Lars Eidinger zu Schirachs "Gott" im TV: Das Theater ist mein Gottesdienst

Lars Eidinger in Schirachs "Gott".
Der Berliner Schauspieler im Gespräch über Glaube, das Leben und „Gott“ von Ferdinand von Schirach.

2017 wurde Ferdinand von Schirachs "Terror – Ihr Urteil“, bei dem das Fernsehpublikum am Ende über die Schuldfrage abstimmte, mit einer ROMY für das „TV-Ereignis des Jahres“ ausgezeichnet. Nun folgt „Gott“, Schirachs neuestes Werk, das heute, Montag, um 20.15 Uhr bei ARD und SRF zu sehen ist.

Ursprünglich hätte „Gott“ auch auf ORF1 ausgestrahlt werden sollen, aber Generaldirektor Alexander Wrabetz und Programmdirektorin Kathrin Zechner haben sich nach dem Terroranschlag in Wien dagegen entschieden – ein neuer Termin steht noch nicht fest.

Thema in „Gott“ ist die Sterbehilfe: Eine deutsche Ethikkommission befasst sich mit dem Fall des 78-jährigen Richard Gärtner (Matthias Habich) und der Frage, ob ein Arzt einem Menschen ein tödliches Mittel geben darf, wenn dieser sich den Tod wünscht.

Der KURIER hat mit Lars Eidinger gesprochen, der den Strafverteidiger Biegler spielt.

KURIER: Was zeichnet Schirachs Arbeiten aus?

Lars Eidinger: Dass Fragen gestellt werden, die sich nicht einfach beantworten lassen. Das ist eine große Qualität der Schirach-Stoffe. Für mögliche Antworten braucht es Raum und Zeit. Und selbst danach ist es schwierig, sich für oder gegen etwas zu entscheiden. Daher trifft der Strafverteidiger Biegler, die Figur, die ich in „Gott“ spiele, mit folgender Aussage auch ganz gut den Kern des Problems: Er sagt nämlich in seinem Schlussplädoyer: „Jeder Mensch ist ambivalent.“ Es gibt kein Gut und kein Böse, gibt kein Richtig und kein Falsch. Wer sich mit „Gott“ beschäftigt, wird sehen, wie tiefgründig, komplex und vielschichtig es ist.

Sollte, rein rechtlich gesehen, jeder über sein Leben entscheiden können?

Hier verlangt jemand vom Staat, getötet zu werden. Also er möchte ein Mittel haben, mit dem er sein Leben beenden kann. Der entscheidende Konflikt ist, dass das die Entscheidungsträger in einen moralischen Konflikt bringt.

Kommentare