Lehár-Festival: Hollywood-Satire und spritzige, rasante Komik

„Märchen im Grand Hotel“ 
In Bad Ischl zeigt man zwei vielbeklatschte Operetten: „Märchen im Grand Hotel“ von Paul Abraham und den „Bettelstudent“

Von: Helmut Christian Mayer

Die munter steppende Marylou aus Hollywood kommt nach Cannes, um die bankrotte Filmfirma ihres Vaters mit Ideen für einen neuen Film zu retten. Im Grand Hotel trifft sie auf die aus Spanien vertriebene Infantin, in die sich der Kellner Albert unsterblich verliebt hat, während deren vorgesehener Prinzgemahl gleich mit dem US-Girl anbandelt. Nach etlichen Verwicklungen entpuppt sich der Kellner als Neffe eines Hotelmillionärs und die Paare kommen in Hollywood als Filmstars zusammen: Davon handelt die exzellent instrumentierte Rarität „Märchen im Grand Hotel“ von Paul Abraham (UA 1936 in Wien), die jedoch an seine Erfolge von „Viktoria und ihr Husar“ oder „Blume von Hawaii“ nie anschließen konnte. 

Das doch ziemlich an den Haaren herbeigezogene Libretto (Alfred Grünwald/Fritz Löhner-Beda) vollzog Regisseur Thomas Enzinger einer radikalen Bearbeitung. Der Intendant der Lehár-Festspiele sorgt in dieser Revue-Operette für schwungvolle Unterhaltung und gerade noch erträglichen Klamauk. Dazu tragen auch die rasanten Choreografien, die funkelnde Bühne und die glitzernden Kostüme bei. Die Bühne im Hollywood-Studio wird von Statisten belebt, die Ginger Rogers, Fred Astaire, Charlie Chaplin und sogar King Kong darstellen.

Julia Koci als Infantin gefällt mit schönem, leichtem Sopran ebenso wie Maximilian Mayer als treuloser Prinz mit viel Schmelz versprühendem Tenor. Quirlig, hektisch und mit sehr kleiner Stimme wirbelt Nina Weiß als Marylou über die Bühne. Oliver Severin spielt den Kellner mit viel Charme. Susanna Hirschler als Hoteldirektorin, Sebastian A.M. Brummer als rüder Sam Makintosh und feiner Präsident Chamoix sowie Walter Sachers als Gräfin agieren mit Witz.

Die Musik dieser Jazz-Operette mit zündenden Melodien erklingt beim Lehár-Orchester unter Christoph Huber sehr schwungvoll.

Ende des Kommunismus

Wir sind im Jahr 1989, in diese Zeit verlegt Regisseurin Angela Schweiger ihre Rahmenhandlung von Carl Millöckers „Der Bettelstudent“, der zweiten großen, diesjährigen Produktion des Lehár Festivals, die ursprünglich 1704 während der sächsischen Besetzung in Krakau spielt.  Man sieht junge Leute, die für die Freiheit Polens vom Kommunismus kämpfen. Einer von ihnen, Jan, wird verhaftet, weil er das Wort Freiheit auf die hässlichen Betonmauern, die offenbar an die Berliner Mauer erinnern sollen, gesprüht hat. Der andere, Symon hört westliche Musik am Walkman, schläft ein und wird ins Stück versetzt, wo die Geschichte seinen Lauf nimmt. 

Lehár-Festival: Hollywood-Satire und spritzige, rasante Komik

Millöckers „Der Bettelstudent“: temporeiches Unterhaltungstheater

Schweiger zeigt die Operette als temporeiches, teil ironisches Unterhaltungstheater. Präzise in der Personenführung, detailreich in ihren Ideen lässt sie die Farce von der Rache des Oberst Ollendorf, der eine junge Komtesse „ja nur auf die Schulter geküsst hat“ und dafür mit einem Schlag mit dem Fächer „belohnt“ wurde und sie deshalb aus Rache mit einem „falschen“ Adeligen, einem armen Studenten verheiratet hat, in prächtigen Kostümen schwungvoll und mitreißend abschnurren.

Leichtfüßig und flott schnurrt auch das Lehár-Orchester unter Marius Burkert, wobei die Melodienseligkeit klangschön herausgestrichen wird. 

Den Bettelstudenten Symon singt Paul Schweinester mit einem schön geführten Tenor. Sein Kumpan Jan, der sich dann tatsächlich als Adeliger entpuppt, wird hier vom prächtigen Bariton Christoph Gerhardus gesungen. Miriam Portmann interpretiert die verarmte Gräfin Nowalska einfach köstlich. Ihre Töchter Laura und Bronislawa singen Corinna Koller temperamentvoll mit hellem Sopran sowie Loes Cools mit glasklarer teils etwas scharfer Stimme. Martin Achrainer ist ein schauspielerisch exzellenter und sehr präsenter Ollendorf. In beiden Fällen singt der Chor tadellos und tanzt das besonders erwähnenswerte Ballett exzellent und mitreißend.

Zweimal großer Jubel!

Bis 25.8., dritte Produktion ab 9.8.: „Sterngucker“ von Franz Lehár

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