Filmfestival this human world online: „Sehr viel positives Feedback bekommen“

"All-In" im Programm von this human world: Arbeiten im All-inclusive-Hotel an der türkischen Riviera
Lara Bellon von this human world über die Schwierigkeiten und Chancen eines Online-Filmfestivals

Das Wiener Filmfestival this human world muss heuer bereits zum zweiten Mal online stattfinden. Glücklicherweise hatte die dreiköpfige Festivalleitung – bestehend aus Lisa Heuschober, Michael Schmied und Lara Bellon – schon im Vorfeld eine hybride Filmfestivalform angedacht. Dadurch konnte this human world, dessen Programm sich auf das Thema Menschenrechte konzentriert, relativ flexibel auf die Lockdown-Situation reagieren: „Wir hatten von Anfang an geplant, einen Ausschnitt des Gesamtprogramms online zu präsentieren und den Online-Hub, den wir letztes Jahr kreiert haben, weiter bei zu behalten“, sagt Lara Bellon im KURIER-Interview: „Der Grund dafür war, dass wir sehr viel positives Feedback bekommen haben.“

Bei allen Nachteilen, die ein Online-Festival mit sich bringt, hat es immerhin den Vorteil, auch für Menschen außerhalb Wiens zugänglich zu sein. So kann zumindest auf rund ein Drittel der ursprünglich geplanten 14. Festivalausgabe aus ganz Österreich zugegriffen werden, denn: „Die Lockdown-Ankündigung kam so kurzfristig, dass es nicht möglich war, das gesamte Programm online zustellen. Wir bieten jetzt eine kleine Auswahl an.“

Live-Diskussionen

Um trotzdem ein wenig vom Gefühl eines Festivalcharakters beizubehalten, werden Gespräche mit Regisseuren und Regisseurinnen aufgezeichnet und im Anschluss an die Online-Screenings gezeigt. Zudem gibt es Online-Live-Diskussionen, bei denen sich das Publikum einbringen kann.

Das Programm selbst besteht aus vielfältigen Formaten, die oft zwischen Spielfilm und Doku angesiedelt sind und Genre-Zuschreibungen aufzubrechen: „Es geht uns vor allem um die Geschichten, die erzählt werden“, so Bellon.

Einer der Schwerpunkte des Programms nennt sich „Working Realities“ und reflektiert die Lebensverhältnisse arbeitender Menschen. So handelt etwa der Film „All-In“ von Volkan Üce von zwei jungen Burschen, die an der türkischen Riviera in einem All-inclusive-Hotel arbeiten und mit absurden Urlaubsgewohnheiten westlicher Touristen konfrontiert werden. Ebenfalls in dieser Sektion findet sich „Article 15“: Die Filmemacherin Marie Reinert arbeitete mit einem Kollektiv aus Kinshasa zusammen und dokumentierte die informelle Wirtschaft: „Der Zugang ist sehr spannend, weil der Film aus der einzigen Aufnahme einer Kamera besteht, die von Hand zu Hand gereicht wird.“

Die Schrumpfung des Festivals auf die verkürzte Online-Version hätte viel Enttäuschung mit sich gebracht, resümiert Lara Bellon: „Trotzdem möchte ich betonen, wie sehr wir uns darüber freuen, dass wir einen Querschnitt des Programms unserem Publikum online zeigen können.“

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