus, dass die Vereinbarung „im Bereich des Üblichen“ sein wird. „Im Vorstand des Vereins sitzen ja honorige Menschen.“ Der Verein war kritisiert worden, weil er u.a. kein Problem in Nutzung von Kunsthallen-Ressourcen für private Zwecke durch den Direktor sah. Das Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny antwortete nicht auf Anfragen des KURIER bezüglich der Details der Vertrags­auflösung. Jedoch dürfte die Lösung offenbar beinhalten, dass Matt bis zu zwei Drittel jenes Geldes bekommt, das sein bis Ende 2014 laufender Vertrag gebracht hätte.

Ihm soll ein Drittel ausbezahlt werden, und sollten sich die Vorwürfe gegen ihn nicht bewahrheiten, ein weiteres Drittel. Sollte er aber ver­urteilt werden, müsste er das Geld ganz zurückzahlen. Bestätigen wollte dies dem KURIER niemand. Das Ende der Affäre Matt war langwierig. Bereits im April 2011 tauchten Vorwürfe gegen ihn auf. Matt, der ab 1996 die Kunsthalle leitete, soll demnach unter anderem hochbezahlte Nebentätigkeiten ausgeführt und für die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an Kunsthallen-Sponsoren interveniert haben. Matt wies alle Vorwürfe zurück. Auch von der Kunsthalle beauftragte Prüfungen ergaben keine Unregelmäßigkeiten.

Subvention

Trotz teils heftiger Kritik sah auch Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny monatelang keinen ausreichenden Grund, zu handeln. Zu Jahresende jedoch machten die Grünen als kleiner Koalitionspartner Veränderungen in der Kunsthalle zur Bedingung für ihre Zustimmung zur Kunsthallen-Subvention 2012.

Ein Umstrukturierungsprozess wurde in Angriff genommen, Matt wurde von 1. Jänner bis 31. März frei­gestellt. In dieser Zeit sollte die Übernahme der Leitung der Kunsthalle durch eine GmbH der Stadt Wien erfolgen.

Rückzug

Die Umstrukturierung war letztlich auch das schlagende Argument für Matts Rückzug: Er wolle nicht die ihm bisher vertraglich zugesicherte Gesamtleitung teilen müssen, sagte er laut einer Aussendung des Kunsthallen-Vereins. In Zukunft wird es zwei Geschäftsführer in der Kunsthalle geben. Der kaufmännische ist bereits ausgeschrieben, der künst­lerische soll folgen, ließ Mailath-Pokorny in einer knappen Aussendung wissen. Dazu noch: Er nehme die Auflösung „zur Kenntnis“. Nach wie vor gelte, dass „alle strafrechtlich relevanten Vorwürfe durch die Gerichte zu klären sind“, betonte der „sehr erfreute“ Grüne Kultursprecher Klaus Werner-Lobo am Freitag . Seine Partei habe „bereits vor Monaten auf die Umstrukturierung der Kunsthalle Wien und den Abschied ihres Direktors gesetzt“.

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