"Lear": Ein Ereignis bei den Festspielen

Kai Wessel, hier als Micky, und Gerald Finley als Lear
Das Salzburger Opernprogramm 2017 endete mit einem Triumph.

Das ist eine Festspiel-Produktion, wie man sie sich nur wünschen kann.

Ein komplexes, in jeder Phase aufwühlendes Werk abseits des ausgetretenen Repertoires: Aribert Reimanns "Lear" nach William Shakespeare, ein Klassiker der Moderne.

Dazu ein fabelhaftes Orchester, die Wiener Philharmoniker, das sich dieser für die Musiker völlig neuen Oper mit höchster Präzision, großer Dramatik, Farbenreichtum und in riesiger Besetzung (mit sechs zusätzlichen Schlagwerkern, neben der Bühne platziert) nähert.

Ein Dirigent, Franz Welser-Möst, der dieses Stück hörbar intensiv geprobt hat und bei der Premiere differenziert, kraftvoll, dramaturgisch packend umsetzte.

Sänger, die großteils ideal für ihre Rollen sind, angeführt von Gerald Finley als mitreißender und am Ende bemitleidenswerter König, der im Erbstreit von zwei Töchtern schrecklich behandelt wird und die ihn eigentlich Liebende verstoßen hat. Auch Evelyn Herlitzius als Goneril, Gun-Brit Barkmin als Regan (beide sehr dramatisch) und Anna Prohaska als sensible Cordelia sind fabelhaft besetzt, ebenso wie Kai Wessel als Edgar oder Charles Workman als Edmund. Michael Maertens zieht als Narr seine Nummer ab.

Die Regie von Simon Stone ist erstklassig: Er nützt die Felsenreitschule mit etwa 150 Statisten genial, zeigt zuerst ein Blumenmeer, lässt es dann regnen, viel Blut fließen und erzählt mit toller Personenführung eine heutige Geschichte.

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