Kult-Komiker Larry David und das Recht auf Peinlichkeit

Larry David trägt zwei Flaschen Wein in der Hand.
Larry David lässt auch in der finalen Staffel der Serie „Curb Your Enthusiasm“ keinen Fettnapf und keine sinnlose Diskussion aus.

Mit Larry David möchte man als harmoniebedürftige Person nicht befreundet sein. Larry David ist nämlich der weltpeinlichste Mensch, ein Fettnäpfchenmagnet. Potenziert mit hingebungsvoller Penetranz und Justament-Sturheit. Jemand, der sich ohne Ende in Schwierigkeiten bringt, ob er sich jetzt absichtlich mit einem Wrestler anlegt oder ob ihm unabsichtlich politisch Unkorrektes gegenüber Schwarzen auskommt. Oder Terroropfern. Oder einem Stotternden, dem er nicht zugesteht, die Behindertentoilette zu benutzen.

In der US-Comedyserie „Curb Your Enthusiasm“ (deutsch: „Dämpfe deine Begeisterung“) kennen Larrys soziale Unfälle keine ethnischen Grenzen und keine Tabus. Übel nimmt man ihm das nicht. Man ist eher beeindruckt, wie jemand so spektakulär an der Umwelt scheitert, sich nicht beirren lässt und die nächste Katastrophe zielsicher anpeilt. Dem Zuschauer beschert das wohlige Pein. Und viel Vergnügen.

Improvisation

Nach 24 Jahren ist nun nach der zwölften Staffel Schluss mit „Curb Your Enthusiasm“, dieser TV-Serie-gewordenen Forderung nach dem Recht eines Mannes auf seine Peinlichkeit. Die erste Folge der finalen Staffel ist bereits auf Sky, immer noch mit dem seltsamen Titel „Lass es, Larry“. Nun, das tut er jetzt auch: Larry David mag nicht mehr. Und ohne ihn geht es nun einmal nicht: Denn Larry David (76), auch bekannt als einer der Schöpfer der Kultsitcom „Seinfeld“, spielt hier sich selbst. Also eine Version seiner selbst.

Die Produktion von „Curb“ ist völlig abhängig von der Improvisationsfähigkeit der Schauspieler. Denn David gibt vorab nur wenig preis über die Geschichte, Dialoge schreibt er schon gar nicht. Proben gibt es keine. Es gibt fixe Figuren, wie seine Ex-Frau Cheryl, seinen trägen Manager Jeff, dessen wüst schimpfende Frau Susan und seinen schwarzen Freund Leon. Dazu kommen immer wieder prominente Gaststars wie Martin Scorsese, Ben Stiller, Ted Danson.

Grundsatzdebatten

In der ersten neuen Folge wird Larry von einem reichen Fan zur Geburtstagsparty eingeladen – gegen Honorar. Alles, was er tun muss, ist Hände schütteln und „herzlich sein“. Dass das nicht gut gehen kann, ist von vornherein klar. Und so verstrickt er sich auch in eine Diskussion, warum er jemanden nicht mit dem Spitznamen ansprechen darf.

Es sind diese Belanglosigkeiten, die in Grundsatzdebatten ausufern, die den allgemeingültigen Humor dieser Serie ausmachen. Der Blick für das scheinbar Nebensächliche war es auch, der Larry David mit Komiker Jerry Seinfeld verband: „Das menschliche Dilemma in Banalitäten, das niemand anderem auffiel, interessierte uns.“ Das Produkt dieser Gemeinsamkeit war die Kultserie „Seinfeld“, die den Begriff Sitcom in den 90er-Jahren erweiterte.

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Holpriger Komikerstart

Mit den 200 Millionen Dollar, die Larry David angeblich mit den Rechten von „Seinfeld“ verdient hat, hätte er sich zur Ruhe setzen können. Dass er überhaupt einmal mit Witzen Geld verdienen würde, danach sah es zu Beginn seiner Karriere nicht unbedingt aus. Denn als Stand-Up-Komiker wollten ihm das Publikum den Schmäh nicht abnehmen. Die Antipathie war aber durchaus gegenseitig. Einmal ist er auf die Bühne gegangen, hat etwas länger in den Zuschauerraum geblickt und ist mit den Worten „Na egal“ wieder abgegangen.

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